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Die Spur Des Feuers

Die Spur Des Feuers

Titel: Die Spur Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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aus. »Es wird nicht lange dauern.«
    »Moment.« Er schaute sich um. »Das ist ziemlich offenes Gelände. Hier kann sich niemand verstecken.« Er nickte. »Also gut. Aber halten Sie sich in Sichtweite.«
    »Natürlich. Alles, was ich sehen will, liegt direkt vor uns.« Sie ging auf die Ruinen zu. Aus der Nähe sah alles noch desolater aus. Zwischen den verkohlten Holzbalken wuchs hier und da büschelweise Gras und Unkraut. Der verzweifelte Versuch der Natur, den Ort der Verwüstung zurückzuerobern, unterstrich die Brutalität des Feuers, von dem das Haus zerstört worden war.
    Fünf Menschen waren hier den Flammen zum Opfer gefallen.
    Eine ganze Familie hatte hier gelebt und sich eher recht als schlecht durchgeschlagen, so wie es zahllose Familien auf der ganzen Welt taten. Hatten sie sich aneinander geklammert, als sie in Trasks Inferno gefangen waren? Oder waren sie jeder für sich allein in ihren Betten gestorben, erstickt in dem tödlichen Rauch? Schon allein bei dem Gedanken daran hatte Kerry das Gefühl, vor Entsetzen, Traurigkeit und Wut zu ersticken.
    »Alles in Ordnung?«, rief Silver vom Wagen aus.
    Sie straffte sich. »Ja, alles in Ordnung.« Sie trat über einen verkohlten Balken hinweg und ging auf den Kamin zu. Nein, es war gar nichts in Ordnung. Am liebsten wäre sie von diesem Ort und von der Erinnerung an Tim Krazky davongelaufen, fort von dem Horror, den der Junge über seine Familie gebracht hatte, indem er Trask beleidigt hatte.
    Hör auf zu jammern, sagte sie sich. Tu, was du dir vorgenommen hast. Denk an Trask. Denk an das, was er getan hat. Stell dir vor, wie er sich gefühlt hat. Sie musste an die Nacht denken, in der sie mit ihm in Berührung gekommen war, um alles in Verbindung zu bringen. Sie musste ihn kennen lernen.
    Vorsichtig berührte sie den Kamin. Die Backsteine waren warm von der Sonne. In jener Nacht waren sie nicht warm gewesen, sondern glühend heiß. Erhitzt von den tödlichen Flammen.
    Heiß. Heiß. Heiß.
    Schreie.
    Verdammter kleiner Scheißer! Du sollst in der Hölle brennen.
    Nein, du sollst heute Nacht brennen.
    Sie versuchten, durch die Haustür zu entkommen, aber daran hatte er gedacht; er hatte ein Hanfseil am Türknauf befestigt und dann am Verandapfosten festgebunden. Er hatte nichts vergessen, dachte er voller Stolz. Am Tag zuvor, als die Familie in der Kirche war, hatte er sämtliche Fenster zugeleimt, und nach Anbruch der Dunkelheit war er ins Haus geschlichen und hatte als Erstes im Schlafzimmer von Krazkys Eltern Feuer gelegt, damit die beiden als Erste im Rauch erstickten. Dann hatte er nur noch in der Nähe warten und aufpassen müssen, dass es Tim, diesem kleinen Scheißer, nicht gelang, ein Fenster einzuschlagen und zu entkommen. Aber er hatte Tim nirgendwo gesehen, inzwischen war das ganze Haus voller Rauch. Es würde nicht mehr lange dauern, bis alle zu schwach waren, um zu – Am Fenster war ein Gesicht zu sehen. Tims Schwester Marcy. Sie weinte und schlug mit den Fäusten gegen die Scheibe. Sie war schon immer mutiger gewesen als Tim. Wo steckte Tim? Wahrscheinlich versteckte er sich unter dem Bett.
    Marcy begann zu Boden zu sinken, während sie sich mit den Händen an der Fensterbank festkrallte.
    Keine Kraft mehr, um mit den Fäusten gegen die Scheibe zu schlagen.
    Er lief auf das Haus zu und löste das Seil, mit dem er die Tür festgebunden hatte. Dann lief er nach hinten und löste das Seil von der Küchentür.
    Sekunden später stand das ganze Haus in Flammen. Von seinem Beobachtungsposten aus spürte er die Hitze im Gesicht.
    Stirb, du Mistkerl!
    Er wünschte, er könnte das brennende Fleisch dieses Arschlochs riechen. Bisher hatte er nur einmal brennendes Fleisch gerochen. Letztes Jahr, als er beim Ausprobieren von Möglichkeiten, es Tim heimzuzahlen, zwei Landstreicher, die im Wald schliefen, angezündet hatte. Es hatte gerochen wie Schweinebraten, nur irgendwie anders, viel angenehmer.
    Vielleicht wenn er ein Fenster einschlug, könnte er – Nein, er musste zusehen, dass er über den Fluss in den Wald gelangte und dann nach Hause kam. Womöglich hatte inzwischen jemand das Feuer bemerkt. Natürlich hatte er dafür gesorgt, dass niemand die Krazkys rechtzeitig retten konnte. Er hatte die Telefonleitung, die ins Haus führte, schon am frühen Abend verschmort. Dabei hätte Tims Vater, der den Müll nach draußen brachte, ihn sogar um ein Haar erwischt.
    Müll. Die waren mittlerweile alle Müll da drinnen. Weniger als Müll.

    Das Wasser war

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