Die Spur Des Feuers
du es selbst nicht glaubst.«
» Doch, das tue ich.«
»Immer mit der Ruhe. Im Moment dränge ich dich nicht.« Er zog sie fester an sich. »Schlaf jetzt.«
»Ich kann nicht schlafen. Wie soll ich schlafen, wenn du dauernd Sachen sagst, die mich total aufwühlen? Halt dich einfach von mir fern und –«
»Das kann ich nicht«, flüsterte er. »Und ich werde es nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich möchte, dass du etwas von mir mitnimmst, falls du dich tatsächlich entschließt, mich zu verlassen. Und das ist etwas, was ich dir geben kann. Etwas, was dir niemand anders geben kann.«
Sie schwieg. »Du meinst, du tust das, um mir eine Art …
Geschenk zu machen?«
»Nun, so könnte man es nennen. Man könnte auch sagen, mein Ego will nicht, dass du mich vergisst. Es ist meine Art, mich in deinen Augen unsterblich zu machen. So oder so, du hast ein Problem, und ich habe mir vorgenommen, es in Ordnung zu bringen.«
»Selbst wenn ich es nicht will?«
»Dann musst du dich zur Wehr setzen. Diesmal ist es dir gelungen, mich rauszudrängen. Du wirst von Tag zu Tag stärker. Vielleicht schaffst du es, mich endgültig rauszuwerfen.«
»Das werde ich.« Sie schloss die Augen. »Ganz genau: Wenn du mir nochmal in die Quere kommst, jage ich dich zum Teufel.« Der Gedanke, ihn fortzujagen, war seltsam, wo er sie doch gerade so fest in den Armen hielt. Großer Gott, sie würde ihn so vermissen, wenn er nicht mehr da wäre! »Und jetzt würde ich es begrüßen, wenn du die Klappe halten würdest, damit ich schlafen kann.«
»Ich werde mucksmäuschenstill sein.«
»Ich mag keine Mäuse. Die rascheln.«
»Ich raschle nicht. Ich schreite majestätisch wie ein Löwe.«
Sie gähnte. »Zu viele Metaphern.«
»Stimmt. Dann halte ich eben einfach die Klappe.«
»Genau darum habe ich dich gebeten.« Sie versuchte, sich zu entspannen. Die Welt ausschließen. Den Traum ausschließen.
Silver ausschließen. Nein, Silver konnte sie nicht ausschließen.
Er war jetzt immer bei ihr. Aber das war in Ordnung, denn er war wie ein Teil von ihr, angenehm und vertraut …
Sie war gerade dabei, einzuschlafen, als Silver ihr ins Ohr flüsterte: »Was hast du gesehen, Kerry?«
Wovon redet er?, dachte sie schläfrig.
»Was hast du gesehen, als du in sein Gesicht geschaut hast?
Sag’s mir.«
»Kann nicht …«
»Doch, du kannst. Sag’s mir einfach, danach kannst du einschlafen. Versenke dich ganz tief in deine Erinnerung. Was hast du gesehen?«
Dunkelheit. Feuer hinter der dunklen Gestalt, so dass sein Gesicht im Schatten lag.
»Blaue Augen«, flüsterte sie. »Blaue Augen …«
14
Dickens’ Hände umklammerten das Steuerrad, als er durch ein Schlagloch fuhr und beinahe von der Fahrbahn geriet.
»Verdammter Mist!«, fluchte er vor sich hin. Er konnte von Glück reden, wenn er es ohne Reifenpanne zurück in die Stadt schaffte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Er würde den Reifen selbst wechseln müssen, denn Trask hatte ihm eingeschärft, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Als wäre er blöd genug, um unnötig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber Trask hielt jeden außer sich selbst für einen Idioten und behandelte ihn entsprechend.
Nur noch ein paar Kilometer, dann konnte er umkehren und von hier verschwinden. Er brauchte sich nur kurz zu vergewissern, dann konnte er Trask anrufen und Bericht erstatten. Blieb nur zu hoffen, dass er das vorfand, was der Scheißkerl wollte. Das war jetzt schon das achte Mal, dass er sich auf den Weg gemacht hatte, er hatte es satt.
Er fuhr um die Kurve. Da war es.
Er pfiff leise durch die Zähne.
Er parkte den Wagen am Straßenrand und warf einen Blick auf das Foto, das auf dem Beifahrersitz lag.
Vielleicht. Vielleicht hatte er es gefunden …
Blaue Augen.
Das war das Erste, was Kerry durch den Kopf ging, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Eben hatte sie noch tief geschlafen, nun war sie hellwach. Ihr Herz raste. Sie setzte sich auf. Was zum Teufel …?
Und wo war Silver?
Sie sprang aus dem Bett.
Fünf Minuten später war sie angezogen und lief die Treppe hinunter.
»Guten Morgen«, sagte George, der gerade zur Haustür hereinkam. »Sie scheinen ein bisschen gereizt zu sein.«
»Das kann man wohl sagen. Wo ist Silver?«
»Er kommt gleich. Wir haben gerade das Grundstück überprüft. Er wollte sich vergewissern, dass die Wachen keine Spur von möglichen Eindringlingen übersehen. Unser lieber Brad ist ein misstrauischer Mann.«
» Ihr lieber Brad. Ich habe
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