Die Spur des Boesen
er beim Überqueren der Straße einem Möbelwagen auswich, den Pontiac am Straßenrand stehen.
Hand in Hand ging das Pärchen auf die Treppe am Ende der U-förmigen Einfahrt zu und in den ersten Stock hinauf, wo sie in der erstenTür links verschwanden. Er folgte ihnen, bis er die Zimmernummer erkennen konnte. 223.
Als er sich wieder zur Straße wandte, lugte die Schnauzedes Pontiac ein Stück hinter der Hecke an der Einfahrt hervor. Er rannte los.
»Sie sind in zwei-dreiundzwanzig«, meldete er.
»Gut.« Sie atmete ein paar Mal tief durch. »Am besten fahren wir kurz beim Laden und bei der Bank vorbei. Dann geht's zurück zur Farm.«
Ihre Panik hatte sich gelegt. Ihr Gesicht war jetzt versteinert, wie er es schon öfter an ihr gesehen hatte. Immer, wenn etwas Schlimmes erledigt werden musste. Wie damals in Wisconsin, als sie ihm die Axt gereicht und ihm gesagt hatte, was er tun solle. Erleichtert atmete er auf. Jetzt würde alles gut werden. Sie würde sich darum kümmern, wie sie es immer getan hatte — aber diesmal würden sie endlich zusammen sein, wenn es vorbei war, egal was sie noch tun mussten.
33
»Wir müssen uns beeilen«, sagte sie. »Die Mädchen kommen in zwanzig Minuten von der Schule nach Hause. Bis dahin müssen wir alles zusammengepackt haben.«
Sie warf eine Rolle Klebeband in die braune Leinentasche auf dem Küchentisch.
»Ich werde Gordie sagen, dass ich dich zum Flughafen nach Chicago bringe«, fuhr sie fort. »Dass ich über Nacht dort bleibe. Dann merkt er erst morgen Abend, dass ich verschwunden bin, wenn er nach Hause kommt und sein Essen will.« Sie winkte ab. »Selbst dann wird er sich keine Sorgen machen. Er wird sich denken, ich hätte 'nen Unfall gehabt oder so, und zu seiner Mama zum Essen rübergehen.« Sie blickte zu Tommie. »Hast du deine Waffe mitgebracht?«
»Zwei.«
»Am besten nimmst du sie mit«, meinte sie. »Wir müssen hier reinen Tisch machen, bevor wir losfliegen. Jedenfalls so gut es geht.«
»Werden wir sie umbringen?«
»Nicht, bis wir herausfinden, wer sonst noch weiß, dass ich hier bin. Dann können wir sie draußen im Wald alle machen und so tief vergraben, dass sie keiner findet.«
»Gordie und die Mädchen bleiben verschont?«
»Wir haben nichts organisiert, um sie zu erledigen. Seine neugierige Mutter würd 's sofort merken, wenn wir uns an ihnen vergreifen.« Sie blickte sich in der Küche um. »Das ist
Mama Mays Haus. Mama Mays Land.« Ihr Blick verfinsterte sich. »Sie hat dafür gesorgt, dass das keiner von uns je ver- gisst. Die ganzen Jahre nicht. Hat es uns jedes Mal aufs Brot geschmiert, wenn s ums Geld ging.« Sie fing sich wieder. »Abgesehen davon, selbst wenn wir's täten ... weißt du... wir hätten keine Möglichkeit, die Spuren zu verwischen. Nö. Wir kümmern uns um diese beiden anderen neugierigen Fuzzis, und Gordie und die Mädchen wachen morgen früh auf und merken, dass ich verschwunden bin.« Sie rieb sich den Nacken. »So wie die Sache in letzter Zeit lief, glaube ich, werden sie ganz froh sein, wenn ich weg bin. Und seine Mama bestimmt auch.«
Sie ging quer durch die Küche zum Wandtelefon. Wählte. »Mama May«, sagte sie nach einem kurzen Moment in den Hörer. »Ich bringe meinen Bruder heute Abend zum Flughafen nach Chicago. Er hat einen billigen Flug gegen Mitternacht gekriegt.« Sie lauschte. »Ja, werde ich.« Lauschte wieder. »Du müsstest dich um die Mädchen kümmern. Und sie morgen früh zur Schule schicken.« Sie verdrehte die Augen. »Ja, ja, ich schreibe ihm einen Zettel. Ich bereite schon alles fertig für sie vor.« Sie legte auf und ging zur Treppe.
»Ich werde eine Tasche packen. Sobald du dein Zeug zusammengesucht hast, packen wir alles in den Wagen.«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung war nur ein heiseres Flüstern. »Wie hoch ist die Belohnung?«
»Kommt drauf an«, antwortete Corso.
»Ich will das Geld vorher sehen.«
»Sie geben mir die Informationen. Ich werde sie überprüfen, dann kriegen Sie das Geld.«
»Bis dahin ist sie schon weggeflogen.«
Corso setzte sich aufrecht hin. Zeigte aufs Telefon. Dou-gherty unterbrach sich beim Lackieren ihrer Nägel und hielt den Atem an.
»Weggeflogen, sagen Sie?«
»Klar«, krächzte die Stimme. »Wie ein Vogel.«
Dougherty stellte den Nagellack auf den Nachttisch. Die Pfeile, Ranken und Wörter, die ihre Schultern und den Oberkörper schmückten, schimmerten grell im Deckenlicht.
»Und wie wird sie das anstellen?«, erkundigte sich
Weitere Kostenlose Bücher