Die Spur Des Feuers
eine der Barrieren, die wir entfernen müssen. «
» Er hat mit dem, was wir hier machen, überhaupt nichts zu tun. «
» Doch, das hat er. Ich muss den Weg frei machen. « Er schloss die Augen. » Oder du musst es selbst tun. «
Sie starrte ihn fassungslos an. » Schläfst du etwa ein? «
» Wahrscheinlich. Ich bin müde. Ich habe schon zwei Nächte hintereinander nicht geschlafen, und wir kommen keinen Schritt weiter, ehe wir uns nicht einig sind, dass wir zusammen sind. «
» Und du lässt mich einfach hier allein? «
» Ich werde bei dir sein. Das Szenario kann ich auch aufrechterhalten. « Er lächelte. » Ich kenne dich so gut, dass ich das im Schlaf schaffe. «
» Ich weiß gar nicht, ob ich will, dass du das Szenario aufrecht
… «
» Ich bin zu müde. « Er gähnte wieder. » Weck mich, wenn du irgendwelche Fragen hast … «
Er war tatsächlich eingeschlafen, stellte sie empört fest.
Natürlich schlief er. Sie selbst schlief ja ebenfalls. Das war bloß wieder eine von Silvers Versuchen, sie zu manipulieren.
Und das Konzept war zu verwirrend, als dass sie sich jetzt näher damit beschäftigen könnte.
Sie blickte auf den See hinaus. Er sah blau und tief und sauber aus. Kerry fragte sich, ob sie das Wasser spüren würde, wenn sie ihre Hand hineinhielt. Wahrscheinlich. Silver war ziemlich gründlich.
Aber sie wollte ihn nicht testen. Sie war müde und überreizt und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Silver weiterschlief, denn dieses verdammte Szenario reichte ihr schon, sie hatte keine Lust, sich auch noch mit ihm auseinander zu setzen.
Zugegeben, es war eine angenehme Ablenkung von der Realität. Sie spürte die leichte Brise in den Haaren, roch den Duft der Veilchen. Bei der Gestaltung dieser Traumwelt hatte er wirklich an jedes Detail gedacht. Wie machte er das bloß?
Es hatte keinen Zweck, sich über Silvers Talent den Kopf zu zerbrechen. Sie sollte sich einfach damit abfinden, dass es existierte, und es ebenso benutzen, wie er vorhatte, sie zu benutzen.
Hörst du zu, Silver?
Keine Antwort. Vielleicht schlief er ja tatsächlich.
Ihre Anspannung ließ ein wenig nach, als sie ihn anschaute.
Seine weichen Lippen waren leicht geöffnet und sein Körper erinnerte sie an eine schlafende Katze. Er wirkte bei weitem nicht so gefährlich wie im wachen Zustand.
Hatte er etwa einen posthypnotischen Befehl hinterlassen, damit sie das dachte?, fragte sie sich plötzlich.
» Nein. « Er öffnete die Augen. » Ich habe nur die Barrieren entfernt. Du würdest mir nicht vertrauen, wenn ich an irgendwelche anderen Dinge rührte. « Er schloss wieder die Augen. » Würdest du mich jetzt bitte schlafen lassen? «
» Wie hab ich dich denn geweckt? «
» Mit Schärfe … Wir sind jetzt miteinander verbunden, und ich kann die Schärfe spüren. «
Verbunden.
Instinktiv lehnte sie das ab. Sie wollte auf keine Weise mit ihm verbunden sein. » Ich hätte nicht gedacht, dass es … Es gefällt mir nicht. «
» Zu spät … Wir reden später darüber. «
Zu spät.
Denn sie spürte die Verbindung auch. Sie war kaum wahrnehmbar, aber sie war da.
Also gut. Sie hatte es so haben wollen. Jetzt musste sie es akzeptieren.
Sie zwang sich, ihren Blick von ihm loszureißen und auf den See hinauszublicken. Entspannen. Sie musste sich daran gewöhnen. Je eher sie das Notwendige lernte, desto eher würde die Verbindung aufgehoben.
Sie musste sich innerlich öffnen. Die Augen schließen. Sich entspannen. Das seltsame Gefühl, mit Silver verbunden zu sein, ignorieren …
» Ich gehe jetzt « , sagte Silver.
Als sie die Augen öffnete, sah sie die Sonne über dem See untergehen. Alles wirkte weicher im sanften Zwielicht. Wie lange war sie schon hier?, fragte sie sich. Sie war eingeschlafen, aufgewacht und wieder eingeschlafen.
» Lange genug. « Silver lächelte sie an. » Und jetzt wirst du tief schlafen und entspannt und ausgeruht aufwachen. «
» Das klingt verdächtig nach einer posthypnotischen Suggestion. «
» Richtig, es ist ein Vorschlag. Nimm ihn an oder lass es. «
» Benutzt du nie Hypnose? « , fragte sie skeptisch.
» Nicht bei dir, das habe ich dir doch gesagt. Ich verspreche es dir. Manchmal, bei geistig verwirrten Menschen, bleibt mir nichts anderes übrig. «
» Bei wem denn zum Beispiel? «
» Bei Gillen. «
» Ah ja, der Mann, mit dem du dauernd telefonierst. Wer ist er? «
» Einer von Travis’ Schützlingen. Er befindet sich in einer psychiatrischen Anstalt im Hinterland
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