Die Spur des Boesen
Girokonto. Achttausendvierhundert vom Sparbuch.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest.«
Er blickte zu Tommie. »Du und dieser Schwachkopf von deinem Bruder glaubt wohl, ihr könnt hier einfach so verschwinden mit...«
Sie schlug ihm mit voller Wucht ins Gesicht, dass er rückwärts stolperte. Er griff sich an die Wange, dann ballte er beide Hände zu Fäusten. Was auch immer er vorgehabt hatte, wurde durch den kalten Stahl unterbrochen, der hinter sein Ohr gedrückt wurde.
»Los, weiter«, hauchte Tommie. »Mach was Dummes.« Er packte Gordie am Kragen und drückte ihn mit dem Gesicht nach unten auf die Arbeitsplatte. Als er aufschaute, um sich von Teresa Bestätigung zu holen, mahnte ihr Blick nur zur Vorsicht.
»Jesses, Teresa«, begann Gordie, das Gesicht auf die Arbeitsplatte gedrückt, zu brabbeln. »Komm schon... sag ihm, er soll die Waffe weglegen. Es könnte jemand verletzt werden.«
»Halt's Maul«, wies sie ihn an.
»Das Geld ist kein Problem. Wenn du das Geld brauchst...«
»Erinnerst du dich an Doug?«, fragte sie.
»D-doug?«, stotterte Gordie. »Ich kenne keinen...«
»In Omaha?«, fragte Tommie nach.
»Genau der«, bestätigte sie.
Als Gordie wieder zu plappern anfing, drückte Tommie ihm den Lauf noch fester hinters Ohr.
»Über den weiß niemand was außer uns«, sagte sie. »Das hier wird genauso ablaufen. Anständig und sauber.«
Tommie nickte. Drückte noch fester gegen Gordies Hals. »Nicht bewegen, du Arschloch, sonst puste ich dein Hirn an diese dämliche Wand. Darauf kannst du dich verlassen.«
Teresa ging rasch zum Kühlschrank, wo sie auf Zehenspitzen aus dem Schrank darüber etwas herausholte. Eine weiße Plastiktüte. Meijer's Markets. Legte die Öffnung an ihren Mund und blies hinein, um zu testen, ob sie luftdicht war, dann nahm sie das Klebeband aus ihrer Tasche und ging zu Gordie, der immer noch vor sich hinmurmelte. »Das ist doch alles nicht nötig, Resilein«, sagte er. »Wenn du das Geld willst, nimm es dir. Du musst doch nicht abhauen und was tun, das...«
Mit einer Hand packte Tommie Gordie hinten am Haar und riss ihn nach oben. Mit der anderen Hand schob er den Revolver in seine Gesäßtasche, bevor er beide Arme um Gordies Oberkörper und Arme schlang.
Als Theresa die Plastiktüte über Gordies Kopf zog, zappelte er so heftig, dass er mit Tommie zusammen zu Boden
ging, wo sie wild umherrollten, bis Tommie schließlich seine Beine um Gordie legte und sich so drehen konnte, dass Gordie mit dem Bauch nach oben lag. Teresa ließ sich rasch auf ihn fallen und landete mit den Knien auf Gordies Brustbein. Deutlich hörbar entwich die Luft aus seinen Lungen. Während er nach Atem rang, riss sie ein Stück Klebeband ab und wickelte es am Rand der Tüte um seinen Hals. Dann nahm sie ein zweites Stück. Und ein drittes. Zwei tiefe Atemzüge, und er hatte keine Luft mehr. Das weiße Plastik klebte an seinem Gesicht. Saugte sich in seinen verzweifelten Versuchen, Luft zu bekommen, an seiner Nase und seinem Mund fest. Die Konturen seines Gesichts zeichneten sich ab, so dass man durch die dünne Folie die letzten Momente seines Todeskampfes, seine hervorquellenden Augen beobachten konnte.
Nach einem weiteren sinnlosen Versuch zu atmen, schaltete sein Nervensystem auf Autopilot. Wie ein Fisch am Ufer zappelte er herum, während Tommie an seinem Rücken hing und Teresa auf seinem sich hebenden und senkenden Brustkorb wie auf einem wilden Pferd ritt. Doch endlich erstarrte er, blieb mit einem Geräusch aus seiner Kehle, das einem wehmütigen Seufzer nicht unähnlich war, plötzlich reglos liegen. Als sich der Kühlschrank über Teresas und Tommies Keuchen einschaltete, erschraken sie fast zu Tode. Erst nach einer Minute trauten sie sich, wieder Luft zu holen.
Tommie löste die Umklammerung seiner Beine und ließ sie auf den Boden fallen. Teresa blickte in Gordies blau angelaufenes, verzerrtes Gesicht. Er hatte die Tüte von innen vollgekotzt.
»Wäre besser gewesen, wenn du einfach gegessen hättest, was ich dir zum Mittag gekocht habe«, meinte sie.
»Was meinst du damit, dass es nicht reicht?«
»Er sagt, es sei zu dünn. Meint, wir müssten die Frau selbst treffen, bevor er uns Agenten schickt.«
Corso legte das Telefon auf den Nachttisch und sah auf die Uhr. Neunzehn Minuten nach acht. Eineinhalb Stunden hatte es gedauert, bis sie sich zum Pager von Special Agent Molina durchgepiepst hatten. Er hatte sofort zurückgerufen. Er war mit seiner Frau in Nyack in New York
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