Die Spur Des Feuers
Krankenhaus entlassen würde, und sie hatte ihn gebeten, sich zu melden, sobald sie sich in ihrem Hotel eingerichtet hatten.
»Kerry?«
Ihre Hand umklammerte das Telefon. Ihr Vater war der Letzte, mit dem sie sich ausgerechnet jetzt auseinander setzen wollte.
»Hallo. Das ist ja eine Überraschung!«
»Eigentlich dürfte es dich nicht überraschen«, sagte Ron Murphy mit einem leicht sarkastischen Unterton. »Ich hatte Jason gebeten, dir zu sagen, dass ich dich sprechen möchte. Er meinte, du hättest es zurzeit ziemlich schwer.«
»Jason hat es schwer. Mir geht es gut.«
»Das sagst du doch immer. Jedes Mal wenn ich versuche, dir zu helfen, machst du dicht.«
»Wenn ich mich recht erinnere, bin ich in der Klapsmühle gelandet, als du das letzte Mal versucht hast, mir zu helfen.«
»Himmel, Herrgott, du warst … Ich hielt es für das Beste.« Er holte tief Luft. »Lass es endlich gut sein, Kerry. Das Leben ist zu kurz, um einen Groll zu pflegen. Das habe ich erst kürzlich gelernt.«
»Ich pflege keinen Groll. Ich bin einfach nur auf der Hut.«
Dieses Gespräch wurde unerträglich. Sie musste es unbedingt beenden. »Warum rufst du an?«
»Du bist meine Tochter. Ist es nicht nachvollziehbar, dass ich mich erkundigen möchte, ob es dir gut geht?«
Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Und der Brand in Jasons Haus war … sehr merkwürdig.«
Sie zuckte zusammen. »Glaubst du etwa, ich hätte das Feuer gelegt? Mein Gott, ich liebe Jason.«
»Mach dich nicht lächerlich. Du ziehst voreilige Schlüsse. Ich habe nie behauptet, du –«
»Aber ist es nicht genau das, was du von einer Verrückten erwartest? Hast du mich nicht genau deswegen einsperren lassen?«
»Ich habe dich einweisen lassen, weil ich um dein Wohl besorgt war. Und ich weiß, dass du Laura und Jason niemals absichtlich wehtun würdest.«
»Absichtlich?«
»Ich habe mich erkundigt, und es besteht kein Zweifel, dass es sich um Brandstiftung gehandelt hat. Doch mehr als das konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Die Sache ist unter Verschluss, und wenn man Fragen stellt, läuft man nur gegen Wände. Dann erfahre ich, dass du auf unbestimmte Zeit Urlaub genommen und die Stadt verlassen hast. Dabei bin ich mir verdammt sicher, dass du in dieser für sie schwierigen Zeit viel lieber bei Jason und Laura wärst. Also, was ist los, Kerry?«
»Was glaubst du denn, was los ist?«
»Ich fürchte, dass du dich auf etwas eingelassen hast, was ziemlich gefährlich ist. Ich frage mich, warum ein Brandstifter Jasons Haus ausgerechnet in der Nacht angezündet hat, als du dort warst.«
»Und auf welche Antwort bist du gekommen?«
»Du hast es dauernd mit Verrückten zu tun. Vielleicht hat einer davon beschlossen, sich an dir zu rächen. Aber das beantwortet nicht die Frage, warum der Bericht der Brandspezialisten unter Verschluss ist. Oder wer das Feuer gelegt hat.«
»Und trotz all deiner Kontakte als Journalist kriegst du keine Informationen? Das muss ja wirklich frustrierend für dich sein.«
»Es ist mehr als frustrierend. Verdammt, Kerry, ich lasse mich nicht aus dieser Sache ausschließen«, sagte er leicht gereizt.
»Jason ist mein Sohn, und ich hatte mich darauf gefreut, Großvater zu werden. Ich bin stinkwütend, und ich will wissen, wer uns das angetan hat. Ich denke, du weißt, wer es war. Sag es mir, verdammt!«
»Von wegen, du rufst an, um dich nach meinem Wohlergehen zu erkundigen!« Sie fiel ihm müde ins Wort, als er etwas entgegnen wollte. »Ich mache dir keinen Vorwurf. Warum solltest du dir Sorgen um mich machen? Wir funken einfach nicht auf derselben Wellenlänge. Das war schon immer so. Und ich glaube dir, dass du dir Sorgen um Jason machst.«
»Danke«, sagte er sarkastisch. »Es freut mich, dass du mir menschliche Gefühle zutraust.«
Sie hatte nie bezweifelt, dass er Zuneigung empfinden konnte.
Aber es war ihr nie gelungen, einen Draht zu ihm zu finden.
Und nachdem er sie hatte einweisen lassen, wollte sie das auch gar nicht mehr. »Jason und Laura sind in Sicherheit. Dafür habe ich gesorgt. Und ich bin ebenfalls in Sicherheit. Halt dich da raus.«
»Den Teufel werde ich tun. Wo bist du?«
»Halt dich da raus«, sagte sie noch einmal, dann legte sie auf.
Himmel, war das schwierig gewesen! Sie fühlte sich so aufgerieben und verletzt und wütend wie immer, wenn sie mit ihrem Vater telefoniert hatte, und ausgerechnet jetzt konnte sie den zusätzlichen Stress überhaupt nicht gebrauchen. Am besten, sie verdrängte
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