Die Spur des Dschingis-Khan
denn?«
»Das Geld!«
Collin Cameron deutete auf den vor ihm liegenden Scheck und griff nach seinem Hut.
»Hier, Mr. Johnson! Ich gehe nach Louisiana. Vor dem Wahltag bin ich noch einmal hier.«
Ohne Gruß verließ er das Zimmer. Noch ehe sich die Tür geschlossen hatte, schoß Johnson auf den Scheck zu. Mit gierigen Augen überflog er die Summe.
*
Die Wahlkampagne um den Gouverneursposten von Louisiana war seit Wochen im Gange. Je näher der Wahltag kam, desto erregter wurde die Stimmung.
Zum erstenmal in der Geschichte der Union war die Losung: Hie Weiß, hie Schwarz!
Die Propaganda der Weißen und der Schwarzen arbeitete mit riesenhaften Summen.
In New Orleans, der Hauptstadt des Staates, tobte der Kampf am heftigsten. Täglich bewegten sich große Züge der Parteien durch die Hauptstraße.
Reden und Versammlungen wuchsen allmählich ins Ungemessene. Serien von Rednern auf den öffentlichen Plätzen lösten sich ab.
Die Zeitungen füllten ihre Spalten nur noch mit Wahlnachrichten. Obwohl man mit Josuah Borden einen Mann von untadeliger Gesinnung und Vergangenheit aufgestellt hatte, wurde seine Person von der Presse durch den Schmutz gezogen.
Im großen Saal der City-Hall von New Orleans sprach Josuah Borden. Der riesige Raum war bis auf den letzten Platz gefüllt.
An einer bevorzugten Stelle innerhalb des Komitees saß Collin Cameron. Die glänzende Rede Josuah Bordens, die häufig von lebhaften Beifallsbezeigungen unterbrochen wurde, ging wirkungslos an seinem Ohr vorüber, das durch die vielen Reden dieses Wahlkampfes schon abgestumpft war.
Seine Gedanken weilten in Karakorum. Bevor er, dem Befehl des Regenten folgend, nach den Staaten flog, war er nach der Ruinenstadt gegangen, um da reinen Tisch zu machen. Er war innerlich bereit, seine ganze Vergangenheit abzuwerfen, an der Seite Marias ein neues Leben zu beginnen. Glückte ihm das … ließ sich Maria dazu bereit finden, dann wollte er auch dem Journalisten das Leben schenken.
In dieser Stimmung war er nach Karakorum gekommen … und fand einen Kirchhof in der Wüste.
Von seinen Gefangenen keine Spur! Waren sie mitverbrannt? Oder waren sie entkommen, bevor die Katastrophe eintrat?
Katastrophe? … Was war das für ein furchtbares Ereignis gewesen? … Es lebte niemand, der ihm hätte Auskunft geben können. Eine Feuersbrunst von ungeheurer Gewalt mußte gewütet haben.
Aber was war denn Brennbares da? Das wenige Holz konnte eine derartige Hitze nie entwickeln.
Irgendwie mußte es von außen gekommen sein. Ein Erdbeben mit feurigem Ausbruch? … Nein! … Das hätte die Ruinen umstürzen … andere Spuren hinterlassen müssen.
Wie konnte es sonst geschehen sein? Ein Naturereignis? Kaum denkbar!
Menschenwerk? … Seit dem Anblick der Ruinen lebte ein Verdacht in ihm. Er war noch stärker geworden, als Collin Cameron in Frisko von Johnson erfuhr, daß dort sein alter Unterschlupf, die Opiumhöhle, auf rätselhafte Weise ein Raub der Flammen geworden sei.
Kaum ein Mensch auf der gelben Seite war so hinter die Geheimnisse Isenbrands gekommen wie er. Faßte er alles zusammen, so drängte sich ihm immer wieder der Schluß auf: Die Katastrophe mußte Isenbrandts Werk gewesen sein.
Eine Stimme, schneidend und scharf, riß ihn aus seinem Sinnen. Er stützte die Hände auf den Tisch, an dem er saß, und starrte auf die Tribünen. Dann sank er zurück und legte die Hand auf die Augen. Noch einmal ließ er sie fallen und schaute auf.
Es war kein Zweifel. Da stand er, der Journalist Fox, den er tot geglaubt hatte. Der Freund Isenbrandts. Auf der Rednertribüne stand er und sprach als erster Diskussionsredner gegen Josuah Borden.
Collin Cameron hörte nicht auf die Worte, mit denen Wellington Fox jetzt dem Redner des Tages in die Parade fuhr. Er sah nur die verhaßte Gestalt seines Feindes.
Seine Gedanken überstürzten sich. Wie kam Fox hierher? … Wo war Maria? … Wer hatte die Gefangenen befreit und gerettet?
Er senkte den Kopf, als habe ihn ein schwerer Schlag getroffen. Die Pläne des Regenten … alles, wofür er gekämpft hatte, schien ihm bedroht … verloren.
Dann straffte er sich. Eine maßlose Wut tobte in ihm. Er rief den Führer des Schutztrupps zu sich. Ein paar leise geflüsterte Worte.
Ihre Wirkung zeigte sich bald. Bei der nächsten scharfen Wendung, die Wellington Fox gebrauchte, brach der Gegensturm los. Johlende Protestrufe erschollen von allen Seiten. Eine Masse Schwarzer ballte sich plötzlich um die Rednertribüne
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