Die Spur Des Feuers
rufen Sie an?«, wollte Silver wissen.
»Jemanden, dem ich vertraue.«
Sirenen.
Trask erstarrte, als er das zuckende rote Licht der Feuerwehrwagen erblickte, die am Ende der Straße aufgetaucht waren. Kein Zweifel, sie kamen in seine Richtung.
»Kluges Mädchen«, murmelte er vor sich hin. Sie hatte den Test doch nicht vermasselt – noch nicht. Kerry hatte tatsächlich herausgefunden, um welches Lagerhaus es sich handelte, aber sie würde nicht rechtzeitig eintreffen, um das Mädchen zu retten. Er brauchte nur auf den Knopf der Fernbedienung zu drücken, die er in der Hand hielt, und sich in Sicherheit zu bringen. Zu schade, dass er nicht bleiben und die Früchte seiner Arbeit genießen konnte, aber in wenigen Minuten würde es hier von Polizei und Feuerwehrleuten nur so wimmeln.
Kerry hatte ihn um das Vergnügen gebracht. Seltsam, dass er keine Wut auf sie empfand. Im Gegenteil, in seine Enttäuschung mischte sich so etwas wie Stolz. Ein ähnlicher Stolz wie der, den er empfand, wenn er beobachtete, wie Firestorm wütete.
Aber ihr würde er auch eine Enttäuschung bereiten, indem er ihr zeigte, dass sie nur fast erfolgreich gewesen war. Es war nur fair.
Er drückte auf den roten Knopf.
Rauch!
Carmela fuhr erschrocken aus dem Schlaf. Sie bekam kaum Luft.
Der Rauch, der das Büro füllte, war so dicht, dass sie kaum etwas sehen konnte. Aber das, was sie sah, jagte ihr Angst und Schrecken ein. Rote Glut schien durch den Türrahmen und erleuchtete den Raum.
Feuer.
Heilige Mutter Gottes, sie würde sterben!
Nein. Sie würde nicht sterben. Sie musste einen Ausweg finden.
Sie sprang auf und lief zur Tür.
Sie riss die Tür auf.
Der Korridor war ein loderndes Inferno. Wie ein hungriges Untier fraßen die Flammen sich die Treppe hinunter ins untere Stockwerk. Das Feuer breitete sich mit unglaublicher Geschwindigkeit aus und hatte bereits auf den ersten Stock übergegriffen.
Aber die Treppe, die zum Dach führte, war intakt – noch.
Carmela lief auf die Treppe zu.
Hitze.
Glühende Hitze.
Sie lief die Treppe hinauf. Am Ende der Treppe sah sie eine Tür.
Was, wenn sie verriegelt war?
Sie hatte keine andere Wahl.
Herr im Himmel, die Stufen hinter ihr standen schon in Flammen.
Lieber Gott, mach, dass die Tür nicht verriegelt ist.
Kerry und Silver waren noch fünf Minuten vom Lagerhaus entfernt, als Kerry von weitem das Geräusch von Feuerwehrsirenen hörte.
Erleichtert atmete sie auf. »Sie sind unterwegs. Sie müssen fast –«
Schmerz.
Pochen in den Schläfen.
Sie taumelte in die Dunkelheit.
Scheußlichkeit.
Dreck.
Feuer. Feuer. Feuer.
»Kerry?«
Sie konnte nicht antworten. Um sie herum züngelten und leckten die Flammen – und um ihn herum. Trask. Sie waren zusammen, und Firestorm – »Kerry!« Diesmal war es ein Befehl. »Kämpfen Sie dagegen an. Wehren Sie sich gegen ihn.«
Sich gegen ihn wehren. Ja, sie durfte sich nicht in diese Dunkelheit hineinziehen lassen. Sie kämpfte. Schwer. Es war so schwer.
Frei.
Und doch nicht frei.
»Was passiert?«, fragte Silver.
»Er hat es getan«, flüsterte Kerry. »Er hatte eigentlich vor, zu warten, bis ich dort bin, aber er wollte nicht entdeckt werden.«
»Er hat das Lagerhaus angezündet?«
»Ja. Er war in dem Gebäude auf der anderen Straßenseite, aber jetzt ist er draußen.«
»Wo?«
»Hintertür. Nicht auf der Straße, wo das Lagerhaus –«
Sie schloss die Augen. »O Gott, er denkt an Carmela! Er wünscht sich … Kein Ausweg für sie. Aber er wollte es so gern sehen.«
»Warum gibt es keinen Ausweg für sie?«
»Er hat das Feuer auf der Etage ausgelöst, auf der sie schlief.
Firestorm ist zu schnell …« Sie zitterte. »Sie wird sterben. Er weiß, dass sie sterben wird.«
»Ich rufe Ledbruk an, vielleicht kann er Trask schnappen.
Sagen Sie mir, wo er ist.«
»Sie wird sterben«, flüsterte Kerry.
»Kerry!«
»Er ist zwei Straßen weit entfernt und steigt gerade in einen dunkelgrauen Van. Er fährt los. Er schaut über seine Schulter und er kann das brennende Lagerhaus sehen. Es sieht aus wie eine Feuersäule. Niemand hätte eine Chance gehabt, aus dem Gebäude zu entkommen. Er ist sehr zufrieden mit sich. Er stellt sich vor, wie Carmela verbrennt. Ihr Fleisch verschmort und wird schwarz –«
»Okay, koppeln Sie sich von ihm ab.«
»Sie wird sterben.«
»Kerry, können Sie das Nummernschild an dem Van erkennen?«
»Nein, ich kann nur sehen, was er sieht.«
Vage nahm sie wahr, wie Silver eine Nummer in sein Handy
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