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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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etwas. Das konnte einfach nicht sein.
    »Solange war sie nicht im Wasser, denn dieselben Arbeiter haben den Schaden gestern aufgenommen. Da war die Stelle ganz sicher leichenfrei.«
    »Aber ich habe sie doch …« Julia nahm ihre Tasche und ließ die Jacke hängen. »Ich will sie sehen.«
    »Das ist der Grund, warum ich versucht habe, Sie anzurufen.« Fels stand auf: »Nehmen Sie Böse mit«, und verschwand.
    Conrad und Sven teilten sich den Rest ihrer Pizza.
    »Kommst du, Conrad?«
    »Vegetaria mag ich nicht.«
    »Dann iss sie nicht und komm endlich. Hast du nicht gehört, was er gesagt hat?«, drängte sie, obwohl sie selbst sich alles andere als gut fühlte. Aber sie wollte aufhören, sich auf ihrem Sofa zu verstecken, vor Bildern, die nur in ihrem Kopf existierten. Wozu brauchen Sie die Bilder?, hatte Bayer gefragt. Julia brauchte sie nicht und sie wollte sie nicht. Nicht mehr. Und es gab nun mal Tote auf der Welt, ob sie sie nun anschaute oder nicht.
    »Doch.«
    »Und?«
    »Leichen nur nach dem Essen.«
    Julia wartete, bis er den letzten Bissen hinuntergeschluckt und mit einem kräftigen Schluck Cola nachgespült hatte.
    Die Wiesen, die Brücke, die Büsche und Stauden lagen in sonnendurchwirktem Dunst. Die Spurensicherung packte bereits ein. Man hatte die Leiche aus dem Wasser gefischt und zugedeckt auf dem Weg liegen lassen. Gerade hielt der Leichenwagen, der sie in die Rechtsmedizin nach Münster bringen sollte. Julia warf einen schnellen Blick auf ihr Gesicht. Der reichte ihr. Völlig. Wenn sie nicht sicher gewesen wäre, dass sie diesem Gesicht heute Morgen begegnet war, würde sie glauben …
    »Sie sieht Rose Lux sehr ähnlich«, sagte sie zu Conrad, der das Foto in der Hand hielt und es mit der Leiche verglich.
    »Was ist mit ihr passiert?«, fragte er einen der Spuren­sicherer.
    »Atypische Druckmale am Hals, Einblutungen in den Augen und so weiter, sagt der Rettungsarzt, der zumindest einen Totenschein ausgestellt hat. Wenn Sie ihn sprechen wollen?« Der Mann hielt Conrad ein Papierschnipsel mit der Telefonnummer hin und schleppte seine Koffer zum Wagen. »Wir melden uns«, sagte er noch und brauste mit seinem Kollegen auf dem Beifahrersitz davon.
    »Ich würde sagen, sie ist es«, meinte Conrad, nachdem er mit seinen ausführlichen Betrachtungen fertig war.
    »Ich würde sagen, sie kann es nicht sein.« Julia öffnete die Fahrertür des Golfs. »Los, ich zeig sie dir.«

26
    Die Sonne hatte sich durch den Nebel gebrannt, und Conrad ließ seinen Trenchcoat im Auto. Auf dem Weg hatte Julia ihn über ihre morgendliche Begegnung ins Bild gesetzt.
    »Und was wollen wir da jetzt, wenn du dir so sicher bist?«
    »Bin ich eben nicht mehr, seit ich die Leiche gesehen habe.«Beim Wort Leiche stellten sich trotz der Hitze die Härchen auf ihren Armen auf. Julia strich sie glatt. Nein, sie wollte das nicht mehr. Wie und wann es aufhörte, wusste sie nicht. Sie würde einen Weg finden. Richtig und falsch. Das jetzt war auf jeden Fall richtig.
    Die Gegensprechanlage gab knackende Geräusche von sich, dann sagte eine Stimme: »Ja?«
    »Herr Achenbach? Morgenstern. Es gäbe da noch ein paar Fragen, wenn es Ihnen recht ist«, flötete sie, und Conrad zog eine Augenbraue hoch.
    »Ich dachte …« Ein Knistern und dann Stille, danach geschah minutenlang nichts. Julia wollte gerade erneut klingeln, als die Tür aufging.
    »Die Gegensprechanlage ist kaputt«, erklärte Achenbach und musterte Conrad eindringlich. »Was gibt’s denn noch?«
    »Wir hätten uns gern noch einmal mit Ihrer …« Julia suchte nach dem passenden Begriff, »Freundin unterhalten.«
    »Bitte.« Achenbach wies, diesmal merkwürdigerweise ganz ohne Einwände, in den Flur, und sie folgten ihm nach oben. Am Morgen war Julia nicht aufgefallen, wie klein er war, nicht eigentlich klein, eher nicht sehr groß. Eigentlich war er in allem eher »nicht sehr«.
    Die Frau, von der Julia sicher gewesen war, dass sie Rose Lux sein musste, saß auf dem Balkon. Sie trug etwas, das man wahrscheinlich unter Kleid einordnen konnte, wenngleich es sich in erster Linie durch Stoffökonomie auszeichnete. Als sie sie entdeckte, trat sie ins Wohnzimmer.
    »Rose Marie Lux?«, fragte Julia.
    »Sie schon wieder?« Die Dunkelhaarige blickte Achenbach fragend an. »Wer ist das?«
    Julia und Conrad stellten sich vor. »Wir hätten gerne Ihren Ausweis gesehen.«
    »Oh.« Ihr Mund wurde so rund wie ihre Augen. »Den hab ich nicht dabei.«
    »Führerschein, Bahncard,

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