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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Dienst, für den sie so gründlich ausgebildet worden war, nach dem katastrophalen Einsatz so frühzeitig geendet hatte. Welche Ironie, dass die Vorschriften des Sayaret untersagten, auch nur ein Wort über Operationen an Außenstehende zu verlieren. Danielle hatte ihrem Vater nie auch nur die kleinsten Einzelheiten über einen Einsatz erzählt. Er hatte ein paarmal gefragt, um sie auf die Probe zu stellen, doch Danielle war stumm geblieben. Die einzige Mission, über die er genaue Erkenntnisse erhalten hatte, war der Einsatz in Beirut gewesen. Ein Kontaktmann, der Danielles Überstellung zum Shin Bet erklären wollte, hatte geplaudert.
    Also hatte ihr Vater nie ihre vielen Erfolge mit ihr geteilt, nur ihren einen Misserfolg …
    Sie hörte Schritte auf dem Pier und wandte sich um, wobei ihr rechter Fuß beinahe in einen Spalt gerutscht wäre, der zwischen zwei verrottenden Brettern entstanden war.
    Jim Black schlenderte über den Pier. Die Absätze seiner Stiefel hämmerten über die Holzbohlen.
    »Howdy, Ma'am«, begrüßte er Danielle und klemmte die Daumen in die Hosentaschen seiner Jeans.
    »Haben Sie nicht etwas vergessen, Mister Black?«
    »Sprechen Sie von Borodins Jungs?« Er schüttelte den Kopf. »Die hab ich nicht vergessen, keine Bange.«
    Danielle versteifte sich.
    Black schob die Jacke zurück, sodass seine beiden Sig Sauer zu sehen waren. »Ich habe Ihnen wohl eher einen Gefallen getan. Die Burschen waren nicht annähernd so gut, wie Sie erwartet haben dürften.«
    »Tot?«
    »Mausetot. Und kein Einziger war ein gefährlicher Gegner. Das leichte Leben hier hat die Burschen verweichlicht.«
    Danielle verfluchte sich dafür, dass sie die Pistole, die Borodin ihr beschafft hatte, an Bord gelassen hatte.
    »Sie sind noch nicht verweichlicht, oder, Dannygirl?« Mit einem Ruck zog Jim Black eine seiner Sig Sauer aus dem Halfter. »Fang«, rief er und warf Danielle die Waffe zu.
    Sie fischte die Pistole aus der Luft, stolperte leicht und packte die Waffe falsch an für den schnellen Schuss, den sie gebraucht hätte. Stattdessen hielt sie die Sig nach unten gerichtet. Es sah aus, als könnte sie Black unmöglich treffen, bevor er zog und schoss.
    Blacks verbleibende Pistole steckte noch im Halfter. »Fair genug für Sie?«
    Danielle ließ ihre Waffe, wo sie war. »Tun Sie das oft?«
    »Nicht oft genug. Ich wünschte, ich könnte es mir öfter erlauben. Wo bleibt sonst die verdammte Herausforderung? Manchmal muss man sich beweisen können, dass man noch der Beste ist.«
    »Für wen arbeiten Sie sonst noch, Mister Black?«
    »Eine so kluge Frau wie Sie stellt mir eine solche Frage? Ich dachte, das wäre offensichtlich.«
    »Das Diamantenkartell«, sagte Danielle.
    Black zeigte sein schiefes Grinsen. »Ich habe mich mit denen getroffen, nachdem ich kürzlich in Antwerpen einen Job erledigt habe. Ich habe mich einverstanden erklärt, die Leute auf dem Laufenden zu halten und zu handeln, falls nötig. Als ich hörte, dass Sie mit von der Partie sind, dachte ich mir schon, dass es soweit kommt. Wissen Sie, diese Diamantenhändler können nicht riskieren, dass alle Welt erfährt, was Sie wissen. Es geht nur ums Geld, Dannygirl. Und solange das der Fall ist, gibt es genug Arbeit, um Menschen wie mich zu beschäftigen.«
    »Was werden Sie Borodin erzählen?«
    »Was glauben Sie?«
    »Dass ich die Männer getötet habe, die er geschickt hat.«
    Jim Black nickte. »So was in der Art, ja.« Er stellte sich breitbeinig hin. »Ich werde Sie zuerst ziehen lassen. Sie wissen schon – Ladys first und dieser ganze Quatsch.« Seine Hand bewegte sich langsam auf den quadratischen Griff seiner Sig zu, die noch immer in dem einen Halfter steckte. Dann verharrte seine Hand mit gekrümmten Fingern.
    Ihre Blicke trafen sich. Keiner wagte, auch nur zu blinzeln.
    Danielle sah, dass Black es ernst meinte. Er ließ sie den ersten Zug machen. Schwacher Trost. Sobald sie ihre Waffe aufwärts bewegte, würde er ziehen.
    Danielle nahm ihre Waffe gar nicht erst hoch. Sie zog den Abzughahn aus dem Winkel durch, in dem sie die Sig hielt, und leerte das halbe Magazin in die Planken zu Blacks Füßen. Er hatte es gerade geschafft, seine Sig zu ziehen, als die Planken nachgaben: Danielles Kugeln hatten die dünnen Bänder durchsiebt. Sie sah die Mündung von Blacks Waffe auf sich gerichtet, als Black auch schon hindurchfiel. Der Pier verschluckte ihn zur Hälfte.
    Danielle war mit einem Satz bei ihm, als er verzweifelt nach seiner Sig tastete,

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