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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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die Erinnerung lebendig wurde. Als wäre es gestern
gewesen, konnte sie das raue Kratzen der derben Arbeitshose an ihren bloßen
Schenkeln spüren, hörte das fatalistische Geräusch eines Reißverschlusses, der
hastig heruntergezogen wurde, und spürte die Beklemmung in ihrer Brust,
ausgelöst durch den schweren Körper, der sie unter sich begrub. Schweiß, Mist
und eine winzige Spur eines billigen Aftershaves drangen ihr in die Nase, und
Laura atmete tief durch, um den Geruch, der einzig in ihrer Erinnerung bestand,
wieder loszuwerden. Es funktionierte nicht, und blind, da die Welt um sie herum
sich langsam aufzulösen begann, tastete sie nach den Zigaretten.
    Eigentlich rauchte sie nicht. Eigentlich nicht mal, wenn sie betrunken
war. Aber manchmal brauchte sie das Gefühl einer Zigarette in ihrer Hand, und
vor allem brauchte sie deren beißenden Geruch, der alle anderen Gerüche
vertrieb.
    Die Musik hämmerte in ihrem Kopf, unterstrich ihre derzeitige Laune,
während sie achtlos die schmale Zigarette zwischen den Fingern drehte und dabei
die punktförmige Glut beobachtete, die zu einem verschwommenen Kreis wurde, als
sie damit spielte. Leise sang sie mit, spürte, wie die Wut der beiden Sänger
auch sie erfasste, und presste die Lippen zusammen, als das Lied unvermittelt abbrach.
Sie hatte dabei gar nicht mitbekommen, dass die Zigarette fast bis auf den
Filter heruntergebrannt war. Doch streckte sie nun die Hand aus, um sie
schließlich über dem Aschenbecher kreisen zu lassen, bis sie sich sicher genug
fühlte, ihn auch zu treffen. Dabei stieß sie beinahe die Flasche um, und sie
kicherte, während sie mit dem Glück einer Betrunkenen die Flasche am Hals zu
fassen bekam und wieder gerade hinstellte.
    Sie hatte die Flasche schon wieder losgelassen, besann sich dann aber
eines Besseren. Umständlich packte sie sie erneut und klemmte sie zwischen ihre
aufgestellten Knie, während sie den Verschluss aufschraubte. Das Glas war kalt
an ihrer Haut, und sie kicherte, während sie den Verschluss auf den Tisch
fallen ließ und anschließend nach einer weiteren Zigarette fahndete.
    Sie wusste, dass sie ein Bild für die Götter abgab. Sie war
sternhagelvoll, vielleicht hätte sie jetzt aufhören müssen, aber sie wollte
nicht. Noch hatte sie nicht das Gefühl, dass es genug war. Noch liefen ihr
Tränen über die Wangen.
    Etwas irritiert bemerkte sie, dass sie schon weit über die Hälfte der
Flasche geleert hatte, als sie diese, ohne den Umweg über das Glas zu wählen,
das sicher neben ihr auf dem Tisch stand, an die Lippen setzte. Und sie
verschluckte sich, als sie plötzlich, von der Musik fast überdeckt, ein
Rascheln, gefolgt von einem Knurren hörte. Hastig stellte sie die Flasche
zurück auf den Tisch, suchte die angrenzenden Büsche nach dem Eindringling ab
und verharrte, als sie zwei Augen ausmachte, die das Licht der Terrasse
reflektierten. Sie blinzelte kurz, als diese sich zu drehen begannen, und
schüttelte den Kopf, als es nicht besser wurde. Das war keine gute Idee, der
Schwindel, der sie daraufhin befiel, ließ sie selbst im Sitzen um Halt kämpfen,
und als sie wieder aufsah, war das Tier verschwunden.
    »Bei meinem Glück war es Vince«, murmelte sie, zu
betrunken, um sich noch darum zu scheren, dass sie Selbstgespräche führte. Und
sie stöhnte unterdrückt, als nur wenige Minuten später ihre Befürchtung aus dem
Dickicht heraus auf sie zugeschlendert kam.
    »Hau ab«, giftete sie, konnte aber selbst hören, dass ihre Zunge viel zu
schwer war, um noch den passenden Tonfall finden zu können. Und er nahm sie
auch nicht ernst. Mit dem für ihn so typischen spöttischen Grinsen kam er auf
die Terrasse und setzte sich schließlich auf den letzten noch freien Stuhl.
    »Du bist betrunken«, stellte er nüchtern fest, und sie zischte
verärgert.
    »Das war auch der Plan. Und jetzt fang schon an, mich fertig zu machen. Das
kleine Flittchen hat ja wohl nichts anderes verdient, denkst du nicht auch?«
    Interessiert ging sein Blick von ihr zu der, wie sie selbst mit einigem
Staunen erkannte, bis auf das letzte Drittel geleerten Flasche.
    »Worauf wartest du noch?«, fuhr sie ihn schließlich an, als er
beharrlich schwieg, und konnte erkennen, wie er sich mit gehobener Braue ihr
zuwandte.
    »Du weinst.« Seine simple Feststellung brachte sie dazu, ärgerlich mit
den Fingern die Tränen wegzuwischen, ehe sie achtlos mit den Achseln zuckte.
    »Was interessiert es dich?«
    Er neigte ein wenig den Kopf, als schiene er

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