Die Spur Des Feuers
die für so einen Wahnsinnigen arbeiten? Was ist das für ein Typ? Ein Mafioso?«
»Eigentlich nicht.«
»Sie werden’s mir sowieso nicht sagen.« Carmela zuckte die Achseln. »Ist mir auch egal. Hauptsache, Sie halten ihn von mir und von Rosa fern.« Sie überlegte. »Wollen Sie sich wirklich um Rosa kümmern?«
»Ich würde dich mit so was nicht anlügen. Mein Freund Silver sitzt gerade unten auf dem Parkplatz im Auto und telefoniert herum, um eine Möglichkeit zu finden, Rosa von deiner Mutter wegzuholen.«
»Wo wollen Sie sie denn hinbringen? In ein staatliches Heim etwa?«
»Nein, wir werden einen sicheren Ort für sie finden. Mach dir keine Sorgen.«
»Sie haben vielleicht Nerven!« Carmela warf Kerry einen vernichtenden Blick zu, während sie Sam weiter streichelte.
»Natürlich mache ich mir Sorgen. Sie ist meine Schwester. Ich muss mich um sie kümmern.«
Kerry lachte in sich hinein. »Du hast Recht. Es war eine dumme Bemerkung. Mach dir so viele Sorgen, wie du willst, aber ich werde das nicht tun, denn ich weiß, dass sie in Sicherheit gebracht wird.« Ihr Lächeln verschwand. »Und du auch, Carmela. Es wird alles gut werden. Das verspreche ich dir.« Sie trat ans Bett und legte Sam die Leine an. »Jetzt lasse ich dich allein, damit du dich ein bisschen ausruhen kannst.«
»Ich mache doch hier den ganzen Tag nichts anderes.«
Sie tätschelte Sam zum Abschied. »Haben die Ihnen gesagt, wann ich entlassen werde?«
»In ein paar Tagen. Du hast immer noch Fieber.« Kerry ging zur Tür. »Hat deine Mutter sich schon bei dir gemeldet?«
»Sie hat mich gestern Abend angerufen«, sagte Carmela mit trotzig vorgerecktem Kinn. »Es ist genau so, wie ich Ihnen gesagt hab. Sie konnte keinen Urlaub bekommen. Natürlich macht sie sich Sorgen um mich. Aber sie hat einfach …
Probleme.«
»Na ja, vielleicht können wir sie von ein paar Problemen befreien.« Kerry öffnete die Tür. »Ich komme dich morgen wieder besuchen, Carmela.«
»Das brauchen Sie nicht.«
»Das weiß ich.« Sie lächelte. »Aber du wirst doch bestimmt wissen wollen, welche Fortschritte wir mit deiner Schwester machen.«
»Sie wollen ihr also wirklich helfen?«
»Ich habe dich einmal angelogen. Das werde ich nie wieder tun.«
»Hoffentlich.« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich gehe jedenfalls nicht zur Armenküche. Das Essen würde mir nur im Hals stecken bleiben. Aber wenn Sie das für mich tun, bin ich Ihnen was schuldig. Das mache ich wieder gut. Ehrenwort.«
Offenbar meinte Carmela das todernst, dachte Kerry, sie durfte sie nicht verletzen, indem sie das Angebot ablehnte. »Ich werde darauf zurückkommen. Wir sehen uns morgen, Carmela.«
»Moment.« Als Kerry sich umdrehte, sagte Carmela verlegen:
»Vielleicht sollten Sie den Köter wieder mitbringen. Die Kinder auf der Kinderstation freuen sich bestimmt.«
»Da hast du Recht.« Kerry nickte ernst. »Also gut, wenn es dir wirklich nichts ausmacht.«
»Gut gemacht, Sam«, sagte sie, nachdem sie die Tür hinter sich zugezogen hatte.
Schwanzwedelnd zerrte er sie den Korridor entlang, alles gute Benehmen hinter sich lassend. Das war Kerry egal. Er hatte Carmela seine Zuneigung geschenkt und ihren Kummer auf eine Weise gelindert, die das Mädchen hatte annehmen können.
Die Ärmste, dachte Kerry, während sie mit dem Aufzug nach unten fuhr. Das Leben hatte ihr übel mitgespielt, sie hatte sich nicht von ungefähr hinter dicken Schutzmauern verbarrikadiert.
Eher war es ein Wunder, dass sie nicht noch viel verschlossener und trotz allem sozial kompatibel war.
Silver erwartete sie in der Eingangshalle, als sie aus dem Aufzug trat. »Wie geht es ihr?«
»Sie ist verletzt und misstrauisch. Aber Sam war eine große Hilfe.«
»Ich hatte mich schon gefragt, warum du ihn unbedingt mitnehmen wolltest.«
»Sam ist einfach wunderbar im Umgang mit Kindern. Sie brauchte ihn. Aber sie hat rausgefunden, dass wir keine Sozialarbeiter sind.«
»Erwischt. Was hast du ihr denn erzählt?«
»Die Wahrheit. Ich war der Meinung, dass sie sie verkraften würde.« Sie gingen in Richtung Parkplatz.
»Ich mag sie, Silver. Sie ist ein harter Brocken, aber ich glaube, sie … Ach, ich weiß nicht. Sie erinnert mich an irgendjemanden …« Stirnrunzelnd überlegte sie, wer das sein konnte, aber es fiel ihr nicht ein. »Ich mag sie einfach.«
»Tja, das ist nicht zu übersehen. Ich werde mich einfach auf dein Urteil verlassen müssen. Ich bin immer noch zu erschöpft von der harten Arbeit,
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