Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
der alten getreten war, ruhte einfach. Sie war fühlbar da, auch wenn sie sich weigerte, den kleinsten Finger zu krümmen .
    »Ich bin Tobias. Wer ... bist du? Zu wem gehörst du? Du mußt dich ... in acht nehmen vor dieser Hand ...!«
    Liliths Blick fand den jungen Burschen, der ihr die Worte schrill zugerufen hatte und dessen Augen unablässig zwischen ihr und einem etwas entfernter am Boden liegenden Toten hin und her gingen. Schon ein flüchtiger Blick genügte, um auch Lilith begreifen zu lassen, was dieser Tobias noch vor ihr erkannt hatte: Die Hand, die dem Leichnam dort verblieben war, paßte vom Aussehen her per-fekt zu der, die jetzt Lenas Arm anhaftete!
    Lilith wollte etwas antworten, doch die Ereignisse, für die Salvat verantwortlich war, lenkten sie ab.
    Unwiderstehlich wurde ihr Blick dorthin gezogen, wo der Geflügelte schwebte, dessen aus den Schulterblättern gebrochene Schwingen weder aus ledriger Haut noch aus Federn bestanden, vielmehr aus etwas, das sich unaufhörlich ineinander wand und schlängelte und knotete, als schaute man in eine Grube voller Schlangen.
    Aus den Augenwinkeln glaubte Lilith zu sehen, wie auch der bei ihr stehende Jüngling das Gesicht dorthin drehte, wo Salvat wütete ...
    ... oder vielmehr in seinem Wüten innegehalten hatte!
    Warum zögerte er plötzlich, die Klinge aus Rubin (alles in Lilith sträubte sich, den Ausdruck Flammenschwert noch einmal zu gebrauchen) gegen den Kokon zu richten? Ihn zu zerteilen und die darin befindliche Brut gleich mit zu spalten, wie es ganz offenbar in seiner ursprünglichen Absicht gelegen hatte?
    Beeindruckte es ihn so nachhaltig, daß er Lilith verletzt hatte?
    Unsinn!
    DIESER Salvat hätte noch ganz andere Opfer gebracht, darauf hätte Lilith jeden Eid geschworen!
    Sie hatte ja selbst schon fast verdrängt, was sie einander in den zurückliegenden Nächten geschenkt hatten. Sie und der andere Salvat, der sich von diesem berserkerhaften Wüterich unterschied wie der Tag von der Nacht!
    Schon nach der Dauer weniger Herzschläge wurde Lilith siedend heiß klar, daß auch dieser Salvat nicht unbezwingbar und bei weitem nicht so mächtig war, wie sein Auftreten hatte glauben machen sollen.
    Salvat zögerte nicht etwa, den Kokon zu zerstören, weil er urplötzlich den Sinn seines Vorhabens in Frage gestellt hätte. Sondern weil das, was sich in der sich pulsierenden Hülle verbarg, seinem Wollen etwas gleich Mächtiges entgegensetzte!
    Die Brut darin hatte begonnen, sich zu wehren!
    Kaum noch ein Faden glomm. Der Prozeß, aus dem etwas hervorgehen würde, was auf dieser Welt ohnegleichen war, stand unmittelbar vor seinem Abschluß.
    Vielleicht war er bereits vollendet, und das Biest (wie sonst sollte man es nennen?) holte bereits aus, den Kokon selbst zu zerfetzen .
    Salvat war in Gefahr!
    Und er wußte es!
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet, wie verzweifelt er gegen den Willen anfocht, der sich aus dem bleichen Sack heraus in seinen eigenen gegraben hatte, als wollte er ihn zwingen, die Klinge, die seit Minuten wie eingefroren in der Luft hing, gegen sich selbst zu führen!
    Das durfte nicht geschehen.
    Niemals.
    Und ganz bestimmt nicht hier, denn wer außer diesem geflügelten Zerrbild Salvats hätte diesem Ding, das unter dem Kokon ausgebrütet wurde und eine überwältigende animalische Kraft ausströmte, noch die Stirn bieten sollen?
    Ich ganz bestimmt nicht! dachte Lilith, mit Gedanken so vehement und lautlos wie das Verderben, das vor ihren und den Augen der Bruderschaft die Oberhand über Salvat zu erringen drohte.
    Und dann - mit einem Schrei, einem Gebrüll, das auch noch jene Scheiben zum Bersten brachte, die dem ersten Ansturm widerstanden hatten, löste sich Salvat doch aus seiner Erstarrung und gebrauchte die Waffe, die zu keinem anderen Zweck erschaffen schien.
    Aber würde er sie auch in den Kokon schlagen können, an dem in diesem Moment auch der allerletzte Spinnfaden aufhörte, gespenstisch kalt zu leuchten?
    Oder würde sie sich nun doch gegen Salvat selbst wenden, gelenkt von der ehernen Bosheit, die in dem Kokon atmete und zuckte?
    *
    Zur gleichen Zeit
    Die Augen des zum Greis gewordenen Kindes waren rot unterlaufen. Manche der Äderchen schienen nicht nur geschwollen zu sein, sondern unter gewaltigem Überdruck zerplatzt. Dabei hatten sie Segmente der Augäpfel in Blut getränkt, das sich seither schlierenartig in den Gilb der Iris fraß.
    Dennoch: Davids Pupillen taxierten scharf. Ihnen entging nichts, keine noch

Weitere Kostenlose Bücher