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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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zögerte, warf Wheaton einen Blick zu, dann Rusty, und schließlich lief sie hinter Rusty her, sie bellte laut, als wollte sie den Jungen bitten, auf sie zu warten.
    Sie windet sich unter ihm, den Kopf in den Nacken geworfen, ihr bezaubernd blasser Hals warm unter seinen Lippen, ihr Haar auf dem Kissen ausgebreitet. Ihre Haut gibt einen Duft von sich, den er den Rest seines Lebens bei sich tragen wird, einen Duft nach Jasmin in heißen Sommernächten …
    Wheaton kniff die Augen zusammen, als die Flutwelle der Erinnerungen kam, dann nahm er den Besen vom Boden und fegte eilig den Rest der Scherben zusammen.

Sechzehn
    Sheppards erste Runde beim FBI war zu Ende gegangen, weil er sich geweigert hatte, ein Lager zu stürmen, das problemlos ein neues Waco hätte werden können. Seine Erfahrung war, dass Waffen einem nicht unbedingt einen Vorteil verschafften. Ja, sie halfen. Waffen waren – wie Geld – Macht. Aber jede Form von Macht musste gezielt eingesetzt werden, eine Detailfrage, die weder Janet Reno noch John Ashcroft, Politiker an unterschiedlichen Enden des politischen Spektrums, verstanden. Glücklicherweise waren weder Reno noch Ashcroft hier, und glücklicherweise konnte er frei entscheiden, was er mitnehmen und was er zurücklassen sollte. Also machten Goot und er die Sache einfach und wählten die Waffen, die sie normalerweise benutzten.
    Goots Liebling war eine Beretta 92FS 9 mm mit Lasergriff. Wenn man die Pistole in die Hand nahm, ging der Laser an, und man konnte schießen. Er behauptete, so präziser arbeiten zu können. Sheppards Waffe der Wahl war eine P226 Sig Sauer, nicht gerade besonders ästhetisch, aber haltbar, zuverlässig, präzise. Sie verfügte über ein doppeltes Magazin mit fünfzehn Runden 9 mm Parabello-Munition, maß insgesamt nur knapp zwanzig Zentimeter und wog ohne Magazin gerade einmal achthundert Gramm. Es war die glatteste Waffe, mit der er je geschossen hatte, und eine der kleinsten 9-mm-Automatikpistolen überhaupt, eine ganz ausgezeichnete Kampfwaffe. In einer Situation wie dieser würde sie ihm einen Vorteil verschaffen. Außerdem hatten sie eine Remington 20-mm-Schrotflinte dabei, eine Repetierflinte mit Magazinröhre und einer Laufverengung mit Choke-Bohrung, die Sheppard in seinem Kofferraum aufbewahrte. Es war eine ausgezeichnete Waffe für Aufstände und innerstädtische Kampfszenen. Overkill, aber was soll’s.
    Goot fuhr. Sein Jeep hatte Vierradantrieb und kam vollkommen problemlos mit den unbefestigten Straßen im Naturschutzgebiet klar. Sie schlängelten sich einen guten Kilometer durch das Naturschutzgebiet, dann wieder hinaus, nun hinauf in die Berge am Rand. Plötzlich wurde es wieder flach, Felder und Wiesen befanden sich zu ihrer Rechten. Hier und dort standen verlassene Bauernhöfe, alte Zitrushaine wurden vom Unkraut verschluckt. Die Straße, einst befestigt, war voller Schlaglöcher und Risse, wo die Natur begonnen hatte, von dem zerkrümelten Asphalt Besitz zu ergreifen.
    Sie kamen an ein paar Häusern vorbei – bewohnt, wie es aussah –, und direkt danach kam eine kleine weiße Kirche, an der sie abbiegen mussten. Goot fuhr nach rechts auf die Savoy, einen schmalen Weg, kaum befestigt. Banyans standen auf beiden Seiten der Straße, sie waren so groß, dass sich die Zweige über ihren Köpfen ineinander verdrehten und einen Tunnel bildeten. Die Scheinwerfer huschten über riesige, dicke Stämme und blieben dann an dem Stacheldrahtzaun kurz dahinter hängen. Überall standen Schilder: KEIN DURCHGANG, PRIVATGELÄNDE, ZU VERKAUFEN. »Einunddreißigdreißig ist da vorne«, sagte Sheppard. »Mach das Licht aus und fahr zwischen die Bäume.«
    Augenblicke später stiegen sie aus, dann gingen sie zu Fuß zwischen den Bäumen hindurch. Ihre Schuhe ließen trockene Äste knacken, ihre Füße sanken in weiche Betten aus Piniennadeln und verrotteten Blättern. Sheppards Herzschlag wurde schneller, seine Sinne schärften sich. Die Nachtgeräusche wurden deutlicher – Heuschrecken, Frösche, Reptilien, die ins Unterholz huschten. Dies war Longfellows urwüchsiger Wald, voller Bäume, die seit Jahrhunderten hier standen, und so dunkel, dicht und mysteriös wie der Amazonas.
    Bitte lass sie noch am Leben sein, dachte er und fragte sich, wen er das eigentlich bat.
    Als sie aus dem Wald traten, war der Mond noch immer nicht aufgegangen, aber die Sterne schienen so hell, dass ihre Schatten auf der Straße vor ihnen deutlich zu sehen waren. Auf der anderen Straßenseite

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