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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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sie gebeten hatte; auch die Mitglieder des Spetsnatz-Kommandos hätten Danielle zur Verfügung gestanden, hätte Jim Black die Männer nicht getötet.
    Offensichtlich waren die Vorräte an Gewehren, Handfeuerwaffen, extra Munition und Paletten mit Handgranaten jetzt überflüssig; daher richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den luftdichten, grauen Versandbehälter aus Stahl. Im Innern lagen säuberlich die Sprengsätze: dreißig 450 Gramm schwere C4-Quader, Sprengkapseln, Zündschnur und Zeitzünder.
    Konzentration! Sie musste sich konzentrieren!
    Vor zwölf Jahren hatte General Dov Levy einen Kommandotrupp auf den Einsatz nach Beirut geschickt, zu Sheik Hussein al-Akbars Festung. Es waren insgesamt acht Leute gewesen, weil Levy überzeugt gewesen war, dass es einen so starken Trupp brauchte, um den Job effektiv zu erledigen. In jener Nacht waren sieben Mann des Sayaret-Kommandotrupps gestorben, während Danielle davongekommen war.
    Allein.
    Jetzt ging sie zurück.
    Allein.
    Nun saß sie an den Kontrollen des schnittigen Bootes und versuchte sich einzureden, dass sie sich nur auf dieses Risiko einließ, weil ein Verrückter die Fracht der Peter der Große gestohlen hatte, was immer es sein mochte.
    Aber das war nicht die ganze Wahrheit.
    Danielle kehrte auch deshalb in die Stadt zurück, um einen Job zu erledigen, den sie vor zwölf Jahren nicht hatte erledigen können.
    Sie warf einen Blick auf das Satellitentelefon in seinem schuhkartongroßen Gehäuse. Langsam erhob sie sich aus dem Sitz und kniete sich hin, um das Gehäuse zu öffnen.
    Der Hörer im Innern war wenig größer als ein gewöhnliches schnurloses Telefon. Danielle wählte Bens Handynummer, doch wo immer Ben sein mochte, gab es keinen Empfang; der Anruf kam nicht durch.
    Wie sollte er erfahren, was sie erfahren hatte? Wohin sie fuhr? Als Rückversicherung für den Fall, dass sie versagte.
    Sie dachte an Colonel al-Asi, bis ihr einfiel, dass der Anschluss des Colonels stillgelegt worden war.
    Wie konnte sie mit al-Asi in Kontakt treten? Es musste einen Weg geben …
    Danielle lächelte, als ihr ein Gedanke kam. Es dauerte eine Weile, bis sie die Nummer herausbekam, nach der sie suchte, und die Person am anderen Ende schien von ihrer in Englisch vorgetragenen Bitte völlig verblüfft zu sein, bevor sie sich schließlich einverstanden erklärte, Danielles Nachricht zu übermitteln.
    Danielle kehrte an die Ruderkonsole zurück, als das kurze Gespräch vorüber war. Vorsichtig fuhr sie das Boot vom Pier und ließ den Motor langsam im Leerlauf tuckern, während sie aufs offene Mittelmeer hinausglitt. Die Küste Israels verschwand hinter ihr in der Dunkelheit. Der frische Wind stach ihre Haut mit kalter Gischt.
    Die Nacht verschluckte sie. Danielle schaltete den Störmechanismus und den Infrarotschirm ein, der das Wasser vor ihr projizierte, ohne dass sie sichtbares Licht benötigte.
    Mit einer gleichbleibenden Geschwindigkeit von dreißig Knoten würde sie die Hafenanlagen an der Küste von Beirut kurz vor Morgengrauen erreichen, die erste Station auf dem Weg zur Festung von Sheik Hussein al-Akbar, wo Vergangenheit und Gegenwart eins würden.

72.
    »Ihr Vater hat mir vor Jahren das Leben gerettet«, fuhr Petroskow fort und holte das Foto von Jafir Kamal und dem Jungen hervor, das Ben in Israel von Anatoljewitsch bekommen hatte. Das Bild war zusammen mit den anderen Papieren konfisziert worden, die Colonel al-Asi besorgt hatte. »Ich habe Jafir Kamal auf dem Foto wiedererkannt. Und Sie …« Petroskows harte Miene wurde weicher. »Ich habe Ihren Vater nur einmal gesehen, aber Sie sind ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    »1967«, brachte Ben heraus, dem ein Kloß in der Kehle steckte. Sein Mund war trocken, wie es sonst immer der Fall war, wenn er wusste, dass ihm ein Kampf bevorstand.
    »Was wissen Sie?«
    »Ich weiß, dass der palästinensische Rat dafür gestimmt hat, mit Waffen aus der Sowjetunion einen Guerillakrieg gegen Israel zu führen. Mein Vater war die einsame Gegenstimme. Aber die Waffen sind nie geliefert worden.«
    »Doch, sind sie«, sagte Petroskow. »Ich war einer der Fahrer …«
    Jafir Kamal blickte prüfend auf die Uhr. Die Lastwagen würden jeden Moment von Jordanien her auf die Allenby Brücke auffahren. Von dort würden sie die Wüstenstraße nach Jericho nehmen, wo die Waffen, die sie beförderten, auf zwei Dutzend kleinere Fahrzeuge verteilt würden, um mögliche israelische Spione zu verwirren. Eine kleine jordanische Truppe,

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