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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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jetzt noch bekam sie ein boshaftes Lächeln, wenn sie an
diesen Moment dachte.
    »Hast du jemanden umgebracht?«
    Als sie sich zu der Stimme umdrehte, lehnte Vince im Türrahmen. Vince,
der sie in den letzten Tagen ebenfalls immer wieder auf die Palme gebracht
hatte, dabei allerdings bei weitem nicht so boshaft geworden war wie ihr Vater.
Faszinierenderweise hatte sich der verbale Schlagabtausch zwischen ihnen zu
einem Selbstläufer entwickelt, der sie zwar mitunter nervte, sie meistens
allerdings aufheiterte. Vince schaffte es wie kein anderer, sie von der
angespannten Stimmung im Haus abzulenken. Und allein seine Anwesenheit war eine
beständige Erinnerung daran, dass ihr Aufenthalt hier nur befristeter Natur
war. Sie würde zurückkehren, und sie würde an einen Ort zurückkehren, an dem
sie sich geborgen fühlte. Mehr denn je schien Patrick für sie eine Art
Rettungsanker geworden zu sein, und Vince, der streng genommen dessen Stiefsohn
war, ließ sie das in keinem Moment vergessen. »Nein, aber viel hat nicht
gefehlt.« Und Vinces gehobene Braue brachte sie doch tatsächlich zum Lachen.
»Soll ich das vielleicht nachholen?«
    Lachend schüttelte sie den Kopf und konnte spüren, wie ihre Wut langsam
verrauchte. »Nein, danke. Wenn, dann erledige ich das selbst. Mein Vater
besitzt einen verflucht großen Häcksler.«
    Ihr grimmiges Grinsen entlockte selbst ihm ein schwaches Lächeln. »An
Kreativität mangelt es dir also nicht.«
    »Nein«, erwiderte sie trocken, holte aber tief Luft, als die
Anschuldigungen ihres Vaters erneut in ihren Ohren nachhallten. »Ich muss hier
raus.« Erneut mit ihrer Wut kämpfend, marschierte sie an Vince vorbei zur Tür
hinaus und überließ es ihm, ihr zu folgen.
    Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, ihr nachzugehen. Er hatte die Drohung
des ersten Tages hier wahrgemacht. Laura konnte sich nicht vom Hof entfernen,
ohne dass er sie begleitete. Einzig auf dem Hof durfte sie sich frei bewegen,
und das auch nur, weil sie ihn angeschrien hatte, als er sie auch hier nicht
aus den Augen lassen wollte. Es zerrte an ihren Nerven, und wenigstens in
diesem Punkt hatte er ihr schließlich nachgegeben.
    Daraufhin hatte sie es sich wiederum zur Angewohnheit gemacht, ihn in
solchen Momenten zu ignorieren. Wenn er ihr auf Schritt und Tritt folgen wollte,
musste er sich ihr anpassen. Und wenn er nicht schnell genug war, war sie weg.
    Vince ließ sich in dem Moment auf den Beifahrersitz fallen, als sie
gerade den Motor anließ. Knapp verzog sie die Lippen, sagte aber kein Wort,
während sie aufs Gas trat und mit aufheulendem Motor vom Hof jagte.
    Eigentlich hätte sie keine Viertelstunde zur Küste gebraucht, doch Vince
bestand schließlich auf einen kleinen Zwischenstopp, um etwas zu essen. Diesen
Abend hatten sie beide noch nichts gehabt, und wenn sie sich auch im Moment
nicht in der Lage fühlte, auch nur einen Bissen herunterzubekommen, so
überzeugte sie doch Vinces Magenknurren davon, dass sie etwas würden essen
müssen.
    »Ich habe kein Geld bei mir«, erklärte sie wirsch, doch mit einem
schiefen Grinsen zog Vince den weißen Umschlag mit Patricks Geld hervor, den
sie ihm im Flugzeug so aufgebracht hingeworfen hatte.
    »Patrick lädt uns alle ein«, erwiderte er, und sie gab auf.
    Da die Mengen, die Vince benötigte, um satt zu werden, viel zu auffällig
waren, um in einem Restaurant zu essen, hielten sie schließlich bei einem
kleinen Italiener im Nachbardorf an, um dort etwas rauszuholen. Gesche und sie
hatten das früher öfter gemacht, wenn sie zum Strand gefahren waren. Allerdings
hatten sie sich dann von zu Hause Besteck mitgenommen. Jetzt allerdings mussten
sie vorher noch in den Supermarkt, um sich dort welches zu holen.
    Diese kleine Eskapade steigerte Lauras Laune, und so schaffte sie es,
als sie endlich mit Pappkartons bewaffnet am Strand eintrafen, sogar etwas zu essen.
    Es war Mitte August, zwar war es bereits nach sieben, aber es war noch
immer warm, und Laura begann langsam zu bereuen, dass sie so überstürzt
aufgebrochen war. Sie hatte sich nicht mal die Zeit genommen, sich einen Bikini
anzuziehen, und wehmütig sah sie auf das Wasser, das gerade seinen höchsten
Punkt erreicht hatte. Wie der Zufall es so wollte, war ausgerechnet jetzt Flut,
und das zeigte ihr deutlich, wie nachlässig sie in ihrer Hast gewesen war.
Seufzend sah sie über den schmalen Sandstrand. Das hier war nicht wirklich der
Traumstrand für Kurgäste. Er war klein, nicht sonderlich lang und besaß

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