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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Mühe, ruhig zu bleiben.
    »Belush«, erwiderte der Russe. »Mikhail Belush.«
    »Was genau haben Sie getan?«
    »Ich habe gegen die Regeln verstoßen«, antwortete Belush. Er stand offensichtlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. »Ich war allein hier. Wer hätte so etwas vermutet? Und das hier war der Letzte. Ich konnte nicht widerstehen …«
    »Sprechen Sie weiter.«
    »Ich habe die Eier der letzten Lieferung auftauen lassen. Vor Wochen. Erst nur ein paar, dann alle.«
    »Eier?«, fragte Ben.
    Doch Belush schien ihn nicht zu hören. »Ich wollte die Eier zerstören, damit die Regierung keinen Grund mehr hätte, mich noch länger hier zu halten. Aber ich konnte es nicht. Schließlich habe ich sie erschaffen. Ich habe sie hervorgebracht und ausgebrütet und ihre Eier eingefroren, genau, wie mir aufgetragen wurde, damit der Schwarze Tod stets bereit wäre, wenn man ihn brauchte.«
    »Gerade sagten Sie, Sie hätten sie aufgetaut.«
    »Nicht sofort. Erst als die Terroristen kamen. Ich hatte sie aufgetaut, damit ich zum letzten mal das Wunder sehen konnte, das ich geschaffen hatte. Solch meisterliche Arbeit und kein Dank. Die Welt würde nie etwas von den Wundern erfahren, die ich hier hervorgebracht hatte. Doch ich würde es wissen … ich würde es sehen. Ich habe sie aufgetaut, um weiter zu züchten.«
    »Gerade haben Sie gesagt …«
    »Dass ich vorhatte, sie zu zerstören? Dass ich gehen wollte? Und wohin? Zu wem? Das hier ist mein Leben; das ist mir klar geworden. Ohne den Schwarzen Tod wäre ich nichts.«
    »Ihr neues Zuchtprogramm war nicht genehmigt.«
    Belush lachte. »Schauen Sie sich um. Wer ist hier noch? Wer hätte es je erfahren?« Sein Blick war in die Ferne gerichtet. Er lauschte, als würde er Stimmen zuhören. »Der KGB, danach die FSS … sie haben mich hier jahrelang postiert, um über meine Kreaturen zu wachen und sie zu beobachten für den Fall, dass sie jemals wieder gebraucht würden. Doch sie sind nie wieder gekommen, nicht einmal, um meine Arbeit zu überprüfen. Ich war eine Selbstverständlichkeit für sie geworden, genau wie der Schwarze Tod eine Selbstverständlichkeit geworden war.«
    »Was haben Sie hier geschaffen, Mister Belush?«, fragte Ben betont laut, um die Aufmerksamkeit des Mannes zu erregen.
    »Doktor Belush. Ich bin Genetiker und Bioingenieur.«
    »Okay, Doktor. Was ist der Schwarze Tod?«
    »Es ist besser, ich zeige es Ihnen«, sagte Belush und führte Ben zum nächsten Ausgang.

65.
    Präsident Kabbah trat einen Schritt vom Bildschirm zurück, als hoffe er, das Bild würde sich dadurch verändern.
    Vor ihm auf dem Schirm war eine kahle Wüste zu sehen, ein endloses Meer aus Staub, bar jeder Pflanze.
    Präsident Kabbah hatte einen Großteil seiner Jugend bei der Reisernte verbracht und die schlichte Schönheit und Widerstandsfähigkeit der Pflanze kennen gelernt. Doch die angebauten Nutzpflanzen, von denen die Bewohner von Katani abhängig waren, um ihr Überleben zu sichern, waren … verschwunden. Wie weggetragen von einem gewaltigen Sturm. Der Boden war staubtrocken und vollkommen eben, als hätte eine gigantische Maschine ihn geglättet.
    Auf dem Bildschirm ging der Blick nun in die Tiefe; die Kamera wurde scharf gestellt. Deirdre Cotter, die selbst gefilmt hatte, schluckte schwer und beschloss, zu schweigen und die Bilder für sich sprechen zu lassen:
    Ein gewaltiges schwarzes Tuch bewegte sich über die Reisfelder von Katani und näherte sich langsam dem, was auf den Feldern noch stand. Es umschloss alles, was auf seinem Weg lag.
    »Sieht aus wie … Öl«, stieß ein erschütterter Präsident Kabbah hervor. »Ein sich ausbreitender Ölteppich!«
    »Nein, Sir«, korrigierte Deirdre Cotter. »Insekten. Ich habe sie eingehend untersucht. So etwas habe ich noch nie gesehen. Diese Biester sind nicht in Sierra Leone beheimatet, noch sonst wo auf der Welt. Es ist eine gänzlich neue Spezies. Jemand hat sie erschaffen.«
    Kabbah löste den Blick vom Bildschirm und schaute auf Deirdre. »Sagten Sie ›erschaffen‹?«
    »In einem Labor. ›Verbessert‹ wäre vielleicht ein treffenderes Wort. Denn was immer diese Insekten sind, sie zeigen eine ganze Reihe Eigenschaften und Charakteristika, wie sie für gewöhnliche Blattläuse typisch sind.«
    Kabbah blickte wieder auf den Bildschirm. »Ich kenne mich nicht aus mit …«
    »Lassen Sie mich versuchen, es Ihnen zu erklären, Sir«, sagte Cotter, während die schwarze Flut sich weiter über den Bildschirm ausbreitete.

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