Die Spur des Drachen
gesagt.«
»Cowboy?«, fragte Danielle. Sie spürte ein Prickeln ihren Rücken entlang.
Katz deutete auf seinen Verband. »Er hat mir eine Polierscheibe durch die Wange gebohrt.«
Danielle zögerte kurz. »Erzählen Sie mir von Ihrem Vater.«
»Er wurde verhaftet. Waffenschieberei. Die Behörden nennen ihn einen Schmuggler. Die Leute, von denen ich geglaubt habe, sie hätten Sie geschickt, haben alles eingefädelt. Sie dachten, er würde sie bestehlen. Das hat er auch, aber nicht so viel. Er hat nur ein paar Rohdiamanten behalten.«
»Wie hat Ranieri die Steine ins Land gebracht?«
»Hören Sie«, sagte Katz beschwörend, »ich kann nicht mit Ihnen reden. Wenn ich das tue, werden sie meinen Vater umbringen lassen.«
»Helfen Sie mir, und vielleicht kann ich Ihrem Vater helfen.«
Die Hand des jüngeren Katz tauchte aus seinen Haaren auf, und er sah zu ihr hoch. »Sie können ihn herausholen?«
»Zumindest kann ich dafür sorgen, dass er beschützt wird, solange er im Gefängnis ist.«
»Sie werden ihn umbringen, wenn sie herausfinden, dass ich mit Ihnen gesprochen habe.«
»Sie hatten jemand anders erwartet«, stellte Danielle fest.
Katz nickte. »Die Russen. Um die Rohdiamanten abzuholen, die Ranieri geliefert hat. Ich habe sie mir selbst noch nicht angeschaut.«
Er stand auf und ging zur Wand. Ein kräftiger Stoß, und ein Geheimfach kam zum Vorschein. Katz griff hinein und holte den Koffer heraus, den Danielle als den wieder erkannte, den Ranieri ins Land gebracht hatte. Katz legte ihn auf seinen Schreibtisch und hob den Deckel an. Dabei drehte er den Koffer so, dass Danielle einen Blick auf den Inhalt werfen konnte.
»Erkennen Sie es?«
»Eine Thora, eine Schriftrolle«, erklärte Danielle verblüfft.
»Nicht irgendeine Thora. Das ist eine Thora des Holocaust.«
»Eine der wertvollsten Besitztümer der jüdischen Kultur«, erinnerte Danielle sich. »Wird mit Sicherheit niemals von den Zollbeamten angerührt, aus Angst, sie zu beschädigen.«
»Aus gutem Grund. Die Nazis haben Schriftrollen wie diese in ganz Europa gesammelt und sie in einem Gebäude in Prag gelagert, das sie ›Museum einer Ausgestorbenen Rasse‹ nannten. Nach dem Krieg sollten die Schriftrollen nach London gebracht werden, in die Synagoge von Westminster, um wiederhergestellt und später in Tempel auf der ganzen Welt versandt zu werden.«
Liebevoll strich Katz über die Thora. »Diese hier ist eine tschechische Schriftrolle«, erklärte er und schraubte die Deckel der Einrollvorrichtung ab, die die Rolle zusammenhielt, die so genannten Lebensbäume. »Die Atsei Chayim wurden ausgehöhlt. Das würde bei einer näheren Betrachtung auffallen, doch wie Sie schon sagten – diese Schriftrollen werden niemals eingehend überprüft.«
Katz legte die Deckel der Lebensbäume auf den Schreibtisch. Dann hob er die Thora vorsichtig in die Höhe und drehte sie herum.
Dutzende verschieden großer Steinen rollten aus den ausgehöhlten röhrenförmigen Behältern und klickerten am Boden des Koffers aneinander. Die Farben waren unterschiedlich, von klar bis dunkelgrau, von leuchtendem Weiß zu dumpfem Gelb – sie sahen nicht im Entferntesten aus wie wertvolle Steine.
»Blutdiamanten«, murmelte Danielle, als sie die Steine in diesem rohen Zustand sah, bevor sie geschliffen, poliert und überzogen teuer waren. Sie versuchte, den Wert der vor ihr liegenden, aufgehäuften Steine zu schätzen. »Wie viel sind die wert?«
»Fünf Millionen. Fertig bearbeitet wird der Wert an der israelischen Diamantenbörse zehnmal so hoch sein.«
»Ranieri liefert Ihnen also die rohen Steine in diesen Schriftrollen …«
»Und im Gegenzug geben wir ihm bearbeitete Steine.«
»Zehn Millionen Dollar, wobei die in die Brille geschmolzenen Diamanten zehn Prozent Anzahlung sind.«
»Das ist so üblich … Standard.«
»Es gibt keine Standards für solche Tricks.«
»Gibt es doch, für Blutdiamanten, dank des Ursprungszertifikats«, widersprach Katz. »Unbearbeitete Steine können ohne Zertifikat nicht mehr auf dem freien Markt verkauft werden. Das liegt an der neuen Registrierungsvorschrift, die vom Diamantenkartell erlassen wurde.«
»Vorschriften, die erlassen wurden, um genau das zu vermeiden, wovon sie ein Teil geworden sind.«
»Legitime Diamanten gegen illegal geschmuggelte Rohdiamanten auszutauschen erlaubt uns, dies zu umgehen. Jeder macht Gewinn.«
»Überprüft denn nie jemand den Bestand? Haben Sie denn keine Angst, dass die Unterschiede
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