Die Spur Des Feuers
sie zum Springen zu überreden, um objektiv zu sein.«
»Sie hatte Angst.«
»Und du nimmst sie in Schutz.«
»Irgendjemand muss sie ja schließlich in Schutz nehmen. Von ihrer Mutter hat sie nicht viel Hilfe bekommen.« Sie schaute ihn an. »Apropos Mutter, hast du irgendwas erreicht?«
Er nickte. »Ich habe Travis angerufen und ihn gebeten, seine Beziehungen spielen zu lassen. Die Behörden in Louisville werden eine Sozialarbeiterin zu der Mutter schicken und ein bisschen sanften Druck ausüben, damit sie sich einverstanden erklärt, Rosa in ihre Obhut zu übergeben.«
»Wie sanft?«
»Vielleicht nicht allzu sanft. Eine vorsichtige Drohung, die ihr genug Angst einjagt, dass sie kooperiert.«
»Und was passiert, nachdem die Behörden Rosa von ihrer Mutter weggeholt haben?«
»Dann werden wir dafür sorgen, dass sie in eine erstklassige Pflegefamilie kommt, bis Carmela aus dem Krankenhaus entlassen wird.«
»Wann werden wir Genaueres erfahren?«
Silver zuckte die Achseln. »Heute Abend. Vielleicht morgen früh. Ich hab Travis gesagt, es ist dringend.«
»Sehr gut. Ich möchte Carmela morgen gute Nachrichten überbringen.« Sie ließ Sam in den SUV springen und stieg dann selbst ein. »Es war kein Vergnügen, ihr von Trask zu erzählen, aber sie hat es gut verkraftet.«
»Du sagtest ja bereits, dass sie ein ziemlich harter Brocken ist.«
»Und verdammt misstrauisch. Sie wollte –« Plötzlich musste Kerry lachen. »Gott, gerade ist mir eingefallen, an wen sie mich erinnert.«
»An wen denn?«
»An dich.«
Er schaute sie an, während er den Motor anließ. »Wie bitte?«
»Misstrauisch und mürrisch und darauf bedacht, niemanden an sich ranzulassen.«
Er lächelte schwach. »Da du mir eben erklärt hast, wie sehr du sie magst, akzeptiere ich die Beschreibung. Aber du solltest dir vielleicht mal ein paar Gedanken über diese Reaktion machen.
Offenbar hast du eine Schwäche für schwierige Typen wie uns.«
Ihr Lächeln verschwand. Sie wollte die Gefühle, die sie für Silver empfand, nicht in Frage stellen. Ihre Zuneigung war noch gefährlicher als das sexuelle Vergnügen, das ihr mit ihm zuteil wurde. Sie schaute aus dem Fenster. »Glaubst du, wir werden verfolgt?«
»Wenn ja, dann muss es sich um einen Profi handeln.«
Er hielt an der Parkplatzkasse und reichte dem Parkwächter das Ticket samt Geld. »Ich habe mit Ledbruk telefoniert. Seine Leute meinten, es wäre uns niemand gefolgt.«
Sie runzelte die Stirn. »Dann habe ich mich also geirrt? Ich fand es nahe liegend, anzunehmen –«
»Es war nahe liegend. Vielleicht hat Trask sich einfach noch keinen genauen Plan zurechtgelegt. Gut möglich, dass Dickens nochmals auftaucht.«
Vielleicht hatte er Recht. Was hatte sie denn erwartet? Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie Dickens gleich am ersten Tag erwischen würden. Aber indem sie sich das einredete, wurde sie auch nicht ruhiger. Trask würde bestimmt nicht herumsitzen und Däumchen drehen, nachdem er erfahren hatte, dass er bei Carmela versagt hatte. Er würde irgendetwas unternehmen, um Kerry zu beweisen, dass sie nicht wirklich gewonnen hatte.
Und wenn sein nächster Schritt es nicht notwendig machte, sie von Dickens verfolgen zu lassen, was konnte er dann im Schilde führen?
»Mach dich nicht verrückt«, sagte Silver. »Ich habe schon lange begriffen, dass man sich, wenn man ein Problem nicht lösen kann, am besten zurücklehnt und versucht, sich auszuruhen, um Kräfte zu sammeln für den Moment, in dem man etwas unternehmen kann.«
»Es muss sehr befriedigend sein, andere so herablassend zu behandeln. Ich bin keine parapsychologische Superheldin wie du. Ich habe mit so was keine Erfahrung. Ich kann mich einfach nicht entspannen.«
Er pfiff leise durch die Zähne. »Tut mir Leid. Ich wollte nicht herablassend sein. Aber du wirst von Tag zu Tag besser und stärker. Du lernst immer mehr, mich zu blockieren, und als du das letzte Mal versucht hast, in meine Psyche einzudringen, habe ich das sehr deutlich gespürt.«
»Ach ja? Das wird mir viel nützen, wenn ich es mit Trask zu tun kriege.«
»Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich nicht abschätzen kann, wie das bei anderen ist.«
»Sehr ermutigend.«
»Immer mit der Ruhe. Ich kann dir kein Selbstvertrauen geben, aber du weißt, dass ich mit dir arbeiten werde, bis du –«
»Ich weiß, ich weiß.« Ihre Lippen spannten sich. »Himmel, das hängt mir alles zum Hals heraus. Ich hatte nie den Wunsch, so etwas zu lernen.
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