Die Spur des Boesen
die Sau rauslassen.« Er warf ihr ein Grinsen zu. »Soweit ich mich erinnere, wird in Texas die Auswahl meiner Garderobe auf irgendwas wie ein grellorangener Overall und Flip-Flops begrenzt.«
»Du musst ihnen sagen, dass Orange eindeutig nicht deine Farbe ist. Du bist ein Wintertyp. Orange ist definitiv eine Herbstfarbe.«
»Ich werde dran denken.« Er gluckste leise, bevor er aufs Bett deutete. »Die Schlüssel zum neuen Mietwagen liegendort auf dem Nachttisch. Es ist der grüne Expedition unten auf dem Parkplatz.« Er deutete mit dem Kopf zum Fenster. »Hertz bittet uns, ihn diesmal nicht zu Schrott zu fahren.«
Sie griff zum Schlüssel und ließ ihn in ihre rechte Hosentasche gleiten. Ihr tapferes Gesicht machte schlapp, ihre Stimme klang besorgt. »Bist du sicher, dass ich nichts für dich...«
»Es gibt nichts, was man im Moment tun könnte«, fuhr er ihr ins Wort. »Barry arbeitet mit einer ganzen Legion Anwälte an dem Fall. In der Zwischenzeit muss ich nur dafür sorgen, irgendwie durchzuhalten.«
»Wenn ich vielleicht...«, begann sie wieder.
Corso brachte sie mit seinem Blick zum Schweigen. »Fahr vorsichtig«, sagte er. »Ich klingele durch, wenn ich wieder in Seattle bin.«
»Ich könnte...«
Er hielt eine Hand hoch. »Hör mal. Tu mir einen Gefallen und mach die Sache nicht noch schlimmer, als sie schon ist. Es tut mir Leid, dass ich dich da mit reingezogen habe. Das war falsch. Ich habe dich beinahe umgebracht, und ich habe es geschafft, dass ich verhaftet und nach Texas ausgeliefert werde. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich die Götter fragen, ob es noch schlimmer kommen könnte. Ich würde...«
Dougherty war mittlerweile quer durchs Zimmer gegangen und legte ihre Arme um ihn. Er blieb stocksteif stehen. Nach einer Weile begannen sich seine Arme zu heben, als führten sie ein Eigenleben, bis er und Dougherty sich fest umarmten.
Für eine gesellschaftsfähige Umarmung standen sie dreißig Sekunden zu lange so da, bevor sie sich wieder voneinander lösten und so taten, als müssten sie ihre Kleider richten. Dougherty räusperte sich. »Ich muss packen und michauf den Weg machen, wenn ich meinen Flug noch kriegen will.«
Er drehte sich zum Fenster. »Bis dann«, verabschiedete er sich.
»Ja.«
Er schaute auf den Parkplatz hinunter und auf die Stadt dahinter, bis er das Zischen der Tür hörte und das Zimmer wieder in Stille getaucht wurde. Dann ging er ans Bett, griff zu seinem Tagebuch und begann zu schreiben.
9
Die Tür hatte er völlig überhört. Erst als ein Schuh auf dem Boden kratzte, blickte Corso auf. Da stand Sheriff Trask schon in der Mitte des Zimmers, die Hände in die Hüften gestemmt, und schien ihn mit ihrem Blick durchbohren zu wollen. Corso klemmte den Kugelschreiber über die Seiten, schloss das Tagebuch und schob es außen in seine Reisetasche, bevor er aufstand.
»Wo sind Ihre Freunde aus Texas?«, fragte er.
»Haben offenbar Hunger gekriegt und sind zum Mittagessen rüber ins Ruth's gegangen.« Sie ließ ihren Blick rasch durchs Zimmer gleiten. »Haben mir ausrichten lassen, dass sie Punkt eins zurück sind, um Sie abzuholen.«
Corso sah auf die Uhr an der Wand. Zwölf Uhr neun. Er griff außen in seine Reisetasche, um das Tagebuch wieder herauszuholen.
»'n Typ wie Sie wäre möglicherweise in der Lage, bis ein Uhr ziemlich weit weg von hier zu sein«, meinte sie. »Mit etwas Glück könnte ein Typ wie Sie sogar in der Lage sein, die nächste Woche oder so zu verschwinden, bis die Frist der Anklagejury abgelaufen ist, und dann... na ja... dann könnte er dieser ganzen Sache aus dem Weg gehen.«
Corso richtete sich langsam zu seiner vollen Länge auf. Sheriff Trasks Miene besagte, dass sie keine Witze machte. »Ich glaube, ich habe den Anfang von diesem Film verpasst«, sagte er.
Sie deutete mit der Hand auf ihn. »Mit dem kurzen Haar, dem dicken Verband über der Stirn und den beiden Veilchen im Gesicht sehen Sie gar nicht aus wie auf den Bildern, die man im Fernsehen von Ihnen sieht. Sie sind ein völlig anderer Typ.«
Corso sagte nichts. Sein Gesicht kitzelte, so angespannt war es.
»Was wäre, wenn ich Sie einfach laufen ließe?«, fragte sie schließlich. »Was wäre, wenn ich Sie Ihre große, schwarze Reisetasche nehmen und einfach hier rausspazieren ließe?«
»Ich dachte, Sie machen sich Sorgen um Ihren Ruf.«
»Pah! Ich bin doch diesem kleinen Richardson längst ausgeliefert«, erklärte sie. »Fein raus kann ich bei der Holmes- Sache doch
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