Die Spur der Woelfin
sie
daraufhin tat, war, sich zu ihm herabzubeugen und ihm einen flüchtigen Kuss zu
geben. Zumindest hatte sie das vorgehabt. Doch als ihre Lippen einander
berührten, legte sich seine Hand in ihren Nacken und hielt sie dort fest.
Ihre Position hatte es ihr unmöglich werden lassen, nicht zu bemerken,
dass er bereits erregt gewesen war. Und sie stöhnte leise, als seine
Männlichkeit nun noch weiter anschwoll und sich fest gegen ihre Scham presste.
Und von ihrem eigenen Verlangen angestachelt, schlang sie die Arme um seinen
Hals und rieb sich leicht an seiner Erregung, was ihm ein leises Knurren
entlockte.
»Das heißt wohl, dass du nicht mehr böse auf mich bist«, hörte sie ihn
dicht an ihren Lippen sagen und stöhnte, als seine Hände sich im gleichen
Moment um ihre Brüste schlossen.
Es hatte schon seine Gründe, wenn man in dieser Region eine Beerdigung
derart früh am Morgen ansetzte. Es war Hochsommer, und es wurde hier warm
genug, um eine Aufbahrung zu einem späteren Zeitpunkt unmöglich werden zu
lassen.
Allerdings hätte man sich um eine Aufbahrung auch keine Gedanken machen
müssen. June und Peter DAbots Zustand verbot es, diesen rituellen Teil
auszuführen. Stattdessen wurde der halbstündige Gottesdienst vor zwei
geschlossenen Särgen gehalten. Und Laura war Doreen direkt dankbar darum. Sie
glaubte nicht, dass sie es ertragen hätte, ihren beiden verstorbenen
Arbeitgebern noch einmal zu begegnen. Noch immer waren die Erinnerungen an den
Abend, an dem sie sie gefunden hatte, viel zu frisch.
Und auch wenn sie ihre Albträume inzwischen unter Kontrolle hatte, so
musste sie doch fürchten, dass sie wiederkehren würden, sollte sie noch mal in
diese beiden Gesichter blicken müssen.
Und auch für Josh und Sandra war sie dankbar darum. Laura saß zusammen
mit Patrick nur eine Bank hinter den beiden Kindern, und es schnitt ihr ins
Herz zu sehen, wie die beiden sich mitten in der Predigt an ihre weinende Tante
wandten, um zu fragen, ob Mama und Papa bald wiederkommen würden. Sie waren
schlicht noch zu klein, als dass sie die Tragweite der Geschehnisse der letzten
Wochen hätten verstehen können.
Laura bemerkte erst, dass auch sie weinte, als Patrick ihr stumm ein
Taschentuch in die Hand drückte. Die ganze Zeit über hatte er unbewegt neben
ihr gesessen, hatte ihre Hand gehalten und mit reglosem Gesicht der Andacht
zugehört. Und kurz ertappte Laura sich dabei, wie sie wütend auf seine Gleichgültigkeit
wurde, mahnte sich dann aber, nicht ungerecht zu sein. Patrick war kein
Familienangehöriger oder ein Vertrauter der Familie gewesen. Für ihn waren die
D´Abots Fremde, und sie konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen, wenn er nicht
um Fremde trauerte.
Die D´Abots waren eine alte und durch Peters politische Tätigkeit im
Senat auch eine bekannte und einflussreiche Familie gewesen. Und keiner, der
etwas auf sich hielt, nicht mal die Presse, die vom Sicherheitsdienst
allerdings in gesundem Abstand gehalten wurde, ließ es sich nehmen, anwesend zu
sein. Wer einen Platz bekam, nahm am Gottesdienst teil, die Übrigen mussten
sich damit begnügen, zu warten und sich anschließend dem Trauerzug zum Friedhof
anzuschließen.
Für einen traurigen Anlass war dies definitiv das falsche Wetter, schoss
es Laura durch den Kopf, als sie an Patricks Arm ins Freie trat und, von der
Sonne geblendet, eine Hand vor Augen halten musste, um nicht in ihren
Vordermann zu laufen. Es hätte regnen sollen, zumindest aber bedeckt sein müssen.
Der strahlende Sonnenschein ließ einen an Leben und Freude denken und nicht
daran, dass man hier gerade zwei Menschen beerdigte.
Auch Sandra und Josh schienen dieser Ansicht zu sein. Ihr kindlicher
Verstand weigerte sich schlicht zu begreifen, was mit den Eltern geschehen war.
Stattdessen wirkten die Kleinen so fröhlich und ausgelassen, wie Laura sie
damals kennen gelernt hatte. Quietschvergnügt liefen sie neben ihrer Tante
einher und schienen nicht im Mindesten für die Trauer der Frau empfänglich zu
sein. Laura beneidete sie darum. Auch sie wäre gerne unempfänglicher für das
stumme Leid von Junes Schwester. Doch wann immer ihr Blick den steifen Rücken
der vollkommen in Schwarz gekleideten Frau traf, durchfuhr ein scharfer Stich
sie, und die Bilder jener Nacht tauchten wieder vor ihrem inneren Auge auf.
Von Anfang an hatte Laura es geahnt, gehofft und gefürchtet. Während des
Gottesdienstes hatte sie es noch vermeiden können. Und als der Priester die
beiden Leichname ihren
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