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Die Spur des Blutes (German Edition)

Die Spur des Blutes (German Edition)

Titel: Die Spur des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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aufscheuerte, führte die Kette an dem Stuhl vorbei, an den sie gebunden gewesen war, zu einem Stahlpfeiler, der die Dachkonstruktion stützte.
    »Verdammt.« Sie zerrte mit dem Bein an der Kette. Sie gab ein wenig nach, sodass sie mehr Bewegungsspielraum hatte. Sie torkelte einen Schritt vorwärts, dann noch einen und noch einen, bis sie sicherer war, und ging dann schnell zu der Frau.
    Oh Gott.
    Lori legte die Hand an die Halsschlagader. Ihre Haut war kühl, fast kalt … aber der Puls war noch da. Schwach, aber immerhin. Gott, so viel Blut.
    »Hey.« Lori umfasste das Gesicht der Frau mit beiden Händen, doch sie öffnete die Augen nicht.
    Sie starb. Was konnte sie tun? Die Blutung stoppen. Lori sah sich in dem Lagerhaus um. Nichts als Kisten.
    Verzweiflung packte sie.
    Die Tür.
    So schnell, wie die schwere Kette es ihr erlaubte, bewegte sie sich zur Tür. Ungefähr ein Meter vor ihrem Ziel spannte sich die Kette straff. Lori ging in alle Richtungen, so weit es ihr möglich war. Keine Fenster. Keine weiteren Türen. Nichts in Reichweite, das sie benutzen konnte, um der Frau zu helfen.
    Lori eilte zu ihr zurück. Sie hockte sich hin und untersuchte die Verletzungen an den Handgelenken, anscheinend die Hauptursache des Blutverlusts. Jetzt nicht mehr. Die Gerinnung hatte den Blutfluss zu einem steten Tropfen verlangsamt. Sie hatte so einige Selbstmörder zu Gesicht bekommen, die sich die Pulsadern aufgeschnitten hatten, und dabei durchaus schon schlimmere Wunden gesehen. Es wirkte fast, als sollte sie langsam ausbluten.
    Wut verschlug ihr den Atem, als sie die Wunden an den Brüsten der Frau genauer in Augenschein nahm. Er hatte ihre Brustwarzen abgeschnitten und sie wie Klappen herunterhängen lassen. Aus einer weiteren, breiteren Wunde unter dem Bauchnabel quoll immer noch Blut. Zusammen bildeten die Verletzungen am Oberkörper eine Art von perversem Smiley.
    Gegen die Übelkeit ankämpfend stand Lori auf und zog ihre Bluse aus. Es war Sommer, der Stoff war dünn und bestand überwiegend aus Baumwolle. Das helle Ratschen, als sie die Bluse in Stücke riss, echote in der Stille. Vorsichtig umwickelte sie die Wunde am rechten Arm der Frau und legte den Arm dann in ihren Schoß, damit er nicht mehr nach unten hing. Dasselbe tat sie mit dem linken. Für die Brüste konnte sie nicht viel tun. Die breitere Wunde unter dem Bauchnabel klaffte offen. Sie knüllte ein kleineres Stück der Bluse zusammen und drückte es in die Wunde, unsicher, ob das helfen würde.
    Mit dem letzten Streifen der Bluse bedeckte sie die Brüste der Frau, so gut es ging. Dann hockte sich Lori auf die Fersen. Wegen des absinkenden Adrenalins und aus Frustration zitterte sie am ganzen Körper. Diese Frau würde vermutlich sterben, und es gab absolut nichts, was sie tun konnte. Tränen rannen über ihre Wangen. Sie hätte kooperativer sein müssen. Wenn sie ihn weiter unterhalten hätte, hätte er sich nicht auf die Jagd nach dieser Frau gemacht.
    Sie hatte es versucht … sie hatte es wirklich versucht.
    Wegen ihr würde diese Frau jetzt sterben. Sie war ein Cop. Sie sollte wissen, was zu tun war. Aber dies – sie starrte die sterbende Frau an – dagegen war sie machtlos.
    Sie schoss hoch. Drehte sich um, außer sich vor Wut. »Wo bist du, du Mistkerl?«
    Lori packte die Kette mit beiden Händen und zog mit aller Kraft. Fester. Und noch einmal fester.
    Mit einem Schrei sank sie zu Boden. Zerrte vergeblich an der Fußfessel. Die würde sich nicht abstreifen lassen. »Verdammt seist du, Spears!«
    Klatschen widerhallte im Raum.
    Sie fuhr nach links herum. Funkelte das Monster an, das dort stand und applaudierte, als hätte er gerade eine Privatvorstellung seines Lieblingstheaterstücks genossen.
    Lori sprang auf und rannte auf ihn zu. Die Kette hielt sie kurz vor ihm zurück. Ihre Brust hob und senkte sich, als sie nach Luft rang. »Sie stirbt«, flüsterte sie resigniert.
    Ein Lächeln hob seine Lippen. »Sehr gut beobachtet, Detective Wells.«
    Wenn sie ihn doch nur zu fassen bekäme … ihre Finger bohrten sich in ihre Handfläche, wollten ihn in Stücke reißen.
    Er wagte sich näher. Gespannte Erwartung stieg in ihr auf. Sie bewegte sich nicht, atmete nicht einmal.
Komm noch ein bisschen näher, Arschloch
.
    Er neigte den Kopf. »Sie haben immer noch keine Angst, oder?«
    Mein Gott, er war wahnsinnig. Ihr Instinkt drängte sie, zu kämpfen. Aber das wäre zu früh. Sie musste ihn glauben machen, sie wollte sich ergeben, damit er noch ein

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