Die Spur Des Feuers
über die Brüstung. Spring über die Brüstung.
Sie sprang, hinein in Rauch und Flammen.
Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, als die Flammen sie umhüllten.
»Sie ist unten.« Kerry packte Silver am Arm. »Ich hab gesehen, wie sie im Sprungtuch gelandet ist. Los, kommen Sie!«
»Okay.« Er schüttelte den Kopf, um wieder wach zu werden.
»Gehen wir.« Er ging zu den Feuerwehrleuten hinüber, die um das Sprungtuch herumstanden.
»Lebt sie?«, fragte Kerry, die hinter ihm herlief. »Wissen Sie, ob –?«
»Ja, sie lebt«, fiel Silver ihr ins Wort. »Ich weiß nicht, wie schwer sie verletzt ist. Ich habe den Kontakt abgebrochen, als sie gesprungen ist.« Er schob sich durch die Feuerwehrleute, bis er Carmela sehen konnte. Sie lag reglos und bleich auf dem Sprungtuch. Der Notarzt war gerade dabei, ihr eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht zu drücken. Ihre Kleider waren in Fetzen und ihre Haare ums Gesicht herum versengt.
»Sie sieht furchtbar aus«, flüsterte Kerry. »Die arme Kleine.«
»Stures Geschöpf!«, sagte Silver grimmig. »Ich dachte schon, ich würde sie nie dazu bringen, dass sie springt. Schließlich musste ich in ihre Psyche eindringen und die Entscheidung treffen.«
»Warum haben Sie das nicht von Anfang an gemacht?«
»Ich wollte ihr keinen Schaden zufügen. Das kann immer passieren, wenn man Gewalt anwendet.«
Sie schaute ihn an. »Und? Haben Sie Gewalt angewendet?«
»Das werden wir sehen, wenn sie aufwacht.«
»Falls sie aufwacht.« Kerry sah zu, wie die Notärzte das Mädchen versorgten. Nicht aufgeben, Carmela. Trask will, dass du aufgibst. Lass ihn nicht gewinnen.
»Sie wird überleben«, sagte Silver, als er ins Wartezimmer zurückkam. Er hatte sich soeben mit dem Arzt der Notaufnahme unterhalten. »Verbrennungen zweiten Grades am Rücken.
Schock. Leichte Rauchvergiftung.«
Er holte tief Luft. »Noch nicht ansprechbar.«
Kerry zuckte zusammen. »Schaden?«
»Das kann ich erst sagen, wenn sie aufwacht. Ich glaube jedoch nicht.«
»Aber wissen tun Sie’s nicht?«
»Was wollen Sie von mir hören? Ich würde Sie ja gern beruhigen, doch das kann ich nicht.« Seine Lippen spannten sich. »Verdammt, ich würde mich ja gern selbst beruhigen.
Glauben Sie vielleicht, ich hätte Lust, mich mit dieser Schuld zu belasten? Sie ist noch fast ein Kind.«
Kerry empfand Sympathie für ihn, als sie sein Gesicht sah.
»Sie mussten es tun. Sie hatten keine andere Wahl. Wenn Sie es nicht getan hätten, wäre sie verbrannt.«
»Ja, das sage ich mir auch.« Er trat ans Fenster. »Sie brauchen nicht hier zu bleiben. Es kann noch Stunden dauern, bis sie aufwacht. Ich rufe Sie an.«
Er quälte sich. Plötzlich war ihr klar, dass sie ihn nicht allein lassen konnte. »Ich bleibe hier.«
»Um mir die Hand zu halten? Kommt da der mütterliche Instinkt wieder durch? Das brauche ich nicht, Kerry.«
»Halten Sie die Klappe.« Sie setzte sich. »Ich bleibe hier.«
Er schaute sie an und zuckte die Achseln. »Tun Sie, was Sie wollen.«
Er war schwierig, schroff und häufig mürrisch, aber inzwischen wusste Kerry, was sich unter seiner harten Oberfläche verbarg. Sie lehnte sich gegen die Wand.
»Keine Sorge, darauf können Sie sich verlassen.«
Erst acht Stunden später wachte Carmela auf.
Kerry war halb eingeschlafen, als sie merkte, wie Silver plötzlich in seinem Sessel zusammenzuckte. »Was ist?«
Er antwortete nicht. In seinem Gesicht lag derselbe konzentrierte Ausdruck, den sie an ihm gesehen hatte, als Carmela auf dem Dach gestanden hatte.
Mit angehaltenem Atem wartete sie ab.
Zehn Minuten später schaute Silver sie lächelnd an.
»Alles in Ordnung.«
Kerry atmete erleichtert auf. »Keine schlimmen Nebenwirkungen?«
»Keine Schäden. Sie war ein bisschen besorgt, weil sie dachte, sie hätte da oben auf dem Dach Stimmen gehört. Aber ich konnte sie davon überzeugen, dass es nur der Schock war, der ihrer Phantasie einen Streich gespielt hatte. Wenn sie aufwacht, wird sie glauben, dass sie die Entscheidung, zu springen, ganz allein getroffen hat.«
»Sehr gut. Ich habe ihre Mutter noch gar nicht gesehen. Wo ist sie?«
Silver schüttelte den Kopf. »Die hat sich nicht blicken lassen.«
»Dann hatte Carmela vielleicht gute Gründe, von zu Hause wegzulaufen. Welche Mutter würde sich nicht um ihre Tochter kümmern, die verletzt und verschreckt im Krankenhaus liegt?«
Kerry stand auf. »Lassen Sie uns mit den Ärzten reden.
Vielleicht dürfen wir sie ja besuchen.«
»Sie weiß doch gar
Weitere Kostenlose Bücher