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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.M. Ford
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wirkte aber etwas erleichtert, als niemand darauf einging. »Ich denk immer erst ans Essen, wenn ich Hunger krieg«, erklärte Rodney. »Hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich noch zu Ende esse.« Er schaufelte sich eine weitere Gabel voll mit Kartoffeln in den Mund, schluckte und beschrieb dann mit der Gabel einen Kreis in der Luft. »Machen Se sich 's bequem«, sagte er. »Krieg hier nich' viel Besuch. Besonders keine Leute, die was von mir wollen. Ein paar verirrte Tiefländer... vielleicht 'n paar von diesen neuen Leuten von oben am See, aber niemand, der Rodney de Groot sprechen will.«
    Also suchten sich Corso, Rosen und Dougherty selbst einen Platz. Die nächsten fünf Minuten beobachteten sie schweigend, wie Rodney sich methodisch durch sein Essen kämpfte. Zweimal legte er eine Pause ein, um sein Glas aus einem riesigen Wasserkrug zu füllen. Als sein Teller leer war, schob er ihn von sich und lehnte sich zurück, bis die Vorderbeine seines Stuhls vom Boden abhoben. »Also«, begann er und faltete die Hände über seinem Bauch, »Sie sind über den Trampelpfad gekommen. Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Wir haben gehofft, Sie könnten uns was über Smithville erzählen«, erklärte Rosen.
    Rodney de Groot riss die Augen weit auf. Langsam ließ er die Stuhlbeine wieder auf den Boden sinken und stand auf.
    Sein faltiges Gesicht war hart und ausdruckslos. »Aus und vorbei«, erwiderte er. »Nichts mehr übrig.«
    Seine Stimme hatte etwas Endgültiges, Hoffnungsloses. Als hätte Smithville nie existiert und allein die bloße Erwähnung wäre schon schwachsinnig. Rodney stemmte die Hände in die Hüften und blickte durch die offene Tür, bis Corso sich wieder bemerkbar machte.
    »Genau darüber wollen wir mit Ihnen reden«, meinte er. »Über damals, Ende der Sechzigerjahre, als dieser Parker das Mädchen umgebracht und Smithville sich aufgelöst hat.«
    »Mai achtundsechzig«, sagte Rodney. »Wir hatten 'nen trockenen Winter hinter uns. Es war noch nicht mal Sommer, und die Wälder ham schon gebrannt«, erinnerte er sich.
    Zwanzig Minuten lang erzählte er. Anscheinend hatte er über jeden Einwohner von Smithville etwas zu sagen. Über ihre Kinder und ihre Verwandten. Über alle. Wie es damals im Frühjahr achtundsechzig war. Mit einem gelben Zwirn pulte er in seinen Zähnen herum und sprang direkt zum Mai neunzehnhundertachtundsechzig, als er plötzlich Probleme mit seinem Bewusstsein zu bekommen schien. Er sah aus, als hörte er Stimmen aus dem anderen Zimmer. Er straffte die Schultern und legte den Kopf schief. »Nur ein Haufen Leute, die ihr Leben gelebt ham, wie sie es schon immer getan ham. Auf die Art, wie ihre Leute und deren Leute davor es gelebt ham ... damals... auf die Art, wie alle hier gelebt ham.« Das sagte er mit einem Nachdruck in der Stimme, als würden seine Worte das Ende dessen besiegeln, worüber er sprach. Er wirkte verärgert, als hätte er mit seinen Ausführungen schlechten Geschmack bewiesen und bereute es jetzt, überhaupt davon gesprochen zu haben.
    Rodney holte tief Luft. Rülpste sanft. »Und ganz plötzlich konnten se nichts mehr recht machen. Es gab auch nichtsmehr zu tun. Die wo nich' weggezogen sind ... sin' gestorben oder im Gefängnis gelandet.« Er spielte den Entrüsteten, wirkte jedoch nicht sonderlich überzeugt. Corso schnappte sich den Köder. Dougherty ebenfalls. Sie schnellte auf dem Sofa nach vorne und erwiderte Rodneys Blick.
    »Gefängnis wofür?«, fragte sie.
    Rodney wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht, als wollte er eine Fliege verscheuchen. »Für 'ne ganze Menge Zeugs«, antwortete er. »Die Dinge sin' aus dem Ruder gelaufen.« Das sagte er noch einmal, als machte die bloße Wiederholung eine weitere Erklärung unnötig.
    »Was heißt >aus dem Ruder< ?«, drängte Dougherty.
    »Die Leute sin' auf'nander losgegangen. Die Verwandten sin' über'nander hergefallen. Kinder gegen ihre Eltern... die Sozialarbeiter ham verlangt, die Leute sollten sich ans Gesetz halten.« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Die ganze Sache ist einfach auseinander gefallen.« Er schnippte mit seinen kräftig wirkenden Fingern. »Einfach so.«
    »Gab es während dieser Zeit einen Brand in Smithville?«, fragte Corso. »So was in der Art, wo eine ganze Familie in einem Haus verbrannt ist?«
    Rodney legte seine Stirn in tiefe Falten und hob einen Finger an die Lippen. Im Zimmer wurde es still, während er auf Zehenspitzen zur Tür schlich und sie anfasste, als wollte er sie

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