Die Spur Des Feuers
mit mir gemacht haben.«
Er nickte. »Aber die Phantasien für diese Leute mussten viel schmutziger und komplexer sein. Ich hatte vorher nicht geahnt, dass das zu meiner Fähigkeit gehörte, aber aus purer Not heraus habe ich mich in dieser Technik zum Experten entwickelt.«
»Was ist nach diesem halben Jahr passiert?«
Er antwortete nicht gleich. »Das scheint Sie ja alles sehr zu interessieren. Versuchen Sie, einen Galgen zu finden, an dem Sie mich erhängen können?«
»Ich suche nach einer Möglichkeit, mich zu schützen. Ich will Sie nicht bestrafen, dafür ist mir meine Zeit zu schade.
Außerdem werde ich Sie vielleicht brauchen, um Trask zu finden.«
»Da bin ich ja erleichtert.« Er bog in den Flughafenparkplatz ein. »Es macht mir nichts aus, Ihnen meine Vergangenheit zu offenbaren, wenn es Sie glücklich macht. Was möchten Sie wissen? Ah, ja, Sie wollten wissen, was ich nach dem halben Jahr gemacht habe, nachdem ich mein Handwerk erlernt hatte.«
»Handwerk?«
»Handwerk, Kunstfertigkeit, Talent. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich lernen musste, die Sache zu kontrollieren, den Wahnsinn in den Griff zu kriegen, wenn ich nicht wirklich verrückt werden wollte.
Also habe ich angefangen, mich nach Gruppen umzusehen, in denen sich Leute mit übersinnlichen Fähigkeiten zusammengetan hatten, und nach wissenschaftlichen Projekten, von denen ich etwas lernen konnte. Ich musste mit äußerster Vorsicht an die Sache herangehen, damit niemand merkte, dass ich auf übersinnlichem Weg von außen Einblick gewinnen konnte. Und auf meiner Suche stieß ich auf Michael und Melissa Travis. Sie waren keine Scharlatane und machten einen ehrlichen Eindruck auf mich, aber soweit ich das beurteilen konnte, gab es in ihrem Umkreis niemanden, der dieselbe spezielle Fähigkeit besaß wie ich, daher waren sie mir keine richtige Hilfe. Ich hatte große Hoffnungen in das Projekt der russischen Regierung gesetzt, doch das hat mir auch nichts gebracht. Ich habe einfach nirgendwo eine Gruppe oder ein Forschungsprojekt gefunden, an dem jemand wie ich beteiligt war.«
»Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, bemerkte sie trocken.
»Also war ich gezwungen, mein Talent auf eigene Faust zu entwickeln. Schließlich habe ich mich einer parapsychologischen Expertengruppe an der Georgetown University angeschlossen und dort meine Nische gefunden.«
»Was denn für eine Nische?«
Er lächelte. »Alles von Spionage über Zusammenarbeit mit der Homeland Security bis zu ehrenamtlicher Arbeit in psychiatrischen Kliniken.«
Sie hob die Brauen. »Himmel, Sie sind ja ein richtiger Held und Wohltäter!«
»Gott bewahre! Das alles diente nur dem Zweck, mein Talent zu erweitern, damit ich meine Gabe unter Kontrolle hatte und nicht umgekehrt. Ich wollte mich nie wieder so hilflos fühlen wie in den ersten Monaten, nachdem ich aus dem Koma erwacht war.« Er schaute sie an. »Ich denke, das werden Sie nachvollziehen können.«
Das konnte sie allerdings, dennoch wollte sie auf keinen Fall zugeben, dass sie etwas mit ihm verband.
»Ich wusste nicht, was mit mir los war, aber ich habe nie geglaubt, ich würde wahnsinnig werden. Ich dachte einfach, ich müsste das, was sich in meinem Kopf abspielte, irgendwie in den Griff kriegen.«
»Nun, unsere Fähigkeiten unterscheiden sich ein wenig. Ihr Talent machte sich in unregelmäßigen Abständen bemerkbar, ich dagegen konnte meinem nicht entkommen. Ich musste mich jeden Tag von neuem damit auseinander setzen. Bis ich gelernt hatte, meine Begabung zu kontrollieren, hatte ich keine Ahnung, in wessen Psyche ich als Nächstes hineingezogen wurde.«
Bei der Vorstellung, wie das sein musste, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Gott, das, was sie mit Trask erlebt hatte, war nur ein kleiner Abklatsch von dem gewesen, was er durchgemacht haben musste, und es war der Stoff, aus dem die Albträume sind. »Ja, das ist natürlich etwas anderes.« Himmel, jetzt hatte sie schon Mitleid mit ihm!, das war ganz sicher ein Riesenfehler. Niemand hatte weniger Mitgefühl verdient als Brad Silver. Er hatte sich seinem Problem gestellt und eine Lösung gefunden, doch das war keine Entschuldigung dafür, dass er in ihre Privatsphäre eingedrungen war.
»Aber ich habe Sie nirgendwo hineingesogen.«
»Stimmt.« Er parkte den Wagen und öffnete die Tür. »Sie sind das Opfer und ich bin der Böse. Ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie mir vergeben.«
»Das ist auch gut so.« Sie sprang
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