Die Spur des Blutes (German Edition)
Stückchen näher kam. Lori zwang sich, sich zu entspannen. »Nein.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich habe keine Angst.«
Er antwortete auf ihr Eingeständnis, indem er kurz den Kopf senkte. »Deshalb stirbt sie, Detective. Sie wollten nicht mitspielen, deshalb musste ich mir jemand anderen suchen.«
Ihre Brust verkrampfte sich. Sie fühlte sich schuldig. Sie sollte beschützen … Männern wie Spears entgegentreten. Ihr Blick wanderte zu der Frau auf dem Stuhl.
»So ist es richtig, Detective. Schauen Sie sie gut an.«
Seine Stimme verriet ihr, dass er jetzt dichter dran war, doch sie sah nicht hin. Um ihn glauben zu lassen, sie wäre zu überwältigt von ihren Gefühlen. Damit er noch ein wenig näher kam. Sie zitterte vor Anstrengung, kämpfte mühsam gegen den Drang zu handeln an.
»Eine Frau ist am schönsten, wenn sie sich dem Unausweichlichen ergibt. Ihr Körper gibt nach. Ihr Atem geht langsamer … ihre Gedanken schweifen …« Er machte einen weiteren kleinen Schritt auf Lori zu, die Aufmerksamkeit scheinbar fest auf die Frau gerichtet. »Sie ist so nah dran … so unglaublich dicht dran.«
Lori konnte ihn jetzt am Rande ihres Blickfelds sehen. Einen Arm über die Brust gelegt. Den Ellbogen des anderen darauf gestützt, Daumen und Zeigefinger unter das Kinn gelegt, als würde er ein wertvolles Kunstwerk betrachten.
»Wenn man genau genug hinsieht, kann man fast das Flattern des Pulses unten am Hals sehen. Sie hat so viel Blut verloren, und trotzdem schlägt ihr Herz immer weiter. Sie will nicht sterben.«
Nur noch ein Schritt … ein einziger.
»Sie will nach Hause zu ihren Kindern«, sagte er ruhig. »Zu ihrem Mann.« Er schmunzelte. »Sie hat mich angefleht, sie nicht zu töten. An ihre Kinder zu denken.« Er seufzte. »Sie hatte ja keine Ahnung, dass ihr Flehen … dass jedes Wimmern nur bewirkte, dass ich mehr wollte.«
Lori stürzte sich auf ihn. Sie versetzte ihm einen harten Schlag. Er stolperte zurück. Etwas traf sie. Hart. Schnell. Heiß. Sie fiel zu Boden … ihr Körper zuckte und krampfte. Sie befahl sich, aufzustehen … sich zu bewegen, aber sie hatte keine Kontrolle über sich. Da war keine Verbindung zwischen Hirn und Muskeln.
Spears hockte sich neben ihren Kopf. Er wedelte mit dem kleinen Elektroschocker, den er ihr vor die Augen hielt. Er beugte sich über sie. Lächelte. »Sie haben doch nicht geglaubt, dass ich bei jemandem, der so gut ausgebildet ist wie Sie, ein Risiko eingehe, oder?«
Sie konnte nicht antworten. Konnte sich immer noch nicht bewegen. Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln.
Er packte sie an den Haaren und hob ihren Kopf an. »Schauen Sie einfach, Detective.« Er drehte ihren Hals, bis sie die Frau sah. »Sie ist jetzt fast tot. Nur noch ein Hauch von Leben ist übrig.
Einfach schön
.« Er beugte sich näher, hielt den Mund vor Loris Schläfe. »Bald wird sie tot sein, und dann kommt die nächste. Und vielleicht danach noch eine. Bis Jess versteht, dass sie mich nicht länger ignorieren kann.«
Er zog Loris Gesicht zu seinem herum. »Wenn sie nicht bald versteht, was sie tun muss, dann werde ich dafür sorgen, dass es ihr leid tut. Vielleicht versteht sie ja, dass sie dieses Spiel ganz leicht beenden kann, wenn ich ihr die Schönheit
Ihres
Todes zeige.«
Er küsste Lori auf die Stirn.
Sie schrie innerlich.
»Sie muss nur zu mir kommen, das ist alles, was sie tun muss.«
7
Lakefront Trail, Bessemer, 18:59 Uhr
Jess holte tief Luft und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
Sie und ihre Schwester hatten das Streitgespräch ins Schlafzimmer verlagert. Lilys Mann bespaßte im Wohnzimmer die Kinder und Burnett. Der Officer des BPD, der in dieser Schicht Dienst hatte, war draußen und rauchte. Die Agentin, Nora Miller, hatte angeboten, eine Kanne Kaffee aufzusetzen.
Niemand wollte bei diesem Showdown dabei sein.
»Jess, ehrlich«, sagte Lily mit Nachdruck, »niemand verlässt ohne Begleitung das Haus. Wo wir auch hingehen, immer ist entweder der Polizeibeamte oder die FBI-Dame dabei. Wir sind nie allein, nicht einmal hier. Was willst du denn noch?«
Jess rang um Geduld. Seit sie Kinder waren, hatte Lily immer, immer geglaubt, sie wüsste alles besser. Nur weil sie zwei Jahre älter war, bedeutete das nicht, dass sie sich mit Dingen wie diesen besser auskannte. Doch das würde sie nie zugeben, und wenn ihr Leben davon abhing.
Was dieses Mal durchaus der Fall sein könnte.
Wie zur Hölle sollte Jess das in ihren Dickschädel hineinbekommen?
»Ich war die
Weitere Kostenlose Bücher