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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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mit?«
    Laura verneinte.
    »Dein Vater wird nicht sehr erbaut darüber sein«, gab Dorit zu bedenken,
als sie von Vince erzählte.
    »Du weißt, dass mir das egal ist«, schnappte Laura sofort und spürte,
wie die alte Bitterkeit wieder in ihr aufwallte. »Außerdem hat er kein Recht,
mir das Haus zu verbieten, und das weißt du genauso gut wie ich.«
    Dorit räusperte sich. Ja, als die Streitereien ausbrachen, hatte ihr
Vater ihr damit gedroht, sie vor die Tür zu setzen. Das hatte allerdings nur
dazu geführt, dass sie über das Jugendamt das Aufenthaltsrecht im Haus ihrer
Eltern erwirkt hatte - als Untermieter. Wenn sie bei ihren Eltern lebte, zahlte
sie Miete, paradoxerweise von dem Geld, das ihr Vater gezwungen war, an sie zu
zahlen. Sie besaß, relativ abgelegen von den Wohnräumen ihrer Eltern, eine
    Einliegerwohnung bestehend aus zwei Zimmern und einem Bad, mit Anspruch
auf Verpflegung, was Laura allerdings nur dann in Anspruch nahm, wenn ihre
Eltern nicht da waren. Schon seit Jahren hatte sie keine gemeinsame Mahlzeit
mehr mit ihren Eltern eingenommen, da sie weder Lust auf das gespannte
Schweigen noch Lust auf die unweigerlich danach folgenden Beschimpfungen gehabt
hatte. Also hatte sie immer erst dann gegessen, wenn ihre Eltern bereits fertig
waren, oder aber sie hatte sich ihr Essen einfach mit ins Zimmer genommen.
    »Ja, aber, Laura, er wird wütend sein ...«
    Laura holte tief Luft, ehe sie es wagte, ihrer Mutter eine Erwiderung zu
geben. Schon immer hatte sie es gehasst, wenn ihre Mutter automatisch versuchte,
zwischen ihr und ihrem Vater zu vermitteln. Seit sie sich erinnerte, hatte
Dorit Petersen alles getan, um ihrer Tochter vorzu-malen, was dieses und jenes
Verhalten ihrerseits bei ihrem Vater auslösen würde. Stets von der Hoffnung
getragen, dass Laura es sich doch wieder anders überlegte und einlenkte. Doch
wie schon damals war Laura auch diesmal nicht bereit, sich auf dieses Spiel
einzulassen.
    »Und was wirst du sein?«, fragte sie so gelassen, wie es ihr noch möglich
war, zurück und erhielt ein verlegenes Räuspern zur Antwort.
    »Ich werde mich freuen«, meinte die andere Frau schließlich leise, und
Laura verspürte einen leisen Stich im Herzen. Trotz allem kam sie nicht darum,
ihre Mutter, die sie die meiste Zeit ihres Lebens bemitleidet hatte, zu lieben.
Sofern es in ihren Möglichkeiten stand, hatte sie ihr immer versucht zu helfen,
auch wenn dies nie dahingehend gelaufen war, dass sie sich gegen ihren Mann
gestellt hatte. Dazu war Dorit Petersen einfach nicht stark genug.
    »Danke, Mutter. Ich muss jetzt Schluss machen. Wir sehen uns dann
morgen.« Sie hatte den Finger schon auf dem Knopf zum Auflegen, als sie noch
ein >Ich habe dich lieb< hörte. Schweigend sah sie danach auf Patrick,
nicht fähig, auch nur einen Ton herauszubringen, aus Angst, dass sie dann
erneut in Tränen ausbrechen würde.
    »Deine Mutter?«
    Stumm nickte Laura.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dass sie sich freut«, brachte sie gerade noch hervor, als die Tränen
auch schon zu laufen begannen.
    »Komm her.«
    Eigentlich hatte sie für sich beschlossen, Befehle jeglicher Art nicht
ausstehen zu können, aber dieser hier entsprach exakt dem, was sie selber
gerade fühlte. Und so brauchte sie auch keine Sekunde, bis sie neben Patrick
lag. Sein Arm schlang sich sofort um sie und zog sie an seine Brust. Ruhig
wartete er darauf, dass sie wieder zu sprechen anfangen würde.
    »Ich bin eigentlich nicht so nah am Wasser gebaut«, meinte Laura nach
einer Weile und spürte, wie er ihr zur Antwort mit den Fingern durch das Haar
zauste.
    »Das weiß ich.«
    Sie lachte leise bei seiner gleichmütigen Antwort. Ihre Tränen waren
ebenso schnell gegangen, wie sie gekommen waren. Und auch, wenn sie sich noch
immer verwirrt und verletzlich fühlte, bei Patrick hatte sie das Gefühl, sich
damit in guten Händen zu befinden. Bei ihm hatte sie das Gefühl, dass es in
Ordnung war.
    »Du meinst es wirklich ernst mit mir.« Es war nur eine halbe Frage, die
sie mehr verwundert an ihn stellte und ihn dazu bewegte, sie auf seinen Schoß
zu ziehen. Die Knie links und rechts von seinen Hüften in die Matratze
gestemmt, sah sie auf ihn hinab.
    »Habe ich dich etwas anderes glauben lassen?«
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf und fuhr mit den Fingerspitzen über
seine stoppelige Wange.
    Sie hätte noch so vieles sagen können. Dass es der reine Wahnsinn war,
was sie hier taten, dass sie niemals eine Chance hätten ... Aber alles, was

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