Die Spur der Woelfin
gerade zimperlich,
aber selbst ihm wurde es flau im Magen, als er daran dachte, wie der vorige
Tatort ausgesehen hatte. Er hatte sich eine Schülerin geschnappt, sie
vergewaltigt und ihr dabei die Kehle aufgebissen. Das Ding war noch ein halbes
Kind gewesen, und als sie die Leiche gefunden hatten, hatte er noch immer die
Angst in dem leblosen Gesicht erkennen können.
Er bekam Angst, als er daran dachte, wie knapp Laura Dave verpasst haben
musste. Sie hatten sein Hotel gefunden und waren seiner Spur gefolgt. Sie war
frisch gewesen, und sie hatten angenommen, dass er höchstens fünfzehn Minuten
Vorsprung hatte haben können. Nur eine Minute früher, und Laura wäre ihm
vermutlich direkt in die Arme gelaufen.
Hastig schob er den Gedanken an Laura zur Seite. Er durfte sich jetzt
nicht von seinen Gefühlen ablenken lassen. Sie war mit Vince in Sicherheit, das
war alles, was zurzeit zählte.
»Und was sollen wir stattdessen tun? Ich kann nicht alle durch die Stadt
hetzen, nur um eine mögliche Fährte ausfindig zu machen.«
Brian hob die Schultern. »Vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig«,
wandte er daraufhin ein, und Patrick hatte Mühe, das wütende Knurren, das in
ihm aufstieg, zu unterdrücken. Im Prinzip war es aussichtslos. New Orleans war
nicht wirklich groß, aber mit den Vororten zusammen war selbst diese Größe zu
viel für acht Personen. Unmöglich, eine auch nur halbwegs frische Spur zu
finden.
»Es muss einen anderen Weg geben«, erwiderte er, doch Brian schüttelte
den Kopf.
»Aber wir könnten es zumindest probieren«, versuchte er es erneut. »Dave
liebt das Stadtleben, wenn er auch nur einen Cent in der Tasche hat, dann wird
er ihn im Stadtkern unter die Menschen bringen wollen. Wenn wir dort anfangen,
wird es vielleicht funktionieren.«
Patrick war nicht zu stolz, um auf die Ratschläge eines Rudelmitgliedes
einzugehen. Und wenn Brian meinte, dass es zumindest eine winzige Chance gäbe,
ihn so aufzuspüren, würde er sie ganz gewiss nicht ungenutzt lassen. So
zumindest kamen sie im Moment auch nicht weiter.
»Dann schnapp dir Miles und Steve und fahr los, ich teile die anderen
auf.«
Brian nickte knapp und war auch schon kurz darauf verschwunden.
Patrick brauchte nicht lang, um auch die Übrigen in Gruppen aufzuteilen.
Er selbst würde mit Robert und Daniel
in die Stadt fahren und sich umsehen und verfluchte sich im Stillen
dafür, dass er Vince mit Laura nach Deutschland geschickt hatte. Er hatte dem
zugestimmt, weil Vince Laura am besten würde beschützen können. Doch war Vince
leider auch derjenige mit der besten Nase unter ihnen, und sein Fehlen machte
sich nun schmerzlich bemerkbar.
Patrick hasste das Nachtleben. Seine Nase war zu fein und sein Gehör zu
gut ausgeprägt, als dass er den Geräuschpegel und die vielen Gerüche in Diskos,
Bars und Pubs lange ertragen konnte. Er wusste zwar, dass die meisten anderen
es genossen, sich unter Menschen zu bewegen, doch für ihn besaß diese Art der
Vergnügung keinerlei Reiz. Aus diesem Grund war er auch schon mehr als nur
wenig gereizt, als er die Tür zur vierten Bar an diesem Abend aufstieß.
Beißender Tabakgeruch stieg ihm in die Nase, vermischte sich mit den
Alkoholausdünstungen und Körpergerüchen der Gäste und verursachte ihm Übelkeit.
Doch er bezwang den leichten Brechreiz und marschierte, gefolgt von Daniel und
Robert, in den Wirtsraum.
Er ahnte, dass sie auffällig waren. Jeder in diesem Raum war farbenfroh
gekleidet und schien sich bestens zu amüsieren. Paare saßen in den Nischen und
warfen sich über die Ränder ihrer Gläser verliebte Blicke zu, während andere
sich auf der kleinen Tanzfläche zu Sambaklängen bewegten. Doch Patrick hatte
keinen Nerv, um sich auch noch nur ein winziges Lächeln auf die Lippen zu
zaubern. Es würde ohnehin nicht helfen. Sie waren weder passend gekleidet, noch
machten ihre suchenden Blicke den Eindruck, als würden sie nur nach einem
passenden Tisch suchen, den es hier ohnehin nicht gab.
Eine wenig bekleidete Frau, die vielleicht in Lauras Alter sein mochte,
schob sich an ihm vorbei, und Patrick
hielt die Luft an, als die dichte Parfumwolke, die sie umgab, ihn traf.
Zu spät, für Minuten hing der Geruch in seiner Nase, vertrieb alles andere und
verstärkte die Übelkeit. Und er musste ein ärgerliches Knurren unterdrücken,
als sie sich zu ihm umdrehte und frech zuzwinkerte, ehe sie ihren Weg durch die
Herumstehenden fortsetzte.
Kurz wallte Eifersucht in ihm auf, als er sich
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