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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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sie hier beobachtet, hatte
sogar ein Bild von ihr gemacht. Allein der Gedanke daran reizte sie mindestens
ebenso sehr, wie er ihr Angst machte. Wenn er nicht wäre, würde sie nicht nach
Deutschland müssen. Allerdings wäre sie Patrick auch nie wieder begegnet, wenn
er nicht wäre ...
    Verbissen schrubbte sie sich die Farbe von der Haut. Eigentlich müsste
sie wütend auf Patrick sein. Immerhin war er es, der sie bei ihren Eltern
wissen wollte. Aber sie konnte ihn verstehen, und das war es, was es so
schlimm machte. Sie wusste, dass er Recht hatte.
    Als sie ins Wohnzimmer kam, war es bereits nach elf Uhr. In einer Stunde
würde sie ihre Eltern anrufen müssen. Sie fürchtete sich davor, musste sie doch
damit rechnen, dass sie ihren Vater am anderen Ende erwischen würde. Sicher,
die Chance, dass ausgerechnet er ans Telefon gehen würde, war ausgesprochen gering.
Er mochte es nicht, lediglich mit einer Stimme ohne Gesicht zu sprechen,
weshalb er das zumeist seiner Frau überließ. Aber die Chance bestand, weswegen
sie das auch vor sich hergeschoben hatte.
    Sie war nicht allein im türlosen Wohnzimmer. Robert, Daniels Vater,
Steve und Kenneth waren ebenfalls dort. Miles war mit Daniel in die Stadt
gefahren, wo der Rest steckte, wusste sie nicht. Aber keiner von ihnen sagte
ein Wort, als sie sich auf eines der Sofas fallen ließ und es sich dort bequem
machte. Es schien, als wollte man sie mit Absicht so lange in Ruhe lassen, bis
sie von allein wieder anfing zu reden. Doch dazu stand ihr momentan noch nicht
der Sinn. Und die Beine angezogen, den Oberkörper in die vielen Kissen
gekuschelt, war sie schon innerhalb weniger Minuten vor Erschöpfung
eingeschlafen.
    Sie wachte erst wieder auf, als zwei Arme unter sie glitten und sie
hochgehoben wurde. Verblüfft blinzelte sie in
    Patricks Gesicht, das nur wenige Zentimeter über ihr schwebte. »Wie spät
ist es?«, fragte sie heiser und sah ihn lächeln.
    »Halb eins«, meinte er ruhig, während er sich mit ihr auf den Weg nach
oben machte. »Du hast die ganze Zeit seelenruhig geschlafen.«
    Noch immer nicht ganz wach, kuschelte Laura sich an ihn, versteifte sich
dann aber. »Ich muss meine Eltern anrufen«, stieß sie hervor und wollte sich
von ihm losmachen, doch er hielt sie fest. »Das kannst du auch oben.«
    Seufzend gab Laura nach und wartete, bis er sie in seinem Schlafzimmer
wieder absetzte. Er schien also davon auszugehen, dass sie auch diese Nacht bei
ihm verbringen würde. Aber wollte sie das? Sie war sich darüber noch nicht ganz
im Klaren, und er schien ihr ihre Bedenken angesehen zu haben.
    »Ich erwarte nichts von dir. Ich weiß, dass du noch sauer auf mich
bist«, erklärte er ruhig, und sie lächelte entschuldigend. Doch dann runzelte
sie die Stirn. Wann hatten ihre Sachen den Weg in dieses Zimmer gefunden?
Misstrauisch sah sie zu Patrick herüber.
    »Ich war zu voreilig«, stellte er daraufhin trocken fest und entlockte
damit sogar ihr ein kleines Grinsen.
    »Vielleicht«, meinte sie unbestimmt und griff nach ihrem Handy, das er
auf die Kommode gelegt hatte. Unsicher sah sie auf das Display, und es dauerte
eine Weile, ehe sie den Mut dazu fand, die Nummer ihrer Eltern aufzurufen. Und
gespannt hielt sie die Luft an, als das Freizeichen ertönte.
    »Mama?«, fragte sie schüchtern, als eine Frauenstimme sich am anderen
Ende meldete. Die Verbindung war derart gut, dass Laura das Gefühl bekam, als lägen
keine Tausende Kilometer zwischen ihnen, und augenblicklich kehrte der alte
Schmerz zu ihr zurück.
    Sie konnte hören, wie Dorit Petersen tief Luft holte, und zwang sich,
schnell zu sagen, weswegen sie anrief. »Ich komme für eine Weile nach Hause.«
    Sie schaffte es nicht, dem darauf folgenden Wasserfall am anderen Ende
zu lauschen. Ihre Mutter redete wie wild auf sie ein, und alles, was sie
mitbekam, war die am Ende gestellte Frage nach der Uhrzeit. Sie reichte die
Frage an Patrick weiter.
    »Acht Uhr morgens kommen wir in Hamburg an«, erklärte sie ihrer Mutter,
die daraufhin wieder zu einer Rede ansetzte. Doch Laura wiegelte ab. »Mama,
bitte. Ich muss auch an die Telefonkosten denken. Können wir das nicht morgen
diskutieren? Ich werde frühestens um elf da sein. Du musst uns nicht abholen,
Patrick hat einen Wagen angemietet ...«
    Sie wurde unterbrochen. »Wer ist Patrick?«
    Mit einem kleinen Lächeln sah sie zu dem Mann herüber, der sie vom Bett
aus beobachtete. »Mein Freund.«
    Eine Weile blieb es ruhig am anderen Ende. »Und er kommt

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