Die Spur des Blutes (German Edition)
hinteren Parkplatz: eine Limousine, ein SUV. Beide trugen Aufkleber von Verleihfirmen. Ein Adrenalinschub jagte ihren Puls in die Höhe. Oh ja.
Besucher
. Sie zerrte ihr Handy aus der Gesäßtasche und gab in die SMS an Harper ihren Standort ein. Sie drückte auf Senden und schob das Telefon zurück in die Tasche.
Drei Eingänge an der Rückseite. Eine Tür. Ein Kipptor, um die Fahrzeuge vom Parkplatz hereinzulassen, und ein kleineres Kipptor an der Laderampe am östlichen Ende.
Sie atmete tief durch und schob sich, die beiden Fahrzeuge im Auge behaltend, zu der Tür. Stahl, so wie die andere. Hoffentlich nicht verschlossen.
Nach einem weiteren Blick im Halbrund griff sie nach dem Türknauf. Ihre Finger schlossen sich darum und drehten ihn. Der Mechanismus des Schlosses gab nach. Die Stahltür öffnete sich mit dem Stöhnen vernachlässigter Scharniere.
Die Waffe vor sich gestreckt, schob sie sich mit klopfendem Herzen durch die Tür, die laut hinter ihr zuschlug.
»Na, hallo, Jess. Schön, dass du es geschafft hast.«
Sie zielte auf die Stimme.
Und erstarrte.
Spears stand genau vor ihr. Vielleicht zehn Meter entfernt.
Er hatte Dan. Moment – mein Gott. Ein gelbes Nylonseil hing von einem großen Rohr an der Decke herab, das Ende lag als Schlinge um Dans Hals. Spears’ Arme waren um Dans gefesselte Beine geschlungen und hielten ihn hoch, damit er nicht … oh, guter Gott … damit er nicht an seinem Hals hing.
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle, Spears.« Mit zitternden Armen fixierte sie ihr Ziel. Eine Leiter gab es nicht. Ein Waschbecken an der linken Wand, zu ihrer Rechten etwas, das aussah wie zwei Bottiche. Ein alter Holztisch in der Mitte des Raumes. Darauf ausgebreitet lagen Messer und Skalpelle. Blut färbte eine Klinge dunkel.
Für einen Augenblick drohte sie der Mut zu verlassen. Sie brauchte sofort Verstärkung. Doch die war noch zu weit entfernt. Ihre Schuld.
Wenn Spears losließ … würde Dans Körper fallen, und er würde stranguliert werden. Vielleicht brach sein Genick. Sicherer Erstickungstod in fünf Minuten oder weniger. Er sah jetzt schon sehr schlecht aus. Blutüberströmt. Seine Arme waren auf dem Rücken gefesselt. War er bewusstlos?
Sie musste etwas tun.
Erschießen konnte sie Spears nicht. Dann würde er mit Sicherheit loslassen. Ob sie es schaffte, das Seil zu durchschießen? Fraglich. Sie war gut, aber nicht so gut.
Wo war Lori?
Konzentrier dich
. Spears’ Hände waren zu sehen. Keine Waffe. Sie musste etwas tun. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Wenn du auch nur eine Bewegung machst, dann –«
»Schlechte Idee, Jess«, sagte er warnend. Sie blieb stehen. »So gern ich auch ein wenig Zeit zu zweit mit dir verbringen würde – wenn du noch näher kommst, gehe ich.« Er zuckte die Achseln. »Natürlich müsste ich zuerst deinen Freund loslassen.«
Angst packte ihr Herz und drückte zu. »Schneid ihn los! Sofort!«
Spears lachte. »Was denn jetzt, Jess? Soll ich ihn losschneiden oder mich nicht bewegen?« Er wedelte mit den Händen, während er mit den Armen Dan weiter stützte. »Siehst du hier ein Messer?«
Seine Herausforderung irritierte sie. Irgendetwas stimmte nicht … die Stimme war falsch. War das nun Spears oder der andere Typ?
»Wenn du versuchst, wegzugehen, wenn du eine falsche Bewegung machst, bist du tot«, warnte sie. »Ich komme ihn jetzt runterholen.«
»Ich glaube, das schaffst du leider nicht.« Er nahm einen Arm weg. Sie keuchte auf. Er streckte ihn nach oben, so weit er konnte. »Das ist ziemlich hoch.«
Spears grinste. Sein Gesicht war zerkratzt und zerschlagen, ein Auge geschwollen. Sein weißes Hemd war mit etwas Dunkelrotem bespritzt und verschmiert, ähnlich wie die Decke, die über Millers Leiche gelegen hatte.
»Ich fürchte, das wird ein Problem für dich.« Er schlug Dan mit der flachen Hand auf den Bauch. Dans Körper zuckte, er stöhnte auf, das Klebeband über seinem Mund dämpfte den Laut. »Und ein noch größeres Problem für ihn.« Er wischte das Blut, das er auf die Hand bekommen hatte, an Dans Jeans ab.
Woher kam das viele Blut an Spears’ Hemd? Von Dan? Oder von Lori? Sie widerstand dem Impuls, sich umzusehen. Wo war Lori? Was war das für ein Geräusch? Das Fließen von Wasser? Ein Beben, das sie nicht kontrollieren konnte, begann tief in ihrem Inneren.
Lori hat vor nichts Angst, außer vor Wasser
.
Jess nahm ihr Ziel genauer ins tödliche Visier. »Wo ist Detective Wells?«
»Kommen wir doch zur Sache, Jess.
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