Die Spur Des Feuers
nicht, wer wir sind.«
»Das spielt keine Rolle. Ich sage ihr einfach, wir sind Sozialarbeiter oder irgend so was. Seit dem Tag, als Trask mir gesagt hat, dass er sich Carmela als Opfer ausgesucht hat, denke ich dauernd an sie und mache mir Sorgen. Ich kann nicht einfach weggehen, ohne sie kennen gelernt zu haben.«
Er stand auf. »Also gut, besuchen wir das Mädchen.«
»Ich will nicht mit Ihnen reden.« Carmela schaute Kerry misstrauisch an. »Und ich beantworte keine Fragen.«
»Wir stellen dir keine Fragen.« Kerry lächelte. »Wir sind nur vorbeigekommen, um uns zu erkundigen, ob wir irgendwas für dich tun können.«
»Sie können dafür sorgen, dass ich aus dem Krankenhaus rauskomme. Ich kann das hier nicht bezahlen.«
»Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die Rechnung übernimmt der Eigentümer des Lagerhauses. Er hofft bloß, dass du ihn nicht verklagst.«
Carmela runzelte zweifelnd die Stirn. »Wirklich?«
»Ich verspreche dir, dass du keine Rechnung bekommen wirst«, sagte Silver. »Sieh einfach zu, dass du wieder gesund wirst.«
Sie schwieg einen Moment. »Macht er sich wirklich Sorgen, ich könnte ihn verklagen? Glauben Sie, ich könnte eine Entschädigung von ihm bekommen?«
Kerry war enttäuscht. »Vielleicht. An wie viel hattest du denn gedacht?«
»Nicht viel. Nur so viel, dass ich uns eine Wohnung besorgen kann und dass wir genug haben, bis ich einen Job finde.«
»Wir?«
»Ich möchte mit meiner Schwester Rosa zusammenwohnen.«
Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich hab’s ihr versprochen.«
»Und wie alt ist Rosa?«
»Zwölf.«
»Dann ist sie noch minderjährig, ebenso wie du«, sagte Kerry.
»Kein Richter wird gestatten, dass sie von zu Hause auszieht.
Und wahrscheinlich wird das Gericht auch von dir verlangen, dass du nach Hause zurückgehst.«
»Nein!« Carmela holte tief Luft. »Ich gehe nicht zurück nach Hause.«
»Warum nicht?«
»Das brauche ich Ihnen überhaupt nicht zu sagen. Ich will einfach nicht.«
»Aber das ist kein akzeptabler Grund.«
»Meine Mutter will mich sowieso nicht wieder bei sich haben.« Sie leckte sich die Lippen. »Rosa ist ihr auch im Weg.
Ohne uns hat sie es besser.«
»Warum ist Rosa ihr im Weg?«
»Einfach so.« Sie starrte Kerry trotzig an. »Finden Sie raus, ob ich von dem Eigentümer Geld kriegen kann. Und sagen Sie meiner Mutter nichts davon.«
»Weil sie dir das Geld wegnehmen würde?«, wollte Silver wissen.
»Das hab ich nicht gesagt«, antwortete Carmela. »Versuchen Sie nicht, meine Mutter in Schwierigkeiten zu bringen. Das ist alles nicht ihre Schuld.«
»Wessen Schuld ist es dann?«, fragte Kerry.
»Der Freund«, sagte Silver plötzlich. »Wie hieß er gleich?
Don … Harvey?«
Carmelas Augen weiteten sich. »Woher zum Teufel wissen Sie von Don?«
Kerry warf Silver einen Blick zu.
Er zuckte die Achseln. »Die Polizei musste deine Mutter darüber informieren, was mit dir passiert ist. Harvey wohnt mit deiner Mutter zusammen, stimmt’s?«
Sie zögerte. »Ja.«
»Und deswegen bist du von zu Hause weggelaufen.«
»Es ist nicht ihre Schuld. Sie braucht jemanden, und sie kann nicht … Sie ist einsam. Wir beide reichen ihr nicht.«
»Du magst den Mann nicht?«
Sie funkelte Silver wütend an. »Ich will keine Fragen über Mom und Don beantworten.«
»Deine Mutter ist nicht hier. Sie hätte reichlich Zeit gehabt, hierher zu kommen, nachdem sie erfahren hat, dass du im Krankenhaus liegst.«
»Sie muss arbeiten. Wahrscheinlich hat sie keinen Urlaub bekommen.«
Allmählich wurde Carmelas Mutter Kerry immer unsympathischer. »Bestimmt hast du Recht.«
»Ich will jetzt nichts mehr sagen.« Carmela schloss die Augen.
»Wenn Sie mir helfen wollen, sorgen Sie dafür, dass ich das Geld kriege.«
»Wir wollen dir helfen«, sagte Kerry sanft. »Du ruhst dich aus und tust, was die Ärzte dir sagen, und wir überlegen uns in der Zwischenzeit, was wir tun können.« Sie gab Silver ein Zeichen und ging zur Tür. »Vielleicht gibt es einen Ausweg für Rosa.«
»Sie brauchen keinen Ausweg zu suchen, ich habe ihn schon gefunden. Ich werde mich um meine Schwester kümmern.
Wenn Sie sie nicht da rausholen, dann mache ich das.« Carmela öffnete die Augen, als sie gerade die Tür schließen wollten.
»Und Sie besorgen mir das Geld, das ich brauche, um sie zu ernähren.«
»Was ist mit ihrer Mutter?«, fragte Kerry, als sie neben Silver den Korridor entlangging. »Ich nehme an, das mit dem Freund haben Sie nicht
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