Die Spur des Boesen
Corso.
Beim Zuhören wandelte sich Corsos Gesichtsausdruck von gespannt aufmerksam zu leicht vergnügt.
»Ich verstehe«, sagte er schließlich. »Danke für Ihren Anruf. Nein. Nein. Ja. Ich gehe dem nach, keine Angst. Wir bleiben in Verbindung. Ja.« Mit dem Daumen drückte er die Austaste. Dougherty stieß den Atem, den sie angehalten hatte, wieder aus und zog eine Augenbraue hoch. »Sie gehört zu einer Gruppe von Hexen, die oben auf der Halbinsel lebt«, erklärte Corso. »Wir müssen vorsichtig sein, sonst fliegt sie uns davon. Scheint, sie besitzt so einen Zauberbesen.« Er deutete aufs Telefon. »Er hat persönlich gesehen, wie sie abgehoben hat.«
»Woher kommen diese Leute?«
»Talkshow unterstes Niveau«, antwortete Corso.
Das Telefon klingelte. Corso nahm es in die Hand und drückte die grüne Taste.
Die Stimme einer Frau. »Sind Sie derjenige, der nach der Frau sucht?«
»Ja.«
»Ich kenne sie«, sagte sie. »Wir treffen uns heute Abend um zehn Uhr. In der Stadt. Auf der Rückseite vom Emerson Park. Unten am Fluss. Bringen Sie das Geld mit.« Aufgelegt. Mit dem Telefon in der Hand beobachtete sie durch das schmutzige Vorderfenster hindurch, wie Sarah und Emily die lange Zufahrt aufs Haus zuschlenderten.
Irgendwas im Straßengraben hatte Emilys Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Sie war hinter ihrer Schwester zurückgeblieben, die jetzt umkehrte und die Kleine wieder hochzog. Sarah drohte ihr mit dem Finger und verpasste ihr eine saftige Ohrfeige. Als sich die Mädchen wieder in Bewegung setzten, Sarah lächelnd und ein paar Schritte voraus, und Emily, die sich die Tränen aus dem Gesicht wischte, wandte sie sich ab.
Dougherty spitzte die Lippen und blies über ihre Nägel. »Noch ein Verrückter?«
»Könnte sie gewesen sein«, antwortete er.
»Hat sie was gesagt?«
»Nur so ein Gefühl.«
»Und?«
»Sie will uns heute Abend um zehn auf der anderen Straßenseite treffen.«
»Im Park?«
»Ganz am Ende, am Fluss.«
»Ich dachte, wir würden uns nur am helllichten Tag an einem öffentlichen Ort mit jemandem treffen.«
»Sie hat mir keine Chance gelassen.«
»Wir müssen nicht hingehen.«
»Nein... müssen wir nicht.«
»Aber was, wenn es stimmt?«
»Könnte die einzige Spur sein, die wir kriegen«, überlegte Corso.
»Du denkst, das ist nur Zufall?« Sie wedelte mit ihren leuchtend roten Fingernägeln. »Du weißt schon, so zufällig hinter der Straße, in der unser Motel ist.«»Was könnte es sonst sein?«
»Sag du's mir.«
In Gedanken versunken, ging Corso auf und ab. »Vielleicht ist das der einzige abgeschiedene Ort im Zentrum«, kam ihm in den Sinn. »Vielleicht ist...«
»Diese Schlucht ist ein Friedhof, sobald es dunkel wird. Abgesehen davon — warum in der Stadt? Warum nicht irgendwo in der Pampa?«
»Du könntest Recht haben«, räumte er ein. »Wir werden schon ziemlich früh hingehen. Uns die Umgebung anschauen. Sichergehen, dass wir da nicht unvorbereitet in was hineingeraten. Wenn uns schon irgendwas aus der Ferne unheimlich vorkommt, laufen wir zurück und rufen Molina an.«
Sie beäugte ihn. »Du hast echt Schiss, oder?«
Sein Blick verfinsterte sich. »Bisher wissen wir nur, wer sie war. Ihre Vergangenheit ist gruselig genug. Stell dir vor, wer sie heute sein könnte.«
»Ich will nicht zu Oma«, jammerte Emily.
»Hör auf, so rumzuwinseln«, schimpfte ihre Mutter. »Mama May ist in einer Minute da, um euch beide abzuholen.«
»Ich will hier bei Papa bleiben.«
Ihre Mutter packte sie an den Schultern und schüttelte sie, so dass ihr Kopf wie lose aufgesteckt vor und zurück wackelte, dann hob sie die Hand, hielt aber, aufgeschreckt durch einen lauten Knall, mitten in der Bewegung inne.
Sie drehte sich um. Das neue Ofenrohr lag vor Sarah auf dem Boden.
»Wie oft soll ich dir das noch sagen? Lass das verdammte Ding liegen, bevor ich dir damit deinen dämlichen Schädel einschlage!«, schrie sie.
Sarah bückte sich, um das Rohr aufzuheben, doch ihre Mutter war schneller. Sarah trat einen Schritt zurück, während sich ihre Mutter das Rohr schnappte und es an die Wand hinter der Tür lehnte.
»So, jetzt ist es aus dem Weg.« Sie deutete auf Sarah. »Zieh deinen Mantel an. Mama May holt euch gleich ab.«
»Wohin gehst du?«, wollte Sarah wissen.
»Ich bringe Onkel Tommie nach Chicago zum Flughafen.«
»Gut.«
Als ihre Mutter auf sie zukam, drehte sie sich um und rannte die Treppe hinauf. »Ich geb dir eins auf deinen frechen Mund, und zieh deinen Mantel
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