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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Wachen«, sagte Ben, nachdem er einen Blick auf die zerknitterte, schmutzige Zivilkleidung geworfen hatte, die der Mann trug.
    »Himmel, nein!«
    »Sie haben sich versteckt.«
    »Ja.«
    »Vor der Armee?«
    Der Mann nickte.
    »Seit wann?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«, fauchte der Mann. Die Pistole zitterte in seinem Griff.
    »Lassen Sie mal sehen … vielleicht bekomme ich es auch so heraus. Sie verstecken sich hier, seit die Anlage von der Gruppe geplündert wurde, die gestohlen hat, was immer hier zu stehlen war.«
    Der Mann hielt die Waffe jetzt mit beiden Händen. »Wenn Sie einer von denen sind …«
    »Bin ich nicht«, versicherte Ben ihm. »Ich bin nicht einmal bewaffnet. Und ich bin allein.«
    »Dann sind Sie ein noch größerer Trottel als ich dachte!«
    »Was haben Sie denn geglaubt, zu wem ich gehöre?«
    »Ich weiß ihre Namen nicht, doch ich habe Männer wie sie schon vorher gesehen. Ich habe ihr Aussehen wiedererkannt, ihre Stimmen, ihren Geruch.« Angst zeigte sich in den Augen des Mannes. »Aus Afghanistan. Die Mudschahedin«, schloss der Mann. Er meinte die Freiheitskämpfer, die im Krieg gegen die ehemalige Sowjetunion letztendlich gesiegt hatten.
    »Wollen Sie damit sagen, die Mudschahedin haben gestohlen, was immer hier zu holen war?«
    »Nein, haben sie nicht. Die Mudschahedin haben nichts gestohlen, weil ich sie aufgehalten habe. Ich hatte keine Wahl. Ich wusste, was der Preis dafür sein würde, aber ich hatte keine Wahl!« Die Lippen des Mannes zitterten. Er versuchte zu schlucken, doch es gelang ihm nicht; seine Kehle war zu trocken. »Es war alles meine Schuld. Dubna. Die Toten. Alles! Weil ich ihn herausgelassen habe. Es war die einzige Möglichkeit, sie davon abzuhalten, ihn zu stehlen. Sie müssen mir glauben!«
    »Wen zu stehlen?«
    »Den Schwarzen Tod.«

63.
    Nachdem er das Blutbad auf dem Exerzierplatz des Militärausbildungszentrums Benguema außerhalb von Freetown gesehen hatte, war Präsident Kabbah der Überzeugung, nichts auf der Welt könne ihm noch Angst machen. Er hatte sich geirrt.
    Mit einer dürftigen Erklärung für den Grund des Notfalls beharrte Verteidigungsminister Sukahamin darauf, ins Hauptquartier des Präsidenten im Regierungsgebäude in Freetown zurückkehren, begleitet von der amerikanischen Frau, die Kabbah nie zuvor gesehen hatte. Jemand hatte einen Fernseher und einen Videorecorder aufgestellt, Geschenke der Briten.
    »Mister President«, begann Sukahamin. Die Amerikanerin deren Kleidung schmutzig und zerknittert war, erhob sich steif. »Das ist Doktor Deirdre Cotter …«
    »Professor«, verbesserte die Frau.
    »Professor Deirdre Cotter. Professor Cotter war vor zwei Tagen so freundlich, mich ins Dorf Katani zu begleiten, das vor kurzem Ziel eines Überfalls der Revolutionären Einheitsfront gewesen ist.«
    Präsident Kabbah blickte zwischen seinem Verteidigungsminister und der Amerikanerin hin und her, noch immer verwirrt durch ihre Anwesenheit.
    »Professor Cotter ist die politische Lage in unserem Land nicht fremd«, fuhr Sukahamin fort. »Sie ist zusammen mit ihrem Mann hierher gekommen, als Mitglied einer UN-Mission. Ihr Mann wurde vor zwei Jahren von der RUF getötet.«
    Präsident Kabbah zuckte entschuldigend die Achseln.
    »Professor Cotter ist außerdem eine erfahrene Botanikerin und Gartenbauingenieurin, deren Expertise ich erbeten habe, nachdem das Ausmaß der Verwüstung in Katani sichtbar geworden war.«
    »Ich dachte, wir sprechen von einem Überfall der RUF«, meinte der Präsident und schaute seinen Verteidigungsminister verwirrt an.
    »Das tun wir, Sir.« Sukahamin und Cotter tauschten besorgte Blicke. »Deshalb habe ich Professor Cotters fachliches Urteil erbeten.«
    Deirdre Cotter ging zum Fernseher und schaltete ihn und den Videorecorder ein.
    »Was Sie jetzt sehen werden, Mister President«, begann sie und nahm die Fernbedienung in die Hand, »ist Material, das gestern auf dem Farmland des Dorfes aufgenommen wurde.«
    Auf dem Bildschirm wurde es hell. Der VCR erwachte leise surrend zum Leben. Präsident Kabbah starrte erstaunt auf den Schirm. Seine Unterlippe begann zu zittern.
    »Wollen Sie damit sagen, das sind die Reisfelder von Kalani?«
    »Sie waren es, Mister President«, erwiderte Deirdre Cotter.

64.
    »Ich hatte keine Wahl«, fuhr der Russe fort. Seine Stimme bebte und seine Augen waren vor Angst geweitet. »Ich konnte sie den Schwarzen Tod nicht mitnehmen lassen.«
    »Wie heißen Sie?«, fragte Ben und gab sich alle

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