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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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versteckte Tür hindeutete.
    Nichts.
    Das drohende Versagen zerrte an ihren Nerven. War sie für nichts so weit gekommen? Sollte dieser Ausflug nach Beirut als Fehlschlag enden, wie vor zwölf Jahren?
    Danielle blickte nach oben, suchte nach Ausweichmöglichkeiten. Die Decke bestand aus einem Flickwerk, nichts als Risse und Spalten, und das Mauerwerk war feucht; man hatte das Gefühl, die Decke könnte jederzeit einstürzen.
    Doch warum gab es dann keinerlei Schutt oder Schmutz auf dem Tunnelboden? Danielle hatte einiges an Trümmern beiseite schieben müssen, um bis hierher zu kommen. An dieser Stelle lag jedoch gar nichts.
    Danielle benutzte die Taschenlampe, die sie aus dem Boot mitgenommen hatte, um die Decke genauer zu untersuchen. Wie vermutet fand sie einen quadratischen Eindruck, der vollkommen glatt und sauber war. Kein einziger Fleck, kein Sprung, kein Riss. Zu symmetrisch, um einfaches Flickwerk darzustellen.
    Sie musste die Karte falsch gelesen haben: Der Flutkanal war nicht mit der Fluchtroute des Sheiks verbunden. Die Fluchtroute lag darüber, der Flutkanal war über eine Luke zugänglich.
    Hier. Unmittelbar über ihr.
    Drei Meter über ihr. Der Fluchtweg würde jedoch nur von innen nach außen benutzt: Selbst wenn Danielle einen Weg fand, dorthin zu klettern, würde es sie vermutlich das Leben kosten, denn sie war sicher, dass der Einstieg mit Sprengsätzen gespickt oder zumindest mit elektronischen Sensoren versehen war, die sofort die Sicherheitsleute des Sheiks alarmierten.
    Sie schalt sich einen Dummkopf, dass sie diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen hatte. Es war so offensichtlich! Was blieb ihr noch übrig? Außer einem Frontalangriff fiel ihr nichts ein. Warten, bis es Nacht war, und sich dann an dem großartigen Sicherheitspersonal des Sheik vorbeischleichen. Dort Erfolg haben, wo zwölf Jahre zuvor sieben Männer gescheitert waren.
    Denk nach!
    Der Eingang zum Fluchttunnel war der Schlüssel, bei dem sie gedanklich bleiben musste. Wie aber benutzte man ihn? Es musste noch etwas anderes geben, um den so verzweifelt benötigten Zugang zum Gelände zu bekommen.
    Danielle dachte an die Wache, die am Eingang gestanden und das Clipboard mit den Notizen durchgesehen hatte, die wie Namen aussahen. Der Sheik musste Gäste erwarten. Dies erklärte, warum es so viele Wachen gab und weshalb die Anlage so makellos gepflegt aussah.
    Hussein al-Akbars Soldaten standen vermutlich ebenso bereit wie der Fluchttunnel – für den Fall, dass er gebraucht würde.
    Also würde Danielle genau dafür sorgen. Ihr Plan nahm bereits Gestalt an, während sie sich umwandte und durch den Tunnel zurückging.

80.
    Dank des Kennzeichens der Vereinten Nationen fuhren Colonel al-Asi und Ben ohne Zwischenfälle durch den südlichen Libanon. Sie überquerten die Grenze an einem israelischen Kontrollpunkt, den man den ›Guten Zaun‹ nannte, nach der israelischen Klinik, in der sowohl libanesische Christen als auch Drusen behandelt werden. Die Beamten am Checkpoint waren erstaunlich gelassen.
    Eine Stunde später fuhren sie durch den Ort Sarafand und erreichten die Außenbezirke von Tyrus. Ben spürte al-Asis Anspannung, als dieser den Wagen vor mehreren Läden in der Nähe der antiken Ruinen parkte.
    »Ich hoffe, Sie haben Durst, Inspector«, sagte der Colonel als er den Motor abstellte. »Es gibt hier eine exzellente Saftbar.«
    Ohne weitere Erklärungen führte al-Asi Ben in ein Geschäft, in dem Orangen, Zitronen, Limonen und Mangos säuberlich aufgereiht in Glasvitrinen lagen. Die Saftbar war hell und modern. Deckenventilatoren drehten sich träge über ihren Köpfen; kühle, klimatisierte Luft malte einen leichten Nebel an die Fenster.
    Al-Asi bestellte Fruchtshakes für sich und Ben; dann wandte er sich drei Männern zu, die an einem der vier Tische in der Bar saßen. Al-Asi setzte sich dem Ältesten der drei Männer gegenüber, der volles, weißgraues Haar besaß.
    »Salammu aleikum«, grüßte der Colonel.
    »Aleikum as-salaam«, erwiderte der ältere Mann. »Al-masaari?«
    Anstelle einer Antwort griff al-Asi in seine leichte Jacke und zog einen dicken Briefumschlag hervor, der einmal gefaltet und mit Gummibändern gehalten wurde. Der Colonel zog die Bänder ab und strich den Umschlag glatt. Dann nahm er ein Bündel Bargeld heraus – amerikanische Banknoten, wie Ben erkannte –, und schob das Geld über den Tisch in die Hände des Mannes mit dem weißgrauen Haar.
    Der Mann blätterte das Bündel kurz durch

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