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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.M. Ford
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die Stoßstange. Dichte Sträucher ragten von den Seiten in die Straße.
    Rosen wirkte nervös. »Was meinen Sie?«, fragt er. Damit meinte er, was Corso davon hielt, umzudrehen und zurückzufahren.
    Corso hatte jedoch anderes im Sinn. »Ich glaube, Hertz wird schon wieder sauer sein«, antwortete er und drückte aufs Gaspedal. Als sich der große Ford durch das Dickicht wühlte, hörte es sich an, als würden Tausende Fingernägel über den Lack und das Fahrgestell kratzen.
    Ein paar hundert Meter weiter lichtete sich das Gestrüpp. Eine letzte Senke ließ den Wagen noch einmal hüpfen, bevorsie eine Lichtung erreichten. Eine nackte Fläche in der Wildnis, sozusagen eine Sackgasse, an deren Ende Smithville lag. Das Ehepaar Woolfe und Rodney de Groot hatten Recht gehabt: Es gab hier nichts mehr. Geradeaus ein zwei Meter langes, mit Moos bedecktes Fundament. Drei alte Zaunpfähle standen wie ausgemergelte Wächter in der hereinbrechenden Abenddämmerung. Corso schaltete auf Parken und stieg bei laufendem Motor aus. Rosen blieb sitzen. Dougherty wartete noch eine Minute, dann stieg auch sie aus.
    Es hatte zu nieseln angefangen. Dougherty hakte sich bei Corso unter, als sie langsam die zwei Hektar große Lichtung abschritten. Hier und da überwucherte Grundstücke, die letzten Anzeichen längst verlassener Häuser. »Es ist über dreißig Jahre her«, meinte Dougherty. »Man würde doch erwarten, dass hier noch viel mehr Zeug rumliegt.« Sie deutete mit der Hand über die Lichtung. »Du weißt schon, eingefallene Häuser und so was.«
    Corso blieb stehen. Blickte zu ihr hinab und lächelte. »Ja... das würde man, oder?«, erwiderte er. Er nahm ihre Hand und führte sie hinüber zum nächstgelegenen Grundstück, wo er sich bückte und mit der freien Hand im Dreck wühlte. Unter der vereisten Oberfläche war der Boden weich, bestand also fast ausschließlich aus verrottetem organischem Material. Nach fünfzehn Zentimetern hob er eine Handvoll Erde an die Nase und roch daran. Er warf die Erde zur Seite und grub weiter. Nach weiteren fünfzehn Zentimetern war die Erde mit schwarzen Streifen durchzogen. Wieder roch Corso daran. Und lächelte.
    Er öffnete die Hand und hob sie zu Doughertys Gesicht. »Was riechst du?«, fragte er.
    Sie schnüffelte vorsichtig, wich zurück, schnüffelte noch einmal. »Feuer«, sagte sie. »Ich rieche Feuer.«
    Er zog sie den Weg zurück, den sie gekommen waren. Bis vorne zum Wagen und zu dem kleinen Steinfundament. Im Wagen schaltete Rosen die Scheibenwischer ein und beugte sich vor, um Corso und Dougherty besser sehen zu können. Das Schlagen der Scheibenwischer erfüllte die Luft.
    Corso grub entlang der kleinen Steinmauer und schob seine Hand tief in die Erde. Er zog seine rußigen Finger über die Felsen, sodass eine gewellte, schwarze Linie zurückblieb.
    »Hier oben ist irgendwas passiert«, stellte er fest. »Irgendwas, worüber niemand reden will. Irgendwas, das es wert war, die ganze Stadt niederzubrennen.«
    Dr. Rosen drückte auf die Hupe. Gab Zeichen, dass es langsam spät wurde. Dougherty packte Corso am Arm und zog ihn näher zu sich heran. »Du hörst bei Rosen besser mit dem Nostalgiekram auf«, flüsterte sie. »Seine Traumfrau aus den Bergen ist schon seit Jahren tot.«
    Corso wandte sich vom Wagen ab und machte ein trauriges Gesicht. »Verdammt.« Er schüttelte den Kopf. »Das hab' ich jetzt von meinem Optimismus.«
    »Beweist deine Theorie, dass Tugend sich rächt.«
    Er legte eine Hand auf ihren Rücken und führte sie zum Wagen. »Das nächste Mal, wenn ich mich wieder so dumm und sentimental verhalte, erinnerst du mich daran«, sagte er.
    Im Ford war es warm. Erleichtert stellte Rosen fest, dass Corso einen weiten Kreis fuhr, um den Rückweg anzutreten. Doch seine Erleichterung währte nur so lange, bis sie den Zugang zum Friedhof erreicht hatten, wo Corso wieder anhielt.
    »Ich lasse den Motor für Sie laufen«, sagte Corso mit Blick auf Rosen.
    Rosen machte es nichts aus, im Wagen zu warten, bis erhörte, wie Dougherty die Tür öffnete und ausstieg. In fünf Sekunden war er bei ihnen.
    »Wenn ich schon mal hier bin, kann ich mir das ruhig auch anschauen«, sagte er.
    Corso griff ins Wageninnere und schaltete den Motor aus. Mit dem elektronischen Schalter am Schlüssel verriegelte er die Türen und bedeutete den beiden anderen, den kurzen Weg zum Friedhof vorauszugehen.
    Es war ein winziger Friedhof. Hätte problemlos in eine Ecke des Friedhofs von Allentown

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