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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Armen.
    An diesem Morgen schien alles wie am Schnürchen zu laufen. Sie fanden Pascal Brunner in seiner Wohnung in der Rekener Straße. Ein Mann, der aussah wie Garfields schlankerer und verschlagener Zwilling, öffnete, kniff die Augen zusammen, krachte die Tür ins Schloss, oder fast, wenn nicht Julia ihren Fuß riskiert hätte, und sprintete durch den Flur. Wahrscheinlich hatte er irgendwo ein Fenster offen, das er zu erreichen hoffte. Conrad bekam ihn zu fassen, als die nächste Tür ihn aufhielt, riss ihn herum und donnerte ihm seine Faust ins Gesicht. Langsam rutschte der Rothaarige an der Wand herunter und blieb mit aufgeplatzter Lippe auf dem Boden sitzen. Seine Genugtuung konnte Conrad nur mühsam verbergen.
    »Herr Brunner?«
    Na, wenigstens fragte Conrad noch, ob er den Richtigen erwischt hatte.
    »Ihr kriegt eine Anzeige, Drecksbullen«, knurrte es statt einer Antwort von unten. »Scheißstaat.«
    »Sie zuerst. Ziehen Sie sich was an und kommen Sie mit.«
    Der Mann auf dem Boden tropfte sein T-Shirt mit Blut voll und machte keine Anstalten, aufzustehen. Conrad zerrte ihn am Arm hoch, stieß eine Tür auf, hinter der sich ein verwahr­lostes Wohnzimmer verbarg, drückte gegen die nächste und schleppte Brunner in einen Raum mit einer Matratze, Bergen von Kleidern und Säcken mit Undefinierbarem.
    Julia folgte ihnen.
    »Raus hier«, brüllte er sie an. »Die Perlen, die in mein Schlafzimmer kommen, suche ich immer noch selber aus.«Brunner warf einen Blick in Richtung Fenster.
    Schnell und schweigend war Julia bei ihm und legte, nach kurzem Gerangel und mit Conrads Hilfe, seine Hände in Eisen.
    »Hey, Schlampe.«
    Dann nahm sie eine Jacke von einem Kleider- und Krimskramsberg und warf sie ihm über die Schultern, außerdem presste sie ihm ein zusammengeknülltes T-Shirt auf den Mund, bis die Lippe aufhörte zu bluten und Brunner aufhörte zu schimpfen.
    »Gehen wir«, sagte sie schließlich.
    Im Vernehmungsraum sagte Brunner, das muss genäht werden, und zupfte an seiner Lippe herum. Der Mann mit einigen Narben an Stirn und Kinn hatte sicher Erfahrung in diesen Dingen. Es konnte auch gut sein, dass das nötig war, und deshalb hatten sie einen Arzt gerufen, der sich die Wunde ansehen und die Haftfähigkeit Brunners beurteilen sollte.
    Der Geruch, der von Brunner ausging, deutete darauf hin, dass er entweder eine lange Nacht hinter sich hatte oder sein Frühstück aus Hochprozentigem bestanden hatte. Danach jedenfalls sagte Brunner nichts mehr. Julia war sogar ganz froh darüber, es gab so keinen Grund, länger in dem kahlen Raum zu bleiben, und sie konnte Brunners unangenehme Gegenwart hinter sich lassen. Außerdem hatten sie die beiden Mitschläger gefunden. Sie hockten kleinlaut auf dem Flur.
    Sven hatte ein wenig und wieder nicht ganz legal in Brunners Computer gekramt und Lukas und Robin in einem Account gefunden, den Brunner auf google plus unterhielt, dieser neuen Social-network-Plattform. Strahlend und mit einem Wenn-ihr-mich-nicht-hättet-Grinsen hatte er die Daten präsentiert. Dann war alles ganz schnell gegangen. Lukas Lammers und Robin Holthausen konnten aus ihren Betten gesammelt werden. Lammers hatte keine Arbeit, Holthausen war nicht hingegangen, weil er die Nacht bis in den Morgen mit Brunner und ein paar von Brunners Kumpanen verbracht hatte.
    Lukas Lammers war zwar der Bulligste von den dreien, aber sein Blick wich aus, wenn Julia ihn direkt ansah, suchte Halt an Holthausens Profil, wanderte zurück und heftete sich auf den Boden. Julia hatte ihn mit ins Büro genommen und Holthausen warten lassen.
    »Warum?«, fragte sie, nachdem sich sein Blick erst vom Flurboden gelöst und dann am Schreibtisch festgesaugt hatte. Lukas Lammers schüttelte die blonde Mähne. Irgend­etwas schien bei ihm anzukommen, obwohl er sich Mühe gab, es Julia nicht sehen zu lassen. Sie wäre froh gewesen, wenn Conrad oder wenigstens Sven bei der Vernehmung dabei gewesen wäre. Nur beschäftigte sich Sven mit Brunner, und Conrad holte Pizza. Besser so. Wenn Fels von der aufgeplatzten Lippe erfuhr, war Conrad sowieso raus.
    »Warum haben Sie Rasid Chalid geschlagen?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »Nur so«, sagte Lammers.
    »Sie kannten ihn.«
    »Nein.«
    »Sie kannten ihn nicht. Holthausen und Brunner kannten ihn.«
    »Nein.«
    »Warum haben Sie ihn dann, verdammt noch mal, verdroschen, dass er daran gestorben ist?« Ihre Stimme war immer lauter geworden, und sie hatte nichts dagegen tun können.
    »Ich weiß es

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