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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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dem riesigen Eistablett und schüttelten die Köpfe. Einer machte sich Notizen, ein anderer sprach in ein Walkie-Talkie. Danielle erreichte die erste Reihe der kleinen Menschenmenge, die sich um die Gruppe gebildet hatte, als Ben sie am Ellenbogen packte.
    »Was hast du …«
    »O Gott«, stieß Danielle hervor, noch ehe Ben zu Ende gesprochen hatte.
    Jemand lag auf dem Eistablett; der Tote war nur deshalb zu sehen, weil die Polizisten die Eisbrocken beiseite gefegt hatten. Danielle erhaschte einen Blick auf das milchweiße Gesicht der Leiche und spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte.
    Der Tote war General Dov Levy.

44.
    Danielle wirbelte zu Ben herum.
    »Levy«, murmelte sie.
    Ben reckte sich, um über sie hinweg zu blicken, doch jetzt war es Danielle, die ihn fort schob.
    »Die Soldaten dürfen dich nicht sehen, Ben«, mahnte sie zur Vorsicht. Sie zitterte vor Schock und Wut.
    »Die Soldaten sind nicht mehr unser größtes Problem. Wer Levy getötet hat …«
    »… könnte noch immer hier sein und auf uns warten. Ich weiß. Dieser verdammte Cowboy! Das war er! Er muss es gewesen sein!«
    »Halte dein Gesicht unten«, wies Ben sie an, als Danielle die Straße hinauf und hinab spähte.
    »Black ist hier. Ich werde diesen Hurensohn finden und erledigen!«
    Ben drehte sie zu sich herum. »Nicht jetzt. Nicht solange er die Oberhand hat. Jetzt müssen wir erst einmal zusehen, dass wir hier wegkommen.«
    Unwillig brach Danielle ihre Suche nach Jim Black ab. »Du hast Recht.«
    »Komm mit mir«, sagte Ben und nahm Danielle sanft am Arm.
    Laster und Lieferwagen, die zu den Marktständen und Restaurants gehörten, standen unterhalb der Docks dicht geparkt. Ben ging weiter, bis er auf einen Wagen stieß, bei dem der Motor noch lief, um den Kompressor mit Strom zu versorgen, der die Laderäume des Lasters kühlte. Er öffnete die Fahrertür und schob Danielle in Kabine.
    Ben fuhr den Laster auf die Straße, am Gewirr der anderen Fahrzeuge vorbei, die kreuz und quer parkten. Dann wählte er eine Nummer auf seinem Handy.
    »Al-Asi?«, fragte Danielle, noch immer vor Wut bebend.
    »Wer sonst?«
    Das Telefon klingelte einmal, dann erstarb das Signal. Ben wählte erneut, mit dem gleichen Ergebnis.
    »Was ist?«
    »Die Nummer ist nicht zu erreichen.«
    »Versuch es noch einmal.«
    »Hat keinen Zweck. Al-Asi hatte mich ohnehin schon vorgewarnt. Sieht so aus, als hätten seine Feinde ihn schließlich eingeholt.«
    Im Schneckentempo fuhr Ben weiter. Ein Konvoi israelischer Fahrzeuge raste auf der anderen Straßenseite an ihm vorbei, auf dem Weg zum Fischmarkt.
    »Wir haben selber Feinde, um die wir uns Sorgen machen müssen«, erinnerte Danielle.
    »Bis wir sie aufhalten, indem wir alle Teile des Puzzles zusammensetzen.«
    »Die Diamanten, Ranieris Spur, wer immer den Cowboy angeheuert hat …«
    »Das alles ist miteinander verbunden«, meinte Ben. »Und mit Russland.«
    »Mit Russland?«
    Ben nickte. »Du hast doch gehört, was Anatoljewitsch gesagt hat. Was immer sich auf dem Frachter befand – es kam aus Russland, aus Dubna.«
    »Willst du damit sagen, wir sollten da hin?«
    »Ich. Du versuchst, in Israel jemanden zu finden, dem du vertrauen kannst.«
    »Ich werde wohl eher auf der Stelle erschossen, erinnerst du dich?«
    »Es muss etwas geben … jemanden«, klammerte Ben sich an einen Strohhalm.
    »Vielleicht«, meinte Danielle nachdenklich. »Vielleicht.«

45.
    »Ich muss wissen, wie viel Zeit ich noch habe«, sagte General Latisse Matabu zu Dr. Sowahy.
    Der Arzt beendete die Blutdruckmessung und legte das Messgerät in den alten, verwitterten Arztkoffer, den er schon besaß, solange er sich erinnern konnte.
    »Mit Medikamenten … ein Jahr«, erwiderte er.
    »Und ohne?«
    Er zuckte die Achseln. »Einen Monat, bevor Sie handlungsunfähig sind. Dann vielleicht noch zwei weitere.«
    »Vier Wochen also.«
    »Die Krankheit wirkt sich bereits auf Ihr Gehirn aus. Ich kann nicht versprechen, dass Sie so lange bei klarem Verstand bleiben.«
    »Dann muss ich sehr viele Dinge sehr schnell erledigen«, erwiderte Matabu.
    Sie entließ den Arzt und ging zum Spiegel. Betroffen sah sie, wie viele Falten und Furchen in ihrem Gesicht noch tiefer geworden waren als zuvor. Ihre Haut sah kränklich blass aus, und ihre Augen hatten den Glanz verloren. Keines dieser Symptome war neu; sie fielen nur deutlicher auf.
    Neu war allerdings, wie Matabu feststellte, dass sie die Knöpfe ihres Uniformhemds falsch zugeknöpft hatte. Als sie

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