Die Spur des Boesen
vorstellen, dass ich meine Kinder überlebe«, sagte Duckett. »Kann mir nicht vorstellen, warum ich dann morgens überhaupt noch aufstehen sollte.«
Er blickte seinen Partner an. »Dieser Kerl hier hat unseren Arsch gerettet, mein Junge«, sagte er.
»Ja, Sir«, erwiderte Caruth.
»Ich glaube, der große Staat Texas wird ohne Mr. Corso auskommen müssen, meinst du nicht?«
»Scheint mir irgendwie nicht richtig, ihn jetzt noch zu verhaften.«
»Warum nimmst du ihm dann nicht diese Handschallen ab?«, fragte Duckett. »Scheint, als wäre es das Mindeste, was wir tun können.«
»Bevor Sie das tun, würden Sie mir eine Frage beantworten?«, bat Corso.
»Was möchten Sie wissen?«
»Wie haben Sie mich diesmal gefunden? Sie wussten doch, dass ich in dieser Stadt immer noch wegen Mordes gesucht wurde. So wie ich das sehe, wäre das doch der letzte Ort auf Erden gewesen, an dem man mich vermutet hätte. Woher wussten Sie also, dass ich hier bin?«
Duckett dachte darüber nach und klärte ihn auf.
»Genau das habe ich mir auch gedacht«, meinte Corso. »Wieso lassen wir die Handschellen nicht noch ein Weilchen dran? Und schauen, ob wir nicht noch ein kleines bisschen Unruhe stiften können?«
28
Meg Dougherty schlang die Arme um ihren Oberkörper, als sie mit ansehen musste, wie die Cowboys Corso vor sich herschoben und um die Ecke verschwanden. Im Restaurant klopfte jemand gegen die Scheibe, in der sich das kalte Sonnenlicht spiegelte. Als Dougherty den Blick auf sich spürte, wandte sie sich von der Collage aus am Fenster klebenden Gesichtern ab und nahm die Straße Richtung Timber Inn Motel.
Eine Hupe riss ihren Blick vom Bürgersteig los auf den weißen Van, der auf der anderen Straßenseite parkte. Warren ließ das Fenster nach unten gleiten und putzte seine Brille mit einem weißen Papiertaschentuch. »Alles in Ordnung?«, rief er.
Dougherty ging auf die andere Straßenseite zum Van hinüber.
»Was war denn da los?«, wollte Warren wissen. Sie lieferte ihm die Reader's-Digest-Ve rsion. Maximal hundert Worte. Aus dem Restaurant auf der anderen Straßenseite kamen die Gäste auf die Straße und erzählten einander in rituellen Wiederholungen das Geschehen, dessen Zeugen sie geworden waren.
»Soll ich Sie irgendwohin mitnehmen?«, fragte Warren.
Sie überlegte kurz. »Ja, das könnten Sie«, antwortete sie. »Ich denke, ich packe zusammen und suche mir einen Flug nach Seattle.«
Warren versuchte, sein Grinsen zu unterdrücken. »Ich fahre Richtung Madison«, meinte er. »Soll ich Ihnen beim Packen helfen und Sie dann zum Flughafen bringen?«
»Ach... das kann ich nicht annehmen«, wehrte Dougherty ab. »Ich werde mir ein Taxi kommen lassen...«
»Es wäre mir eine Ehre«, beharrte Warren. »Außerdem fahre ich sowieso in diese Richtung.« Er beugte sich auf die andere Seite und öffnete die Beifahrertür.
»Ich bin sicher, Sie haben was Besseres zu tun, als mich in der Gegend rumzufahren«, zierte sie sich.
»Vielleicht könnten wir zusammen zu Mittag essen«, entgegnete er.
»Ich zahle.«
»Abgemacht«, schlug er ein.
Sie ging vorne um den Van herum und stieg ein. Dreimal nach rechts abgebogen, und schon waren sie am Timber Inn. Brauchten knapp eine Stunde, um Corsos und Doughertys Sachen zusammenzupacken, einen Flug nach Seattle zu buchen und aus dem Motel auszuchecken. Warren warf Corsos Tasche auf den Rücksitz des Vans und schloss die Tür. »Ich vermute, Mr. Corso wird sein Zeug eine Weile nicht brauchen«, meinte er.
»Bei ihm kann man nie wissen«, gab Dougherty zu bedenken, als sie sich anschnallte. »Er unterhält eine Lkw-Ladung hoch bezahlter Anwälte. So wie ich ihn kenne, wird er eine Möglichkeit finden, sich aus der Affäre zu ziehen. Und vielleicht sogar noch vor mir in Seattle zu sein.«
»Arbeiten Sie oft mit ihm zusammen«, fragte Warren, als der Wagen hüpfend aus der Einfahrt des Motels fuhr.
»Schon seit Jahren«, antwortete sie. »Immer, wenn er ein neues Buch schreibt, mache ich die Bilder für ihn und helfe ihm bei den Recherchen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Erbezahlt mir weit mehr, als ich verdiene, also ist der ganze Scheiß, den er veranstaltet, inbegriffen.«
Irgendetwas an ihrer Erklärung ließ ihn aufmerken. »Dann sind Sie und er... Sie wissen schon...« Er errötete ein wenig.
Sie wusste, was er meinte. »Nicht mehr. Vor Jahren waren wir mal zusammen. Aber das ist vorbei. Heute verkehren Corso und ich nur noch geschäftlich miteinander.«
Dougherty
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