Die Spur des Boesen
Schwenkte den Strahl über die abblätternden Wände, während Warren seine Hüfttasche öffnete und etwas herauszog, das aussah wie ein riesiges elektrisches Blitzgerät. An der Hüfttasche hing ein ein Meter langes Telefonkabel.
»Schalten Sie die Taschenlampe aus«, bat er. Einen Moment war alles um sie herum dunkel, bis er ein violettes Licht in seiner Hand einschaltete. »UV«, sagte er und richtete das Licht auf die Wand. »Schauen Sie.« Dougherty trat näher. Der Fleck, der in dem gespenstischen Licht erschien, zog sich, unten dick und nach oben dünner werdend wie eine Galaxie über die Wand und lief in einzelnen leuchtend gelben Punkten aus.
»Blut«, erklärte er. »Wenn man ein bisschen Luminol draufsprüht, leuchtet es auf, egal wie alt es ist oder wie sehr man versucht hat, es wegzuschrubben.«
Reflexartig streckte sie die Hand aus und berührte den Fleck.
»Der Gatte lag genau hier.« Er deutete in der Dunkelheit auf eine Stelle, dann ging er hinüber zum anderen imaginären Bett. »Der Täter oder die Täterin stand genau hier. Rechtshänder.« Er hob seinen freien Arm. »Hat ausgeholt und auf das Opfer eingeschlagen. Ungefähr so.« Er vollführte eine Hackbewegung und deutete auf einen anderen Fleck an der Wand. »Der erste Schlag hat ihn nicht getötet«, fuhr Warren fort. »Also hat der Täter noch einmal ausgeholt und zugeschlagen. Das ist der Fleck vom zweiten Schlag.«
Sie zuckte zusammen. »Keine schöne Art, sich zu verabschieden«, meinte sie.
»Gibt es denn eine schöne Art?«, fragte er. Als sie nicht antwortete, drehte er das Licht in ihre Richtung. »Schauen Sie mal hinter sich.«
Auf dem Boden führte eine grässliche Spur aus gelben und schwarzen Flecken zur Tür. Einige Flecken waren ausgefranst, als hätte jemand mit Haaren darübergewischt.
»Die Spur führt durchs ganze Haus bis zum Hinterausgang. Sehen Sie die schwarzen Flecken?«, fragte er. »Dort hat jemand versucht, hinterher zu putzen.« Er schüttelte den Kopf. »Zeitverschwendung.«
Sie folgten der Spur bis zur Treppe, wo jede Stufe von einem Fluss aus gelben Flecken gesäumt war, der am Ende in einem Meer aus Punkten mündete. Darauf zeigte er mit seinem violetten Licht. »Sehen Sie, wie die Flecken verteilt sind? Es gibt keine gerade Linie. Nur manchmal an den Wänden. Das deutet daraufhin, dass die Opfer bis an die Treppe gezogen und dann nach unten gestoßen wurden. Unten sind sie alle auf einem Haufen gelandet. Dann hat der Täter sie zum Hinterausgang rausgezogen.«
Dougherty blickte hinter sich. Zwei weitere gespenstische Spuren zogen sich den schwach beleuchteten Flur entlang. Warren hielt die Lampe in diese Richtung. »Das Zimmer der Jungs lag da hinten.«
Wie in Trance ging Dougherty in diese Richtung. Warren folgte ihr auf dem Fuße. »Da drin finden Sie das gleiche Muster aus Blutflecken. Das Blut der Jungs liegt über dem vom Papa, was heißt, dass er als Erster die Treppe runtergesegelt ist.«
Er öffnete die Tür und trat ein. Sie blieb im Eingang stehen, unfähig, sich näher zu den beiden gelben Flecken zu bewegen, die an der gegenüberliegenden Wand prangten. Sie wandte sich ab, schaltete die Taschenlampe ein und ging zurück in den Flur.
Oben an der Treppe sah sie in Gedanken, wie sich alles abgespielt hatte. Hörte die dumpfen Schläge der Axt, die durch
Fleisch und Knochen drang. Sah, wie das Blut über die Wände spritzte. Eldred, der sich im Todeskampf wand und den nächsten Schlag erwartete. Sah, wie die schlaffen Körper die Treppe hinunterpolterten. Und obwohl sie wusste, dass es nicht möglich war, stieg ihr der metallische Geruch von Blut in die Nase, der für immer in ihrem olfaktorischen Gedächtnis gespeichert zu sein schien. Sie leuchtete mit der Taschenlampe nach unten. »Ich will hier raus«, sagte sie. »Das ist echt unheimlich.«
Sie stürmte die Treppe hinunter und durch den Vorhang ins hell erleuchtete Wohnzimmer, wo Corso zusammen mit Fullmer und Dean stand. Die Ausrüstung an der vorderen Wand war zum größten Teil schon weggeräumt und in die Transporter gebracht worden.
Claire und zwei Techniker in schwarzen Jacken schnappten sich den Rest der Ausrüstung. »Wir sehen uns in der Stadt«, verabschiedete sie sich von Warren und folgte den anderen beiden nach draußen. Ein Telefon piepste. Dean hob ab und lauschte.
Draußen war der Generator verstummt, und die Heizkörper hatten aufgehört zu glühen. Ein paar Minuten später wurden die Kabel zusammengerollt und in
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