Die Spur Des Feuers
wir werden überleben. Das müssen wir ja schließlich, nicht wahr?«
Kerry nickte. »Du bist wunderbar. Charlie wäre stolz auf dich.« Sie zögerte. »Komm mal kurz mit raus auf die Veranda.«
»Wie?«
»Komm einfach mit.« Kerry öffnete die Tür und ging voraus.
»Ich weiß, es ist der falsche Zeitpunkt, aber vielleicht ist er es auch nicht. Nicht für die Kinder.« Sie zeigte auf den riesigen Köter, der am Verandapfosten festgebunden war. »Das ist Sandy. Ich habe ihn so genannt, weil er so aussieht wie der Hund in Annie. Ich habe ihn aus dem Tierheim.«
»Ein Hund?«
»Wenn du erst mal den ganzen Dreck abschrubbst, wird garantiert einer zum Vorschein kommen. Er ist ganz freundlich und stubenrein – hoffe ich. Sieh es einfach so. Es wird für die Kinder eine Herausforderung sein, einen Hund zu –«
»Ich weiß nicht …« Edna runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher –«
»Wenn du ihn nach ein paar Tagen nicht mehr haben willst, ruf mich einfach an, dann suche ich ein anderes Zuhause für ihn.« Sie drückte Edna einen Kuss auf die Wange und ging mit Sam die Stufen hinunter.
»Alles in Ordnung?«, fragte Silver, der am Steuer des SUV
saß. »Sie wirkt nicht gerade begeistert.«
»Er ist ein lieber Hund. Edna ist die geborene Mutter und er wird sie ein bisschen beschäftigen. Es hat mir einfach so Leid getan, Sam den Kindern wegzunehmen.«
»Sie streichelt ihn«, bemerkte Silver. »Ganz vorsichtig.
Vielleicht klappt’s ja.«
»Ich hoffe es.« Kerry wischte sich die Augen, als sie die hintere Seitentür des Wagens öffnete und Sam bedeutete hineinzuspringen. »Wissen Sie was? Das Leben ist beschissen.
Charlie ist tot und seine Familie trauert. Sie werden nie darüber hinwegkommen.«
»Die Zeit heilt alle Wunden.«
»Wahrscheinlich.« Sie stieg ein und schlug die Beifahrertür zu. »Jedenfalls versuche ich mir einzureden, dass es so ist.« Sam hatte die Pfoten auf die Sitzlehne gelegt und versuchte, ihre Wange zu lecken. »Setz dich, du alberner Kerl.« Dann wandte sie sich wieder an Silver.
»Wir können jetzt fahren.«
»Alles erledigt? Was haben Sie getan, als ich Sie eben kurz an Ihrem Büro abgesetzt habe?«
»Ich habe einen der Brandspezialisten um einen Gefallen gebeten. Einer der kleinen Jungen im Krankenhaus soll diese Woche entlassen werden und zu seiner Großmutter zurückkehren, doch die Stationsschwester vermutet, dass die Großmutter ihn misshandelt. Ich musste ein bisschen Zeit gewinnen, damit die Sache von behördlicher Seite untersucht werden kann.«
»Der kleine Josh.«
Sie lächelte bitter. »Wieso wundert es mich nicht, dass Sie das wissen? Sie haben ihn sogar in dem kleinen Märchen auftreten lassen, das Sie für mich inszeniert haben.« Mit einer ungehaltenen Geste hielt sie ihn davon ab, dazu etwas zu sagen.
»Haben Sie schon unsere Flüge gebucht?«
»Selbstverständlich.« Er fuhr los. »Auf dem Flughafen Hartsfield wartet ein Privatflugzeug auf uns. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie Ihren Hund bei sich in der Kabine haben wollen.«
Sie nickte. »Er kann es nicht ausstehen, in diesen Transportkäfigen eingesperrt zu sein. Ich glaube, sie erinnern ihn ans Tierheim.«
»Ein Sensibelchen.« Silver warf einen kurzen Blick auf den Hund. »Na ja, ein zufriedener Hund ist manchmal genauso nützlich wie ein kluger Hund.«
»Er ist klug … manchmal. Vor allem, wenn es ums Fressen geht.« Sie nahm ihr Handy aus der Tasche. »Ich muss meinem Chef Bescheid sagen, dass ich mir ein paar Wochen freinehme.«
Sie verzog das Gesicht. »Er wird nicht gerade begeistert sein, nachdem ich gerade erst so viel Zeit bei Edna und den Kindern verbracht habe.«
»Ich habe Travis bereits gebeten, in Washington anzurufen, damit man Ihnen von dort aus ein bisschen den Weg ebnet.« Er schaute sie von der Seite an. »Wie geht es Ihrem Bruder und seiner Frau?«
»Den Umständen entsprechend. Und wenn Sie schon mal dabei sind, Fäden zu ziehen: Könnten Sie vielleicht eine ordentliche Wohnung auftreiben, wohin Jason Laura mitnehmen kann, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen wird?«
»Kein Problem. Ich dachte, für die ersten ein, zwei Wochen wäre ein gutes Hotel das Beste. Danach besorgen wir ihnen ein nettes kleines Haus. Okay?«
Sie nickte. »Sie haben offenbar an alles gedacht.«
»Mir liegt daran, dass Sie sich keine Sorgen machen müssen.«
Dann fügte er hinzu: »Ich schätze, Sie wären eher skeptisch, wenn ich auch noch sagen würde, ich möchte, dass Sie so
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