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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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zur Schulter; sein rechtes Bein brannte höllisch. Sein Mund war trocken wie Sandpapier.
    Er zwang sich, die Augen zu öffnen.
    Vier Gestalten umstanden ihn; in der Dunkelheit und dem Nebel waren sie unmöglich zu unterscheiden.
    »Warum?«, brachte Ben heraus.
    »Was sagt er?«, fragte eine Frauenstimme.
    »Warum haben Sie meinen Reifen zerschossen?«
    »Ihr Russisch ist lausig«, sagte ein Mann. »Und wir haben Ihren Reifen nicht zerschossen.«
    »Ist von selbst geplatzt«, fügte die Frau hinzu. »Ihr Wagen ist Schrott.«
    »Er muss sich im Nebel verirrt haben«, mischte sich eine jüngere Stimme ein.
    Die Frau kniete sich zu ihm. Ben nahm die Gerüche nach ungewaschenem Haar und Schweiß wahr.
    »Stimmt das, Fremder?«, fragte sie ihn. »Wenn es so ist, sind sie so ziemlich der größte Pechvogel, den ich je getroffen habe. Sich in Dubna festsetzen zu lassen!«
    »Was von Dubna übrig ist«, warf die jüngere Stimme ein.
    Ben zwang sich in eine sitzende Position. Sein Schädel drohte zu platzen.
    »Wir wollten abhauen, als wir gesehen haben, wie Sie von der Straße geschleudert sind«, sagte der Mann. »Wir schlagen uns im Dunklen durch die Büsche, wohin die Soldaten uns nicht folgen.«
    »Soldaten …«, wiederholte Ben.
    »Er ist kein Russe«, sagte die jüngere Männerstimme. »Auf keinen Fall.«
    »Hat mein Sohn Recht?«, fragte die Frau.
    Bens Verstand wurde allmählich klar. Es musste eine Familie sein, die ihn gefunden hatte … eine Familie, die angehalten und im geholfen hatte, obwohl sie selbst aus Dubna flüchtete. Die Eltern und zwei Söhne, wenn seine Augen ihm keinen Streich spielten. Der Junge, der anfangs gesprochen hatte, war im Teenageralter. Ein jüngerer, der stumm geblieben war, sah aus wie elf oder zwölf.
    »Ja«, antwortete Ben und fügte hinzu: »Ich bin Amerikaner«, weil es leichter zu sagen war als Palästinenser.
    »Wir können ihn nicht mitnehmen«, sagte der ältere Sohn zu den anderen. »Denkt nicht mal daran, ihn mitzunehmen.«
    »Halt die Klappe, Misha!«, fuhr die Mutter den Jungen an. »Er war auf dem Weg nach Dubna, nicht von dort weg.«
    »Was ist hier los?«, fragte Ben tonlos. Er hatte schrecklichen Durst.
    »In Dubna wurde das Kriegsrecht ausgerufen«, sagte der Vater. »Die ganze Stadt steht unter Quarantäne.«
    Ben starrte den Mann durch die neblige Nacht hindurch an. Das Gesicht war müde und verbraucht, und die Hände trugen die Schwielen harter Landarbeit, mit der man in Russland kaum genug zum Essen verdienen konnte. Ben war noch immer ein wenig benommen, doch die Worte ›unter Quarantäne‹ brachten eine Flut an Erinnerungen mit sich. Die tödliche Waffe, die Anatoljewitsch sich zu identifizieren geweigert hatte und die vom Frachter Peter der Große gestohlen worden war, kam aus Dubna. Und jetzt stand Dubna unter Quarantäne …
    »Die Menschen sind infiziert worden?«, fragte Ben die Familie zaghaft.
    »Das könnte man so sagen. Manche hat es schlimmer erwischt als andere. Abhängig vom Wind und dem jeweiligen Standort.«
    »Was war es?«, fragte Ben. »Woraus ist es entwichen?«
    »Ich glaube, er muss sich den Kopf gestoßen haben«, meinte der ältere Sohn, während der jüngere die anderen anschaute und sich mit dem Finger an die Schläfe tippte.
    Der Vater runzelte die Stirn. »Deshalb wurde Dubna nicht unter Quarantäne gestellt.«
    »Dubna wurde unter Quarantäne gestellt wegen dem Zeug, das sie in die Luft gesprüht haben, um es zu töten«, erklärte die Mutter.
    »Um zu töten, was entwichen ist? Wollen Sie das damit sagen?«, fragte Ben. Noch während er sprach, kam ein Fahrzeug mit aufgeblendeten Scheinwerfern die Straße hinunter.
    »Warum so viele Fragen?«, wollte der Vater wissen, als der Wagen vorüber war. »Warum interessiert Sie das so brennend?«
    »Weil ich hier bin, um herauszufinden, was genau passiert ist.«
    »Sie wollen uns helfen? Der Welt erzählen, was hier vor sich geht?«
    »Wenn ich kann.«
    Ben hörte ein Rascheln. Bevor er weitersprechen konnte, packten der Mann und die Frau ihn unter den Achseln und zogen ihn unter die Bäume, gefolgt von ihren Kindern.
    »Die Soldaten«, raunte der jüngere Sohn furchtsam, der bisher geschwiegen hatte.

53.
    Ahmed Tejan Kabbah, Präsident von Sierra Leone, schritt über das mit Blut getränkte Gelände des Militär-Ausbildungszentrums von Benguema.
    »Ich konnte nichts tun, Sir, ich schwöre es!«, beharrte Captain Jonathan Marks, dessen Uniform mit Blut und Schweiß bedeckt war. »Als der

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