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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.M. Ford
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merkte, dass er sich im Geiste schon die nächste Frage zurechtlegte, so dass sie rasch das Thema wechselte. »Glauben Sie, das Außenbüro von Madison wird den Fall mit der Familie Holmes weiter verfolgen?«
    »Nur wenn er auf der Liste von Amerikas meistgesuchten Verbrechern landet.«
    Warren bog am Gerichtsgebäude nach rechts ab und fuhr eine breite Allee entlang. Rechts und links standen Häuser im Präriestil, von eckigen Säulen und der horizontalen Bauweise unerbittlich an die dunkle Erde gefesselt. Kein Dachgeschoss, kein Keller — kein Himmel, keine Hölle. Nur ein breites, weit überhängendes Dach, um sich vor dem Bösen zu schützen.
    »Ihr Freund Mr. Corso«, begann Warren. »Ist er wirklich der Einsiedler, den die Presse aus ihm macht?«
    »Frank mimt gerne den schweigsamen Künstler.«
    »Das ist gut.« Warren kicherte. »Schweigsamer Künstler.«
    Am Ende der Allee bog Warren nach links ab und fuhr parallel zur Main Street Richtung Norden. Rechts auf einem Holzschild stand »McCauley Park«. Ungefähr acht Hektar ländliche Geschichte Amerikas zogen an ihnen vorbei. Schneebedecktes Gras unter einem Wäldchen aus alten Bäumen, leere Parkbänke, verlassene Spielplätze. Absolute Stille auch vor dem weißen Gebäude in der Mitte des Parks, vor dem an Sommerabenden, so stellte Dougherty sich vor, eine Militärband vor zahlreichen Zuschauern ihre Konzerte gab. Beinahe sah sie die Frauen, die in der feuchten Abendluft saßen und sich mit dem Programmheft Luft zuwedelten, während die Kinder übermütig über die Wiese tollten.
    Das Avalon Parks Department Building mit seinen sorgfältig angeordneten Sand- und Kieshaufen trennte den McCauley Park von den Avalon Gardens, dem städtischen Friedhof. Weitere acht Hektar ebenso gut gepflegte, von Bäumen beschattete Landschaft, die, von Licht und Schatten gemustert, hinter der nächsten flachen Hügelkuppe dem Blick entschwand.
    »In letzter Zeit scheine ich immer wieder auf dem Friedhof zu landen«, stellte Dougherty fest. »Ich hoffe bei Gott, dass das kein Omen ist.«
    Erschreckt versicherte Warren ihr, dass sie in unmittelbarer Zukunft sicher kein solches Schicksal ereilen würde.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte sie.
    Er grinste. »Nur so ein Gefühl.«
    »Corso hatte das Gefühl, dass all diese Frauen und Mädchen ein und dieselbe Person sind, aber ihr versichert mir, dass er im Unrecht ist. Woher soll ich wissen, ob Sie in diesem Fall nicht auch Unrecht haben?«
    »Ich bin nur Techniker, kein Ermittler oder so was, aber es ist doch auffällig, dass es kein einheitliches Muster gibt — das ist es, was alle stört«, erklärte er. »Im Gegensatz zu dem, was im Fernsehen vermittelt wird, sind Verbrecher normalerweise nicht besonders helle. Wenn sie was finden, das funktioniert, bleiben sie dabei. Deswegen ist das Vorgehensmuster bei den Ermittlungen in einem Mordfall ein wichtiger Teil des Protokolls. Es ist individuell wie eine Unterschriftoder ein Fingerabdruck. Wenn Corso Recht haben sollte, müsste ich praktisch akzeptieren, dass eine mehrfache Mörderin jedes Mal unterschiedlich vorgegangen ist. Ihre erste Familie hat sie vergiftet und angezündet, auf zwei Freier ist sie mit dem Messer losgegangen, eine Nonne hat sie die Treppe hinuntergestoßen, ihrer zweiten Familie hat sie die Schädel gespalten...« Er nahm eine Hand vom Lenkrad. »Das ergibt einfach keinen Sinn. Was nicht kaputt ist, braucht auch nicht repariert zu werden.«
    »Es liegt aber im Bereich des Möglichen.«
    »Könnte schon sein«, räumte er ein. »Ein solcher Fall würde eine völlig neue Art der Ermittlung und ein völlig neues psychologisches Profil erfordern. Keins von beidem ist sonderlich vielversprechend.«
    Dougherty legte eine Hand auf Warrens Arm. »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Ich habe gesagt, es ist nicht vielversprechend, dass...«
    »Davor.«
    »Ich habe gesagt... wenn für einen Verbrecher was funktioniert, neigt er dazu, es zu wiederholen, weil es keinen Grund gibt, etwas zu ändern, das funktioniert.«
    Vor ihnen kroch eine lange Schlange Sattelschlepper Stoßstange an Stoßstange den Freeway hinauf wie eine Herde Metallelefanten. Dougherty schaute sich nach hinten um. Der Wald hatte Avalon verschluckt.
    »Warren...«, sagte sie. »Sie müssen mir einen Gefallen tun.«
    »Und der wäre?«, fragte er.
    »Bringen Sie mich in die Stadt zurück.«
    Er hielt am Straßenrand an, stellte den Hebel auf Parken.
    »Ich muss nach Madison zurück«, sagte er.

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