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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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Plätzen in der Familiengruft überantwortet hatte und die
Trauergemeinde bereits aufbrechen wollte, hatte sie schon aufgeatmet. Sie würde
nicht an der anschließenden Trauerfeier teilnehmen. In einer Stunde würde ihr
Flieger gehen.
    Und sie hatte sich mit Patrick bereits zum Gehen gewandt, als das
geschah, was sie am liebsten hatte vermeiden wollen. Aus dem Augenwinkel heraus
konnte sie sehen, wie Josh sie bemerkte und im Spielen mit seiner Schwester
innehielt.
    »Laura!«, hörte sie ihn rufen und erstarrte mitten im Lauf. Und
natürlich entging auch Patrick, der noch immer den Arm um sie gelegt hielt,
ihre Reaktion nicht. Auch er blieb stehen, und sie versteifte sich, als er
beruhigend über den Stoff ihres Blazers strich.
    »Ich ertrag das nicht«, flüsterte sie ihm tonlos zu und sah, wie er mit
verkniffenem Mund nickte. Doch für eine Flucht war es zu spät. Josh hatte nicht
nur seine Schwester auf sie aufmerksam gemacht, er hatte auch Doreen an der
Hand gefasst und zog das Mädchen und die Frau zu ihr herüber.
    »Hallo, mein Kleiner«, presste Laura erstickt hervor. Jede Faser ihres
Körpers war gespannt, ihr Magen hatte sich verkrampft, und sie fragte sich, wie
sie es dennoch schaffte zu lächeln.
    Als Josh sich an ihre Beine klammerte, erwiderte sie automatisch die
Umarmung, fuhr mit den Fingern durch die blonden Haare des Kindes und wünschte
sich doch im gleichen Augenblick ganz weit weg. In diesem Moment wäre sie sogar
lieber bei ihren Eltern gewesen als in der Nähe dieser beiden Kinder. Was
sollte sie ihnen nur sagen?
    Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Eine Stille,
von der es nicht mal Patrick für nötig zu halten schien, oder es konnte, sie zu
durchbrechen. Sonst eigentlich stets darauf bedacht, eine angenehme, wenn auch
oberflächliche Unterhaltung zu führen, deren Fäden er in den Händen hielt,
begnügte er sich nun, in einer Situation, in der sie beinahe alles darum
gegeben hätte, wenn er die beklemmende Stille gelöst hätte, mit schüchtern
Schweigen. Erst durch Sandra löste sich die Beklemmung, die auf allen zu lasten
schien.
    »Wann kommst du wieder, Laura?«
    Und Laura blieb für den Bruchteil eines Augenblicks das Herz stehen. »Es
tut mir Leid, Sandra. Aber ich werde gleich zu meinen Eltern fliegen.« Ja, sie
hätte jetzt dazu sagen können, vielleicht sogar müssen, dass sie bereits in
wenigen Wochen, wenn alles gut ging in wenigen Tagen, wieder zurückkehren
würde. Doch war es ihr lieber, wenn Sandra glaubte, dass sie zu ihrer eigenen
Familie zurückginge.
    »Du kommst gar nicht wieder?«
    Laura schluckte. Eigentlich hatte sie das Kind nicht so offen anlügen
wollen. Sie mochte das Mädchen, und das war schlicht nicht fair. Aber genauso
gut war es nicht fair, dass sie jemals in eine solche Situation hatte geraten
müssen.
    »Ich werde erst mal bei meinen Eltern bleiben«, erklärte sie heiser und
sah, wie das Mädchen bekümmert ihre Lippen verzog. Ein dicker Knoten entstand
in Lauras Hals, und beinahe schon flehend sah sie zu Patrick auf.
    »Wenn du deine Maschine bekommen willst, werden wir jetzt losmüssen,
Laura«, warf er auch ein, und im Stillen dankte sie ihm dafür.
    »Weißt du, Sandra, ich habe meine Familie schon lange nicht mehr
gesehen. Und ich vermisse sie.« Eine noch größere Lüge hätte sie nicht
hervorbringen können. Aber das war wohl auch eine Aussage, die das Mädchen am
wenigsten verletzen würde. Und als diese sich zu ihrem Bruder gesellte, der sie
noch immer nicht wieder losgelassen hatte, schloss sie auch um Sandra die Arme
und beugte sich herab, bis ihr der Geruch des Shampoos, das sie noch am Morgen
benutzt hatte, in die Nase stieg.
    »Ich hab euch lieb«, murmelte sie so leise, dass selbst sie Mühe hatte,
es zu verstehen. Doch als sie aufsah und Patricks Blick bemerkte, wusste sie,
dass auch er es gehört hatte.
    Als sie endlich am Flughafen ankamen, durfte sie feststellen, dass
keiner es sich hatte nehmen lassen, sie am Flughafen zu erwarten und zu
verabschieden. Dies hatte allerdings zur Folge, dass Laura nun, als die
Maschine sich in die Lüfte erhoben hatte, nicht nur mit einem Muskelkater in
den Beinen zu kämpfen hatte, sondern auch mit mehreren neuen blauen Flecken,
die ihr Verabschiedungskomitee ihr hinterlassen hatte. Und sie glaubte, dass
Daniel ihr mindestens eine Rippe gebrochen hatte, als er sie ungestüm in die
Arme gerissen hatte.
    Vince saß neben ihr, hatte allerdings bisher nicht ein Wort an sie
verloren. Und

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