Die Spur des Drachen
vergiftet.«
»Die Regierung hatte keine Wahl. Ich habe es Ihnen bereits erklärt. Die Käfer mussten aufgehalten werden, bevor es zu spät war. Diarbitol war die vielleicht einzige Möglichkeit.«
»Sie können sich nicht einmal sicher sein, dass es funktioniert hat?«
»Hätte es nicht funktioniert, wüssten wir es.«
»Wie viele Menschen werden in Dubna sterben?«
»Weit weniger, als in ganz Russland gestorben wären, wären die Käfer nicht aufgehalten worden.«
Ben packte den Mann und schüttelte ihn heftig, überrascht von seiner eigenen Reaktion. »Wie viele?«
Belush zitterte in seinem Griff. »Zwischen fünf- und zehntausend. Deshalb musste die Stadt unter Quarantäne gestellt werden. Deshalb wurde draußen niemand darüber informiert, was passiert ist.«
Ben ließ Belush los und dachte darüber nach, was er erfahren hatte. Anatoljewitsch hatte dafür gesorgt, dass eine dritte Lieferung ›Schwarzer Tod‹ an Bord des Frachters Peter der Große ins Mittelmeer geschickt wurde, von wo aus die Ladung an Ranieris Strohmann übergeben werden sollte. Dann, vor etwa einer Woche, hatte ein Sturmtrupp – nach Belushs Aussage ehemalige afghanische Befreiungskämpfer – die Anlage überfallen. Als Belush die letzten Käfer freigelassen und die Pläne der Angreifer durchkreuzt hatte, hatten die Afghanen beschlossen, der Lieferung ›Schwarzer Tod‹ an Bord des Frachters Peter der Große hinterherzujagen.
Soweit passte alles.
Aber was war mit den beiden anderen Lieferungen Schwarzer Tod geschehen?
»Diese Afghanen«, fragte Ben, »wer waren sie?«
Belush erwiderte Bens Blick noch furchtsamer als zuvor. »Gefolgsleute von Osama bin Laden.«
Ben betete, dass Belush Unrecht hatte, konnte in den Augen des Mannes jedoch erkennen, dass er glaubte, was er sagte. Ben schauderte bei dem Gedanken, dass die gefährlichste Terrororganisation der Welt im Besitz einer Waffe sein könnte, die ganze Nationen zu zerstören vermochte.
»Ich spreche deren Sprache gut genug, um verstehen zu können, was sie gesagt haben«, sagte Belush. »Deswegen habe ich die Käfer ja freigelassen. Ich musste verhindern, dass sie den Leuten bin Ladens in die Hände fallen.«
»Und wenn ihnen stattdessen eine der drei anderen Schiffsladungen in die Hände gefallen ist?«
Auf Belushs Gesicht spiegelte sich Qual. »In diesem Fall …«
Er verstummte abrupt.
»Weiter«, drängte Ben.
Doch bevor Belush fortfahren konnte, hörte Ben das Knacken eines Zweiges hinter sich. Er wirbelte herum und sah sich einem Halbkreis russischer Soldaten gegenüber, die ihre Gewehre auf ihn gerichtet hielten. Zwei, drei Schritte vor ihnen stand ein vierschrötiger Offizier, der Victor Stepanski am Kragen gepackt hielt.
»Ich bin Oberst Yuri Petroskow«, sagte er barsch. »Und Sie sind verhaftet.«
67.
»Sie meinen, dass sie sich ausbreiten?«, stieß Präsident Kabbah hervor, als ihm die Bedeutung von Deirdre Cotters Worten klar wurde.
»Es sei denn, wir hindern sie früh genug daran.«
»Und wie?«
»Indem wir sie verbrennen«, antwortete Daniel Sukahamin.
»Sie beide haben sich schon Gedanken darüber gemacht?«, fragte Kabbah.
Cotter und der Verteidigungsminister schauten sich an; dann nickten sie gleichzeitig.
»Ja. Wir haben einen Plan entwickelt«, bestätigte Sukahamin, ging hinüber zu Deirdre Cotters behelfsmäßigem Terrarium, zündete ein Streichholz an und ließ es durch ein kleines Loch im Deckel fallen. Fast augenblicklich fing der Untergrund aus Blättern Feuer; die Flammen erfassten die Insekten und vernichteten sie.
Kabbah bedachte die Konsequenzen, während er beobachtete, wie die Käfer verbrannten. »Wir beide wissen, wie viele Dörfer sich in der Nähe der infizierten Felder befinden, Minister.«
»Sie können evakuiert werden, Mr. President.«
»Ganze Dörfer? Wie stellen Sie sich das …«
»Die Alternative ist bei weitem schlimmer.«
Präsident Kabbah ging zum Fernseher und blieb direkt vor dem Bildschirm stehen, sodass das schummrige Licht, das dieser erzeugte, auf ihn fiel. »Aber wir übersehen den größeren Zusammenhang, nicht wahr?«, wandte er sich an Sukahamin. »Sie sagten, die Revolutionäre Einheitsfront steckt hinter alledem.«
»Das besagen unsere Geheimdienstquellen«, bestätigte Daniel Sukahamin leise.
»Und wir haben keine Ahnung, wie viel von diesem … Schwarzen Tod der Drache sich beschaffen konnte, oder?«
Sukahamin seufzte. »Leider nicht.«
Präsident Kabbah schüttelte verärgert den
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