Die Spur Des Feuers
Anziehen?«
»Ich werde veranlassen, dass der Krankenhausladen etwas früher aufmacht, und dort ein paar Sachen für Sie kaufen, damit Sie mit dem Nötigsten versorgt sind, bis wir Ihre Sachen aus Atlanta geholt haben.«
»Ich frage Sie erst gar nicht, auf welche Weise Sie das veranlassen wollen.«
»Kein Hokuspokus.« Er nahm ihren Ellbogen. »Simple Bestechung.«
Kerry hatte bereits geduscht und war gerade dabei, sich die Haare zu föhnen, als Silver zwei Stunden später an ihre Tür klopfte.
Er war ebenfalls frisch geduscht und umgezogen und reichte ihr eine Plastiktüte. »Das Badetuch steht Ihnen ausnehmend gut, aber in diesen Klamotten werden Sie sich wohler fühlen. Hose, Sweatshirt und Make-up. Unterwäsche hatten sie leider nicht.
Aber ich habe den Pagen in die Mall geschickt, um welche zu besorgen.«
»Ich nehme an, Sie kennen meine Größe.«
»BH 75 B, Slip 36.« Er setzte sich in den Sessel am Fenster.
»Ich habe den Zimmerservice bestellt. Suppe, ein paar Sandwiches und Kaffee. Okay?«
Sie nickte. »Mir ist alles recht.« Sie ging mit der Plastiktüte ins Bad und schloss die Tür. Wenige Minuten später kam sie bekleidet mit einer braunen Hose und einem grünen Sweatshirt wieder heraus. »Schuhe?«
»Die kommen zusammen mit der Unterwäsche. Sportschuhe in Größe achtunddreißig. New Balance, nicht Nike.«
Ihre Unterkiefer spannten sich. »Sie wissen wohl alles über mich.«
»Nein. Aber es ist schwer, solche Details nicht wahrzunehmen.«
»Als Sie mich beobachtet haben. Haben Sie eine Ahnung, wie wütend mich das macht?«
»Natürlich. Mich würde es auch wütend machen.« Er lächelte schwach. »Wenn Ihre Haare sich so kräuseln, sehen Sie aus wie Little Orphan Annie. Sehr attraktiv. Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich solche Mühe geben, sie zu glätten.«
»Weil ich nicht die kleine Waise Annie bin. Ich bin eine erwachsene Frau, und ich möchte mögen können, was ich bin.«
Sie setzte sich ihm gegenüber. »Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mich täuscht und in meine Privatsphäre eindringt.«
»Das sagten Sie bereits.«
»Weil Sie auf die allerunangenehmste Weise in meine Privatsphäre eingedrungen sind. Das kotzt mich an.«
Er nickte.
»Und dass Sie dieses Monster in unser Leben gebracht haben, werde ich Ihnen nie verzeihen. Ihre Schuld ist nur wenig geringer als die des Mannes, der das Feuer gelegt hat.«
»Das akzeptiere ich.« Ihre Blicke begegneten sich.
»Aber ich glaube, Sie wissen, wer auf Ihrer Hitliste an erster Stelle steht.«
»Und Sie stehen direkt an zweiter Stelle«, erwiderte sie kühl.
»Ich bin alles, was Sie verabscheuen. Ich bin ein richtiger Scheißkerl. Aber Sie würden nicht mit mir reden, wenn Sie nicht einen guten Grund dafür hätten. Also, sagen Sie mir, warum ich hier bin.«
»Ich will Antworten.« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich will dieses Schwein, das Jasons Sohn auf dem Gewissen hat.«
»Dachte ich’s mir. Sie sind eine sehr gefühlvolle Frau und Sie haben eine ausgeprägte mütterliche Seite.«
»Hören Sie auf, mich zu analysieren. In Wirklichkeit wissen Sie nichts über mich.«
Er zuckte die Achseln.
Augenblicklich wurde sie wütend. »Sie verdammter Mistkerl!
Alles, was Sie wissen, ist gestohlen. Ich fühle mich, als hätten Sie mich beraubt.« Sie holte tief Luft, um ihre Wut zu unterdrücken. »Aber das wird nicht wieder passieren. Wenn ich Ihnen helfe, diesen Trask zu finden, dann müssen Sie mir versprechen, dass Sie nie wieder tun, was Sie mit mir gemacht haben, als Charlie starb.«
»Ich verspreche es.«
»Und Sie werden nicht … in meine Privatsphäre eindringen.«
»Nie wieder ohne Ihre Erlaubnis.«
»Und die werden Sie niemals bekommen.«
»Vielleicht. Manche Situationen erfordern radikale Maßnahmen.« Er schüttelte den Kopf, als sie etwas sagen wollte. »Aber ich werde nicht wieder ungebeten in Ihre Privatsphäre eindringen. Normalerweise tue ich das sowieso nicht. Halten Sie mich etwa für einen verdammten Spanner? Es ist sehr ungemütlich, bis ich mich mit allen Ecken und Winkeln auskenne.«
»Ecken und Winkel?«
»Außerdem haben Sie sich mit einer Schutzmauer umgeben.
Es wäre ziemlich schwierig, darüber zu springen.«
»Aber nicht unmöglich?«
Er machte ein finsteres Gesicht. »Typisch, dass Sie mich das fragen, wo ich mir gerade alle Mühe gebe, Sie zu beruhigen.«
»Sie könnten es also tun?«
»Vielleicht. Ich bin ziemlich gut.« Dann fügte er hinzu: »Aber wie ich bereits
Weitere Kostenlose Bücher