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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Sergeant Major und ich gemerkt hatten …«
    Kabbah drehte sich so abrupt zu Marks um, dass seine Bodyguards zusammenzuckten. »Welcher Sergeant Major?«
    »Reese, Sir. Der Mann, der für die Übungen verantwortlich war.«
    »Und wo ist er?«
    Marks schluckte schwer und schüttelte den Kopf.
    Wütend wandte Kabbah sich von dem britischen Offizier ab. Der Exerzierplatz, der Stunden zuvor in eine kombinierte Krankenstation und Leichenhalle verwandelt worden war, lag verlassen vor ihm. Der harte Boden war ein Muster aus hässlichen blassroten Flecken. Der Gestank nach Blut und Angst hing in der brütenden Hitze, selbst nachdem alle Leichen entfernt worden waren.
    Präsident Kabbah war erschienen, lange nachdem der Schauplatz gesichert worden war, doch er konnte sich leicht vorstellen, was in den Wäldern ringsum stattgefunden hatte; er hatte während seiner Amtszeit schon viele ähnliche Schauplätze gesehen.
    Männer, die schrien und sich vor Schmerzen wanden, während das Rettungspersonal darum kämpfte, Verbände um klaffende Wunden oder um die Stümpfe von Armen und Beinen zu wickeln, die abgehackt worden waren.
    Schreie der Angst vor den Rebellen; panische Furcht, sie könnten zurückkommen.
    Freetown, die Hauptstadt Sierra Leones, hatte fast genauso ausgesehen, nachdem der Angriff der Rebellen im Januar 1999 fehlgeschlagen war. Kabbah erinnerte sich an die langsame, schreckliche Wanderung, die er über den Old Market in Susans Bay gemacht hatte: Der Festtagsschmuck war Zerstörungen gewichen, und der Marktplatz war in eine behelfsmäßige Krankenstation umfunktioniert worden. Der Anblick von Frauen und Kindern mit abgehackten Gliedmaßen würde ihn für alle Zeit verfolgen. Der Gestank war damals derselbe gewesen wie jetzt und war nie ganz vom Marktplatz verschwunden. Wie eine böse Erinnerung hing er in den alten Holzrahmengebäuden.
    Kabbah war in den Außenbezirken der Hauptstadt aufgewachsen, in den Shantytowns von Lumley, wo es stets nach frischem Gemüse gerochen hatte, das die nahen Straßenstände füllte. Dann aber hatte er mitansehen müssen, wie das Land, das er liebte, in einen Kreislauf von Gewalt geriet, den eine endlose Abfolge an Politikern und Soldaten nicht hatte aufhalten können. Mit der Hoffnung, er selbst könne die Dinge endlich zum Besseren verändern, war Kabbah selbst in die Politik gegangen und 1996 zum Präsidenten von Sierra Leone gewählt worden. Nachdem er einen Putschversuch der Streitkräfte überlebt hatte, der die RUF an die Macht brachte, war er 1998 von einer nigerianisch geführten Opposition wieder ins Amt eingesetzt worden. Doch seither hatte es einen ständigen Krieg mit den Rebellen gegeben, nur hin und wieder unterbrochen von Friedensgesprächen, die jedoch nie zu Ergebnissen führten.
    »Wie viele Rebellen haben wir getötet?«
    Marks schüttelte hilflos den Kopf. »Mister President, unsere Soldaten haben Waffen getragen, die mit Farbe geladen waren.«
    Kabbah schluckte schwer. »Verluste?«
    Marks' Lippen bewegten sich kaum, als er antwortete. »Dreihundertfünfzig.«
    Kabbah ließ den Blick erneut über den blutgetränkten Boden schweifen. »Wir können also von mindestens vierhundert Opfern ausgehen.«
    Er ging weiter. Marks folgte ihm. »Hinzu kommen die Mitglieder der anderen Truppe, deren Platz die Rebellen eingenommen haben.«
    Der Präsident seufzte tief. »Wie viele mehr?«
    »Hundert sind tot, zweihundert werden vermisst, Sir.«
    »Vermisst?«
    »Wir … äh, haben ihre Leichen noch nicht gefunden.«
    »Was haben Sie beobachtet?«
    »Ich war auf dem Turm, Sir. Als ich unten ankam, war es fast vorüber. Ich konnte nichts erkennen bei dem Rauch.«
    »Ich verstehe. Und Sergeant Major Reese?«
    Marks schluckte. »Er hat sich in den Kampf gestürzt, Sir. Mister President, wenn ich einen Vorschlag machen dürfte …«
    »Reden Sie, Captain.«
    »Mir wurde gesagt, dass die beiden Bataillone, die von den Amerikanern in Nigeria ausgebildet wurden, bereit seien. Mehrere tausend Mann, Sir. Mehr als genug, um die verdammte RUF ein für alle Mal zu vernichten.«
    »Ich weiß von den nigerianischen Truppen, Captain. Aber das ist nicht ihr Krieg.«
    Marks blickte über den leeren Platz. »Bei allem Respekt, Sir …«
    »Ich werde Ihren Rat in meine Überlegungen einbeziehen.«
    »Sir, die heutige mörderische Aktion der RUF kann nur bedeuten, dass sie einen Großangriff vorbereiten. Ich flehe Sie an, handeln Sie, bevor es zu spät ist!«
    »Ich soll die Nigerianer in von

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