Die Spur des Boesen
Lauf gegen die Stirn. »Ich habe Sie gewarnt... ich wollte Ihnen nichts tun...« Sein Zeigefinger begann zu zittern. Caruths Adamsapfel hüpfte auf und ab wie ein Tennisball. Duckett ließ langsam seine Hand nach vorne auf sein Jackett gleiten, als Corso hinter der Ampel hervortrat und auf Richardson zuging.
»Nicht«, hielt Corso ihn auf. »Wenn Sie jemanden erschießen wollen ... dann erschießen Sie mich. Ich bin derjenige, den Sie wollen. Das ergibt doch keinen Sinn, wenn jemand anders zu Schaden kommt, oder?«
Richardson knallte den Lauf seiner Waffe unter Corsos Kinn. »Ich werde dich umbringen, du Schwein!«, rief er. »Genauso wie du meinen Sohn umgebracht hast!«
Corso blickte in Richardsons blutunterlaufene Augen. »Ich habe Ihren Sohn nicht umgebracht«, sagte er.
»Du verlogenes Schwein!«, zischte Richardson.
Corso sah, wie sich der Finger auf dem Abzug anspannte. Er hielt den Atem an.
»Flehe mich an!«, rief Richardson. »Du feiges Schwein ...
los, flehe mich an, dass ich dein mieses Leben verschonen soll!«
Corsos Blick blieb standhaft. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Ihren Sohn nicht umgebracht habe«, wiederholte er eindringlich. »Warum scheren Sie sich nicht einfach zum Teufel?«
Caruth griff an seine Hüfte, Duckett nach seiner Brusttasche. Corso schloss die Augen.
»Peng! Peng! Peng!«
Die Hände erstarrten mitten in der Bewegung. Der Atem gefror in den Kehlen. Corso riss die Augen auf.
Das Kind war ungefähr fünf. Ein fetter, kleiner Junge mit laufender Nase. Blauer Schneeanzug und rote Gummistiefel. Hüpfte über den Bürgersteig, als reite er auf einem Pferd. Seine braunen Fäustlinge waren mit Sicherheitsnadeln am Bund seiner Ärmel befestigt. Mit einem Fäustling zielte er auf Corso und feuerte seine imaginäre Waffe dreimal ab. »Peng! Peng! Peng!« Clint Richardson zitterte so heftig, dass der Lauf seiner Waffe gegen Corsos Kinn klopfte.
Der Junge blickte lächelnd zu Richardson hinauf. »Peng!«, machte er noch einmal.
Richardsons Daumen legte sich um den Hammer. Er zögerte einen Moment, bevor er ihn langsam zurückgleiten und die Hand nach unten fallen ließ. Er begann zu schluchzen. Die Waffe klapperte auf den Bürgersteig.
Deputy Duckett trat vorsichtig einen Schritt vor und hob den Revolver auf. Caruth hatte inzwischen seine schwarze Automatik in der Hand, doch Duckett gab ihm einen Wink, sie wieder wegzustecken, und fasste Richardson am Arm. »Jetzt kommen Sie, Mister«, sagte er. »Wir besorgen Ihnen jemanden, mit dem Sie reden können. Jemanden, der Ihnen mit Ihren Gefühlen ein bisschen hilft.«
Richardson schluchzte lautlos. Seine Schultern zuckten unkontrolliert, doch er gab keinen Ton von sich. Eine Frau, die ihr Haar zur Hälfte auf Lockenwickler aufgedreht hatte und nur einen pinkfarbenen Wollpullover und Jeans trug, kam angerannt, nahm den kleinen Jungen auf den Arm und trug ihn zurück in die Sicherheit der Menge. Duckett wandte sich an die Schaulustigen. »Ist hier jemand, der diesen Mann nach Hause bringen kann?«
An Freiwilligen mangelte es nicht. Nach einer kurzen Unterhaltung traten zwei Männer vor und führten Clint Richardson die Straße hinunter. Ein anderer setzte sich ans Steuer des Caddys, wendete auf der Straße und fuhr weg.
Als sich die Menge wieder auflöste, blickte Duckett mit neu erwachtem Interesse Corso an. »Sie sind mir echt ein harter Brocken, wissen Sie das?« Er ging um Corso herum, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. »Erst habe ich gedacht, Sie sind entweder tapfer oder dumm, Mr. Corso. Aber niemand, der so aalglatt ist wie Sie, ist so dumm. Also sind Sie entweder ein wahrer Held, oder es ist Ihnen völlig egal, ob Sie leben oder sterben.« Er wischte sich mit Daumen und Zeigefinger über die Mundwinkel. »Was von beidem sind Sie?«
»Wenn ich es je herausfinden sollte, gebe ich Ihnen Bescheid«, entgegnete Corso.
Corso wandte sich ab und blickte der Menge um Clint Richardson hinterher, die sich die Straße entlang zurückzog.
»Er hätte Ray mit Sicherheit über den Haufen geschossen.« Duckett nickte zu seinem Partner. »Wenn Sie nicht eingegriffen hätten, wär' unser Hirn jetzt hier überall verteilt, so wahr ich hier stehe.«
»Manchmal haben Menschen das Bedürfnis, einfach was Verrücktes zu tun«, meinte Corso. »Wenn sie die Schmerzennicht mehr ertragen, meinen sie, die einzige Möglichkeit, diesen Schmerz auszudrücken, bestünde darin, ihr eigenes Leben zu ruinieren.«
»Ich kann mir nicht
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