Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
Vom Netzwerk:
Unterhaltung mit ihm oder einem
erneuten Anbändelungsversuch stand. So hatte er nur selten die Gelegenheit dazu
gehabt. Er hatte es zwar versucht, doch da sie beständig vorgegeben hatte,
beschäftigt zu sein, hatte er es schließlich aufgegeben.
    »Laura?«
    Als sie aufsah, stand Miles, Malcolms jüngster Sohn, in der Tür. Er war
nur drei Jahre älter als Daniel, und bevor die Stimmung im Haus so dermaßen
gekippt war, hatten sie sich eigentlich recht gut verstanden. Ein bisschen
Flirterei hier, ein bisschen Neckerei dort ... Doch als er jetzt vor ihr stand,
hatte sie das Gefühl, einen Fremden vor sich zu haben. Einen Fremden, der sich
vermutlich nicht einen Deut darum geschert hätte, wenn man sie in jener Nacht
umgebracht hätte. Man hätte ihre Leiche verschwinden lassen und wäre einfach
zur Tagesordnung übergegangen. Genau so, wie man es vermutlich schon viele Male
zuvor gemacht hatte.
    »Was willst du?« Mit einem gereizten Blick auf Miles warf sie das Tuch,
mit dem sie zuvor noch im Wohnzimmer Staub gewischt hatte, zur Seite und
verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ist es kindisch zu hoffen, dass sich hier alles wieder einrenken wird?«
    Sie lachte, doch fehlte es diesem Geräusch entschieden an Humor. »Sicher
wird es das. Sobald ich wieder weg bin - auf die ein oder andere Art.«
    Er fluchte. »Das hättest du gar nicht erfahren sollen«, gab er zu und
setzte sich auf die Couch.
    Laura schnaubte. »Das habe ich aber. Außerdem wäre es mir, wenn ich
nicht so blind gewesen wäre, ohnehin irgendwann aufgefallen. Sag, ist euch ein
Mensch so wenig wert, dass ihr so achtlos mit dessen Leben umgehen könnt?«
    »Das ist keine Frage der Wertigkeit. Wir müssen zuerst an unsere eigene
Sicherheit denken. Oder was glaubst du, wie wir es anders hätten schaffen
können, so lange unent-deckt zu bleiben?«
    Insgeheim musste sie zugeben, dass es eine berechtigte Frage war. Sein
Vater war inzwischen fast hundertzwanzig Jahre alt, und auch wenn Laura seine
Antwort nicht gefiel, musste sie ihm zumindest vor sich selbst Recht geben. Sie
wollte sich nicht vorstellen, was geschehen würde, sollte die Öffentlichkeit
von der Existenz von Werwölfen mitten unter ihnen erfahren.
    »Ihr Männer seid doch alle gleich«, zischte sie, in Gedanken bei einem
ganz anderen Thema. »Ihr schert euch alle einen Dreck darum, was ihr anderen
antut. Ihr seid alle so gottverdammt selbstherrlich, dass einem schon schlecht
werden kann davon. Warum habe ich auch nur für einen Moment geglaubt, dass auch
nur einer von euch anders sein könnte? Wenn ihr eine Frau vergewaltigt, dann
ist sie daran schuld. Wenn eine Frau zu viel sieht, wird sie zum Schweigen
gebracht. Im Zweifelsfall bringt man sie einfach um und schmeißt die Leiche auf
den nächsten Autobahnparkplatz ... Ihr kotzt mich an.« Die Bitterkeit, die sich
in ihre Worte geschlichen hatte, hatte ebenso wenig mit den Dingen im Haus zu
tun wie die Worte selbst. Und erschrocken hielt sie die Luft an, als sie an Miles'
schockiertem Gesichtsausdruck erkannte, dass auch er das bemerkt hatte.
    »Laura, möchtest du mir etwas sagen?«
    Ihr wurde speiübel bei seinem vorsichtigen Ton. Und panisch wich sie
zurück, als er sich erhob und auf sie zukam. Die Erkenntnis, dass sie gerade
etwas verraten hatte, was sie niemals jemandem hatte erzählen wollen, was sie
selbst lieber vergessen hätte, machte ihr Angst. »Nein«, zischte sie und
stürzte an ihm vorbei aus dem Zimmer.
        Ihre eigenen Worte hatten sie aufgewühlt. Selbst Stunden später hatte
sie nicht sagen können, warum sie ihr über die Lippen gekommen waren. Für
gewöhnlich hatte sie sich besser unter Kontrolle, doch an diesem Nachmittag ...
    Tränen brannten hinter ihren Lidern und nahmen ihr die Sicht, als sie
zum wiederholten Male auf die Leuchtziffern des Weckers starrte. Dreimal war
sie nun schon eingeschlafen, und dreimal war sie von einem Albtraum wieder
aufgeschreckt. Schon in den vergangenen beiden Nächten hatte sie nicht gut
schlafen können, doch sie wusste, dass sie diesmal gar nicht mehr zur Ruhe
kommen würde. Die Angst, die sich tief aus dem Innersten ihrer Seele befreit
hatte, ließ sie keinen Schlaf mehr finden. Es war selten, dass ihr das
passierte, aber wenn es so weit war, konnte sie auch ebenso gut aufstehen. Es
würde keinen Unterschied machen. Seit vier Jahren war dieses Spiel zur
grausamen Gewohnheit geworden. Wenn es sich jährte, wenn es einen Auslöser
dafür gab ... Und die gespannte Situation im Haus

Weitere Kostenlose Bücher