Die Spur Des Feuers
Psyche eingedrungen war.
Offenbar hatte er ein bisschen was zurückgelassen. »Du fühlst dich ihm irgendwie verbunden?«
»Ja, so ungefähr.« Carmela zuckte die Achseln. »Irgend so was. Sie auch?«
»In gewisser Weise. Jedenfalls glaube ich nicht, dass du dir deswegen Sorgen machen –«
»Da ist sie ja!« Carmela sprang aus dem Wagen, als ein schmales, dunkelhaariges Mädchen in der Tür erschien. »Rosa!«
Kerry stieg langsam aus und sah zu, wie Carmela auf ihre Schwester zurannte. Carmela strahlte vor Glück. In diesem Augenblick wirkte sie wesentlich jünger als fünfzehn. So sollte sie eigentlich immer aussehen, dachte Kerry. So sollten alle Kinder aussehen. Voller Leben. Ohne Verdacht. Ohne Sorgen.
Carmela blieb vor ihrer Schwester stehen. »Alles in Ordnung?«
Rosa nickte. »Und bei dir?«
»Klar.« Unbeholfen nahm sie Rosa in die Arme. »Es wird alles gut. Das verspreche ich dir.«
»Dann hör auf, so einen rührseligen Zirkus zu veranstalten. Ich komm mir ja ganz komisch vor.«
Kerry musste innerlich grinsen über die typische Reaktion dieser beiden Heranwachsenden. Dass die Schwestern sich mochten, war nicht zu übersehen, aber auch, dass sie das beide nicht gerade überschwänglich zeigten. Tja, so waren Teenager nun mal. Die meisten würden sich eher die Zunge abbeißen, als offen zuzugeben, dass sie ihre Geschwister liebten.
»Rührend, was?«, meinte Silver, als er auf Kerry zukam.
»Reicht das, um dein kaltes Herz zu erwärmen?«
»Sei nicht so sarkastisch.« Sie sah, wie Carmela und Rosa ins Haus gingen und die Tür hinter sich schlossen.
»Es wärmt mir tatsächlich das Herz.«
»Das war nicht sarkastisch gemeint.« Sein Lächeln verschwand. »Und du kennst mich inzwischen gut genug, um das zu wissen. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, die beiden zusammenzubringen. Willst du reingehen und Rosa kennen lernen? Sie ist ein nettes Mädchen.«
Kerry schüttelte den Kopf. »Später. Ich will sie erst mal ein bisschen allein lassen.« Sie schaute ihm in die Augen.
»Allerdings frage ich mich, ob Carmela jemals wieder allein sein wird. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du immer noch mit ihr verbunden bist?«
»Sie weiß es?« Er runzelte die Stirn. »Es ist nur ein ganz schwacher Rest. Das gibt sich wahrscheinlich mit der Zeit.«
»Du hast nicht mit Absicht einen Rest bei ihr hinterlassen?«
»Verdammt, glaubst du etwa, es macht mir Spaß, mit allen möglichen Leuten verbunden zu sein? Wenn es eins gibt, was ich aus unserer Beziehung gelernt habe, dann, dass ich das nie wieder erleben möchte.«
Gott, sie fühlte sich tatsächlich gekränkt. Nicht dass sie das Recht dazu hatte. Es war genau dasselbe, was sie sich schon die ganze Zeit sagte. »Dito.« Sie wandte sich ab. »Ich gehe jetzt rein. Kommst du mit?«
»Nein. Ich will erst noch George anrufen und hören, ob es was Neues gibt.« Er ging zum Wagen. »Ich habe übrigens eine Pflegefamilie für Carmela und Rosa gefunden, die sie aufnimmt, wenn das hier vorbei ist und keine Gefahr mehr besteht.«
»Wo denn?«
»In der Nähe der Georgetown University. Das ist eine ruhige Gegend, ich kenne da sehr nette Leute, die bereit sind, sich um die beiden zu kümmern.«
»Normale Leute?«
»Ja«, erwiderte er ernst. »Ich kenne tatsächlich ein paar normale Leute, Kerry. Obwohl ich zugeben muss, dass ich Verrückte wie dich bevorzuge.«
»Verdammt, ich bin nicht –« Er hatte nur gescherzt. Wenn sie nicht so angespannt wäre, hätte sie nie so gereizt darauf reagiert.
»Ich möchte einfach nicht, dass sie denken, die ganze Welt wäre voll von Leuten wie … Die beiden haben schon genug durchgemacht, es muss nicht sein, dass ihnen auch noch ihr Weltbild ins Wanken gerät und –«
»Ich weiß.« Er lächelte. »Hör auf, mir alles erklären zu wollen.
Das brauchst du bei mir nicht.«
Genau das war das Problem, dachte sie verzweifelt. Sie war wütend und aufgebracht, trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass es etwas Tröstliches hatte, sich von ihm vollkommen verstanden und akzeptiert zu fühlen. Es war beinahe so verführerisch wie mit ihm zu schlafen.
»Vergiss es«, murmelte er, während er die Wagentür öffnete.
»Mach dir nichts vor, Kerry. Dir nicht und mir auch nicht.«
Sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, als sie auf das Haus zuging. Sie hätte sich denken können, dass er den einen Gedanken, den sie ihm vorenthalten wollte, sofort mitbekam.
»Sag mir Bescheid, falls George was Neues in Erfahrung
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