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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Julia.«
    »Was zu essen?« Inzwischen war sie hungrig geworden.
    Sven zog seine Schreibtischschublade auf und entnahm ihr einen von seinem unbegrenzten Vorrat an Schokoriegeln. Julia griff zu. Wenigstens etwas.
    »Rose Lux ist nicht nur im Casino beschäftigt, sondern auch in einer Imbissbude in Münster.«
    »Ach.« Davon hatte der Vater nichts gesagt. Vielleicht wusste er es nicht so genau.
    Sven gab ihr die Adresse. »Dort ist sie auch seit zwei Wochen nicht gewesen. Aber sie ist überfällig. Hat da ‘n Nebenjob. Sie hätte gestern Spätschicht gehabt. Der Laden hat bis Mitternacht auf.«
    »Woher weißt du das?« Julia war überrascht.
    »Vom Besitzer.«
    »Nein. Dass sie einen Nebenjob hat.«
    »Von der Minijobzentrale.«
    Dass Sven darauf gekommen war, dort nachzufragen! Julia war das nicht eingefallen.
    »Und die haben sie nicht vermisst?«
    »Der Besitzer war stinksauer. Das war alles. Der hatte keine Ahnung, wo sie stecken könnte.«
    »Also warten.« Geduld war nicht Julias Sache.
    »Nö.« Sven angelte sich auch einen Schokoriegel aus der Schublade, pellte ihn aus dem Papier und ließ es einfach fallen. »Heute ist der Tag der Überraschungen für dich, Julia.«
    Conrad öffnete das Fenster und setzte sich wieder. »Nun mach schon, Sven. Ich muss nach Hause.«
    »Während ihr euch in der Landschaft rumtreibt, hab ich hier gearbeitet.«
    Julia verdrehte die Augen und steckte sich das letzte Stück Schokolade in den Mund. Es schmolz süß.
    »Ich habe ihr Handy überprüft.«
    »Und?« Darauf hätte Julia selbst kommen können. So etwas wäre ihr früher nicht passiert.
    »Es war ausgeschaltet.«
    »Na klasse.«
    »Bis heute.« Er grinste.
    »Sven?« Julia fand, dass er nervte.
    »Ein Abschleppservice ist angerufen worden. In der Nähe von Berlin.«
    »Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen.« Julia schämte sich ein bisschen für ihre schlimmen Befürchtungen.
    »Sicher. Nur komisch ist es schon, dass das Handy kurz nach dem Anruf abgeschaltet worden ist.«
    »Batterie leer?«, warf Conrad ein, weiß, wie das Pflaster auf seiner Stirn.
    »Ich fahr dich heim.« Julia schnappte ihre Tasche.
    »Quatsch.«
    »Du hättest schon die ganze Zeit nicht fahren dürfen.« Sie stopfte Svens Ausdrucke hinein.
    »Sagt wer?« Er war so ein starrsinniger Idiot.
    »Wir können ja mal ein Röhrchen mit deinem Blut füllen lassen.« Darin würde man sicher noch Reste von den Medikamenten finden, die man Conrad im Krankenhaus verabreicht hatte und die seine Fahrtüchtigkeit einschränkten. Schließlich ließ er sich erweichen und wankte hinter Julia her. Sie drehte sich noch einmal um, sagte »danke, Sven« und nahm Conrads Autoschlüssel an sich.

22
    Hinter dem Regen glänzte das Autobahnschild verlockend. Ohne nachzudenken bog ich auf die A10 in Richtung Hamburg ein. Hamburg. Wenn ich dieser Autobahn folgte, wäre ich in Kürze bei Thetis. Doch die Karte schickte mich weiter in Richtung A2: Magdeburg. Hannover. Osnabrück. Münster. Ich fuhr langsam, der Wagen lag unsicher auf der Straße. Inden letzten Minuten hatte Sturm die Wolken aufgetürmt, zusammengeschoben und zu einer granitfarbenen Wand verdich­tet, das in der Ferne in ein bedrohliches Gelbgrau überging. Diese Farbe brachte das Unwetter. Kurz darauf krachten Donner und Blitz. Ich zuckte. Dann sah ich nichts mehr außer den rötlichen Fünkchen der Rücklichter, die den Wagen vor mir markierten. Die Scheibenwischer wedelten wie irre. Am liebsten hätte ich angehalten, aber im Rück­spiegel drohte der Kühler eines LKW. Der Scheißkerl fuhr so dicht auf, dass ich nicht wagte, auf den Standstreifen zu fahren. Vor mir wurden die Fünkchen deutlicher, größer, Rück­lichter. Ich stieg auf die Bremse. Jetzt ist es vorbei. Aber nichts geschah, als dass der LKW links an mir vorüberbrummte. Ich stand. Ein Stau.
    Ich regelte die Lautstärke des Radios hoch gegen das Prasseln auf dem Autodach. Das hatte mir noch gefehlt. Warum war ich Idiot auf die Autobahn gefahren? Ich lehnte mich im Sitz zurück und schloss die Augen. Als ich sie wiederöffnete, war nichts passiert. Ein anderer LKW stand neben mir. Im Radio kamen Verkehrsnachrichten und eine Unwet­termeldung. Man solle sich in Acht nehmen vor Windböen, Starkregen und umstürzenden Bäumen. Letztere waren weniger mein Problem. Blitze zuckten über den Himmel. Blaues Wetterleuchten. Nein. Auf dem Seitenstreifen fuhren zwei Streifenwagen mit Blaulicht vorbei. Ein Martinshorn jammerte durch den Trommelwirbel auf

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